Mein verruchter Marquess
Augen hatte er gesehen, dass in ihr eine große Fähigkeit zur Liebe lag. Und ihr weiches Herz, von dem er so viel gehört hatte, veranlasste ihn zu der Hoffnung, dass eines Tages seine geheimste Sehnsucht erfüllt werden könnte. Eine Sehnsucht nach etwas, das er nie gekannt und von dem er nie geglaubt hatte, dass es ihm zuteil werden könnte, bis er ihr begegnet war.
Es war so bedrohlich, dass er innerlich davor zurückzuckte, so erschrocken war er, in diesem Moment zu begreifen, was ihn wirklich antrieb.
Die verzweifelte Sehnsucht nach Liebe.
Aber wenn er sich ihr nicht offenbaren konnte, wie sollte er dann je ihr Herz gewinnen und ihre Liebe, nach der er sich so sehr sehnte?
„Nebenbei", sagte Jordan, „geht einer von euch zu dem letzten Sommerball? Jenem in Richmond?"
Max verbarg sein Leiden vor seinen Freunden.
„Warum nicht, zum Teufel?", meinte Rohan. „Mischen wir die Sache ein bisschen auf. Vielleicht wird Max uns seiner zukünftigen Frau vorstellen."
Die zwei Männer sahen ihn erwartungsvoll an.
Max seufzte tief. Er wollte, dass seine Freunde Daphne kennenlernten, aber die beiden waren seine Kameraden im Inferno Club, und nach den Ereignissen des Vortags bewegte er sich bei ihr bereits auf unsicherem Boden.
Ehe Max etwas sagen konnte, kam Dodsley mit einem Tablett herein. „Mylord?"
„Ja?" Er drehte sich zu dem Butler um. „Was gibt es?"
„Ein Diener von Miss Starling überbrachte soeben dies hier, zusammen mit einer Nachricht von ihr. Ich wurde gebeten, es Ihnen sofort zu überbringen."
Max blickte auf Dodsleys Silbertablett und auf die Schachtel, die sein Geschenk an sie enthielt. In dem Augenblick, da er sie sah, schlug sein Herz schneller. „Bringen Sie es her."
Dodsley kam näher.
„Ist das nicht reizend", meinte Rohan. „Wo kann ich ein Mädchen finden, das mir Geschenke schickt?"
„Ich glaube nicht, dass sie es ihm schickt, Warrington", warf Jordan ein, der sah, wie Max aschfahl wurde. „Ich vermute eher, es könnte sich um etwas handeln, das die junge Dame ... zurückschickt."
„Oh, verdammt", murmelte Rohan, während Max die Nachricht öffnete.
Lieber Lord Rotherstone, ich danke Ihnen noch einmal für die Ehre Ihres Antrags, muss aber zu meinem Bedauern ablehnen. Wenn Sie Ihr Herz befragen, werden Sie mir vermutlich zustimmen, dass wir nicht zusammenpassen.
Unsere Wertvorstellungen sind zu unterschiedlich. Bitte glauben Sie mir, dass ich Ihnen nur das Beste wünsche und hoffe, dass wir Freunde sein können. Hochachtungsvoll, The Hon. Miss D. Starling Freunde? Er blickte auf von ihrem Brief, und seine Augen brannten vor Zorn. „Sagen Sie im Stall Bescheid, sie sollen mein Pferd satteln."
„Hat sie dich jetzt auch sitzen gelassen?", fragte Rohan geradeheraus.
„Nur über meine Leiche." Max stand auf und eilte zur Tür. „Wenn Sie mich bitte entschuldigen würden, Gentlemen, wie es aussieht, habe ich etwas zu erledigen." „Viel Glück, Max", sagte Jordan.
„Ich brauche kein Glück", stieß er hervor. „Ich weiß, wie ich mit ihr umgehen muss, glaubt mir das." Er schob den Brief und das Saphirhalsband in seine Brusttasche, und während er sich selbst gelobte, dass sie damit bei ihm nicht durchkommen würde, ging er zornig hinaus. Er würde nicht zulassen, einfach zurückgewiesen zu werden, als taugte er nichts.
Hinter seinem Zorn jedoch lauerte die beunruhigende Angst, dass er bis in alle Ewigkeit allein bleiben würde, wenn er nicht einmal einen Menschen, der ein so weiches Herz hatte wie Daphne Starling, dazu bringen konnte, ihn zu mögen. Das würde er nicht ertragen. Er würde sich nicht abweisen lassen, nicht, nach allem, was er getan, was er geopfert hatte.
Jetzt war er an der Reihe, und sie war die Belohnung, die er sich gewählt hatte, die er um jeden Preis bekommen wollte.
Gleich darauf schwang er sich in den Sattel seines schwarzen Hengstes und galoppierte nach South Kensington.
Es war ein Segen, endlich einmal allein zu sein. Das ganze Haus war so herrlich ruhig. Penelope hatte die Mädchen zum Einkaufen mit in die Stadt genommen und Wilhelmina als Hilfe dazu. Ihr Vater hatte sie gefahren und würde sich mit seinen Freunden bei White's treffen, während die Damen einkauften.
Daphne saß auf einer der steinernen Bänke auf der Terrasse hinter dem Haus, von der aus sie in den Garten sehen konnte. Sie hatte den Skizzenblock auf dem Schoß und zeichnete mit langen, gleichmäßigen Bewegungen die Vögel, die sich um das Vogelbad herum versammelt
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