Mein Weg mit Buddha
ihm von den Zehn Welten und einiges mehr (nach Probenschluss, selbstverständlich). Ich rannte bei meinem Kollegen offene Türen ein. Nachdem er jahrelang »auf der Suche nach der Wahrheit hinter den Dingen« gewesen war, hatte er diese nun endlich gefunden. Ich gab ihm ein bisschen Lesestoff, den er unbedingt wollte – er war wie ich ein Kopfmensch –, doch ohne lange zu fackeln kam er schon am nächsten Abend zu mir, um gemeinsam zu chanten …
Dieser wunderbare Kollege starb wenige Jahre später an Krebs. Ob er damals wusste, dass er mit der Begegnung mit dem Mystischen Gesetz positive Ursachen für sein nächstes Leben setzen würde? Ich bin jedenfalls sehr dankbar, dass ich dieses kleine Samenkorn pflanzen durfte. Eine wunderbare Ursache. Und vielleicht hat es seinen Übergang in die Nicht-Existenz ein bisschen leichter gemacht …
Da ist es also, das Thema Tod. Ich habe mich jetzt lange genug davor gedrückt. Es ist mir klar, dass Sie brennend interessiert, was ich dazu zu sagen habe, doch dieses Thema ist schwierig, komplex und kompliziert. Es ist inzwischen November und der Nebel hängt über dem Salzburger Untersberg fest. Vielleicht sollte ich wieder in den Süden fahren, in mein sonniges Zuhause in Frankreich zurückkehren? So ein Blödsinn, ich kann doch einem Kapitel nicht davonfahren! Außerdem … der November passt eigentlich gar nicht so schlecht zu diesem Thema.
Aber vielleicht sollte ich an den Bodensee fahren. In die Buchinger Klinik. Ruhe geben. Fasten. Spazieren gehen am See, wenn das Licht ganz grau ist und der Nebel sich silbern über dem Wasser verdichtet. Mit mir allein sein. Denken. Schreiben. Toll! Mein absoluter Kreativplatz.
Die Ewigkeit des Lebens
Ein prunkvoller barocker Spiegelsaal, Menschen in prächtigen Kleidern, die auf und ab spazieren, Gesellschaftsgeplapper, Lachen, heitere Stimmung. Mittendrin eine Frau, umschwärmt von Kavalieren, die ihr schmeicheln. Zu Recht, denn sie ist wirklich wunderschön. Ihre rotbraunen Haare und die elfenbeinfarbene Haut wirken durch den weichen tannengrünen Samt ihres Kleides mit dem cremefarbenen Spitzenbesatz noch leuchtender. Aus einem anderen Saal weht leichte Barockmusik herüber. Die Frau bewegt sich zwischen den plaudernden Menschen durch den Raum, gefolgt von zwei schwarz gekleideten Herren, die Masken tragen. Ist dies ein Maskenball? Wohl kaum, denn die beiden Männer sind die einzigen maskierten Besucher und sie sind der Frau unheimlich. Sie beschließt, das Fest zu verlassen. An ihrem Schloss angekommen, bemerkt sie, dass die beiden »Kavaliere« ihr dicht auf den Fersen sind. Sie nimmt den Nebeneingang links, der über eine steile Wendeltreppe direkt in das Turmzimmer führt. Auf der Treppe wird sie angegriffen, ein Fechtkampf auf Leben und Tod beginnt. Sie schafft es, sich zu wehren und die Männer vorerst loszuwerden.
Die Frau verbarrikadiert sich im Turmzimmer. Die hölzerne Tür ist solide, sie besteht aus drei dicken Eichenbalken. Das Schloss hält den Angreifern jedoch nicht lange stand. Die Frau kann über eine Außentreppe fliehen, schnappt sich eines der Pferde, die die Männer vor dem Schloss stehen gelassen haben, und galoppiert los, flüchtet durch den lang gezogenen Schlossgraben, der aus einer einzigen riesigen Grasfläche besteht. Die Sonne steht schon tief. Die Frau reitet auf eine Mauer aus roten Backsteinen zu. Dahinter, in den Blumen- und Gemüsegärten des Schlosses, wird sie in Sicherheit sein. Doch einer der beiden »Kavaliere« ist ihr dicht auf den Fersen. Am Fuße der Mauer angekommen, rafft sie ihre Röcke und schwingt sich, auf dem Rücken des Pferdes stehend, die Mauer hoch. In diesem Augenblick ist ihr Verfolger so dicht hinter ihr, dass sie seinen Atem spüren kann. Der ranzige Geruch seines ungewaschenen, strähnigen Haars raubt ihr fast den Atem. Nur noch wenige Zentimeter – und sie ist oben auf der Mauer. Der Angreifer bekommt ihr Kleid zu fassen, das Geräusch von reißendem Stoff ist zu hören. Endlich oben auf der Mauer angelangt, sieht die Frau hinab auf die wunderschöne Gartenanlage mit dem kleinen Gärtnerhäuschen in der Mitte. Davor befinden sich Gemüsebeete, dahinter Obstspaliere. Und rechts und links des Häuschens eine Allee von getrimmten Buchsbäumen. Es ist heller Mittag und die Sonne blendet sie, während der bärtige, weißhaarige Gärtner lächelnd auf sie zukommt. Sein Gesicht ist voller Güte und Mitgefühl. Er trägt eine grüne Schürze und schiebt eine ebenfalls grüne
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