Mein verruchter Marquess
und drehte sich noch einmal um. „Max", sagte sie zögernd.
„Bitte lass mich teilhaben an dem, was in deinem Leben geschieht, ja? Unsere Eltern mögen nicht mehr da sein, aber du bist noch immer mein Bruder. Du bist alles, was ich noch habe." Mit einem herzlichen Lächeln sah sie Daphne an. „Und Miss
Starling, wenn ich irgendwie bei der Planung der Hochzeit behilflich sein kann, zögern Sie nicht, mich zu rufen. Es wäre mir die größte Freude, daran teilzuhaben."
„Sie sind so liebenswürdig, Mylady. Ich werde Ihnen gewiss schreiben." Ihre Freundlichkeit rührte Daphne.
Lady Thurloe nickte. „Dodsley kann Ihnen die Adresse meines Landsitzes in Berkshire geben. Ihr seid beide jederzeit dort willkommen. Noch einmal - meine Glückwünsche."
„Auf Wiedersehen", riefen die Kinder und winkten.
„Auf Wiedersehen, vielen Dank", erwiderte Daphne und winkte zurück.
Der Herr des Hauses stand immer noch da, mit hängenden Armen. Seine Miene hatte sich verfinstert, er wirkte nachdenklich und in sich zurückgezogen. Nachdem sie fort waren, sah Daphne ihn an. Was ist los mit dir, fragte sie sich, aber als er sie mit gerunzelter Stirn betrachtete, beschloss sie, kein Risiko einzugehen.
„Ich werde gehen, wenn es Ihnen nichts ausmacht", sagte sie zögernd. „Es wird spät. Mein Vater wird sich fragen, wo ich bin."
Er senkte den Blick und zog sich in seine eigenen Gedanken zurück.
Steif und verlegen begaben sie sich wieder nach unten, wo der Butler Daphne Hut und Handschuhe zurückgab und Lord Rotherstone in den Mantel half.
Dem schweigenden Gang zurück zur Kutsche folgte eine lange und unbehagliche Fahrt zum Haus ihrer Familie in South Kensington.
„Ich bedaure die Störung sehr", sagte er endlich.
„Unsinn." Daphne schenkte ihm ein nervöses Lächeln. „Ihre Schwester ist eine reizende Frau."
„Ja." Er blickte zwischen den Ohren des Pferdes hindurch auf die Straße.
Daphne sah ihn an und fragte sich, was nicht stimmte. Sie erinnerte sich daran, dass er seinen spielsüchtigen Vater als verflucht geschildert und wie er davon gesprochen hatte, dass das Heim seiner Kindheit deswegen verloren ging. All diese Jahre auf Reisen, die seine Schwester aufgezählt hatte, wie er sie vernachlässigt hatte selbst nach seiner Rückkehr - und dann Lady Thurloes rätselhafte Warnung.
Mein Bruder verzeiht nicht so leicht.
„Sie halten Abstand zu Ihrer Familie", sagte sie leise.
Schweigen.
„Haben sie Ihnen ein Unrecht zugefügt?"
„Wir stehen uns nicht nahe. Das ist alles."
Er fuhr etwas schneller, als ihr Weg durch eine schattige Straße führte, doch die Anspannung, die von ihm ausging, begann an Daphnes Nerven zu zehren.
Sie wünschte, er würde ihr sagen, was nicht stimmte.
Er hatte sich gleichsam in eine Festung zurückgezogen, und sie stand draußen davor. Sie verstand es nicht. Und es schien ihr nicht fair zu sein.
Nach allem, was sie ihm von sich erzählt, und all jenem, was er erraten hatte, private Dinge, die sie nie jemandem anvertraut hatte - wie beispielsweise den schrecklichen Verlust ihrer Mutter -, ärgerte es sie, dass er versuchte, alles über sie zu erfahren und sie dann ausschloss, wenn sie ihrerseits nach Antworten suchte.
Während sie neben ihm saß, wurde ihr Unmut über sein fortgesetztes Schweigen immer größer. Wenn der Mann ihr Ehemann zu werden wünschte, warum benahm er sich dann jetzt wie ein Fremder?
Sie konnte sich nicht länger zurückhalten. „Ich weiß nicht, was Sie gegen Lady Thurloe haben könnten. Sie scheint gut zu sein."
„Oh, das ist sie zweifellos. Und ihr Ehemann ist sogar noch geschickter." Die letzten Worte spuckte er geradezu aus.
Die heftige Reaktion war ihr eine Warnung. Sie blickte wieder geradeaus, während ihr Herz schneller schlug. „Was sollen wir ihr sagen? Sie glaubt, wir würden heiraten."
„Das werden wir. Nicht wahr?", fügte er hinzu, als sie verstummte.
Daphne kämpfte gegen den Wunsch an, ihn zu schütteln. „Ach, ich weiß nicht. Wenn Sie so mit Menschen umgehen, die Sie mögen, dann sieht es nicht gut aus für Ihre zukünftige Frau."
„Das ist etwas anderes."
„Ja? Warum hassen Sie sie so sehr? Was haben sie Ihnen getan?"
„Ich hasse sie nicht", gab er zurück. „Sie sind mir nur egal."
„Max", schalt sie sanft. „Sie sind ein schlechter Lügner."
Diese Bemerkung brachte ihn dazu, sie erstaunt anzusehen, aber wenn er dazu irgendetwas sagen wollte, so schluckte er die Antwort herunter und fuhr wortlos weiter.
„Mir
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