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Mein wildes Herz

Mein wildes Herz

Titel: Mein wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kat
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waren und auch sein wollten.“
    „Ich kenne unsere Geschichte, Onkel. Ich weiß, dass die Götter uns segneten, in dem sie Harald den Weg zu dieser Insel zeigten.“
    Sigurd nickte. „Wir folgten ihm, weil wir glaubten, dass wir an diesem Ort in Sicherheit wären und dass unsere Kultur und unsere Lebensweise hier geschützt sein würden.“
    „Und so war es dann ja auch.“
    „Ja, aber nur, weil wir uns alle Mühe gaben, andere hier nicht einzulassen und unsere Gebräuche, die uns so teuer sind, zu erhalten.“
    Leif seufzte. Seit Tagen dachte er über das Gleiche nach, nämlich dass er für die Sicherheit seines Volkes verantwortlich war und ihm helfen musste, so weiterzuleben, wie es schon seit Hunderten von Jahren lebte.
    „Ich verstehe, Onkel. Und in meinem Herzen glaube ich dir. Wahrscheinlich haben die anderen recht. Mein ganzes Leben lang wollte ich die Welt jenseits der unseren kennenlernen. Und da ich sie jetzt gesehen habe, fällt es mir schwer, nicht einige der Wunder, die ich gesehen habe, mit euch zu teilen. Und doch kann ich erkennen, wie sehr diese Dinge unser Leben von Grund auf ändern würden.“
    „Das wollen wir nicht.“
    Leif blickte zur Seite. „Das weiß ich jetzt. Ich hätte es allerdings vorher erkennen sollen.“
    Sein Onkel klopfte ihm auf den Rücken. „Du bist ein starker Anführer, Leif, und ein großherziger dazu.“
    Leif nickte. „Ich werde mein Bestes tun, dich und die anderen nicht zu enttäuschen.“ Er wollte gehen, doch die Stimme seines Onkels hielt ihn zurück.
    „Da ist noch eine unbeantwortete Frage.“
    „Welche?“
    „Bist du sicher, dass dein Platz hier ist und nicht an diesem Ort, den du England nennst?“, fragte Sigurd mit verhaltenem Lächeln. „Als du ein Junge warst, entdeckte ich in deinen Augen einen Wissensdurst, wie ich ihn noch nie zuvor bei jemandem gesehen habe. Und ich kann ihn immer noch sehen, auch wenn du sagst, dass du zurückgekommen bist, um dein Volk zu führen.“
    „Es ist meine Pflicht. Ich will keine Schande über meinen Vater bringen, indem ich es nicht tue.“
    „Manchmal gibt es größere Pflichten. Vielleicht liegen deine woanders, Leif.“
    „Ich habe einen Schwur geleistet, und den will ich nicht brechen. Und hier werde ich gebraucht.“
    „Und doch hegst du tief in dir drinnen Zweifel, ob du hierher gehörst. Willst du das leugnen?“
    Leif gab keine Antwort.
    „Denk über meine Worte nach, Neffe.“ Damit ging Sigurd aufrecht, die Schultern gestrafft, zu seiner Behausung am Rande der Siedlung. Leif stieß einen Seufzer aus und setzte seinen Weg zur Scheune fort.
    Wenigstens hatten sie nicht von ihm verlangt, sein Schiff zu zerstören. Außer Sichtweite eines jeden Schiffes, das vorbeifuhr, lag es verborgen in der Bucht, und die Ältesten glaubten nicht, dass es eine Gefahr darstellte. Captain Twig und seinen Männern würde man erlauben zurückzusegeln, wann immer sie wollten, denn ohne Leifs Hilfe wäre es ihnen ohnehin nicht möglich, noch einmal den Weg zur Insel zu finden. Im Augenblick schien es ihnen hier auf der Insel jedoch sehr gut zu gefallen, wo man sie als Ehrengäste behandelte und sie sich gut mit den Frauen verstanden.
    Nur für Leifs Seelenfrieden bedeutete das Schiff eine Gefahr. In seinem Kopf glitzerten Englands Wunder wie Sterne am dunklen Nachthimmel und riefen ihn zurück. Und er musste auch an Krista denken. Als er sein Pferd sattelte und sich auf dessen Rücken schwang, versuchte er den Gedanken zu verscheuchen, was die Entscheidung des Rates für sie, ihren Vater und den Rest ihrer Familie bedeutete. Mit schwerem Herzen trieb er sein Pferd in die Hügel hinauf.
    Seit dem frühen Morgen hatte Krista Leif nicht mehr gesehen. Während des Tages kümmerte sich Birgit um sie, half ihr, neue Wörter zu lernen, nähte neue Kleider für sie und kochte ihre Mahlzeiten. Am Nachmittag langweilte sich Krista und wanderte ziellos im Langhaus umher. Es zog sie in die Webstube, und sie setzte sich neben Runa an den Webstuhl.
    Schon als sie das erste Mal hier gewesen war, hatte sie bemerkt, was für exquisite Arbeiten die Wikingerfrauen herstellten. Sie spannen die Wolle zu unterschiedlich starken Fäden. Manche waren unglaublich fein. Diese feinen Fäden wurden zu weichen Wollstoffen verwoben oder für Stickereien benutzt. Mit den dickeren Fäden wurden die Pelze zusammengenäht oder Teppiche und Wandbehänge hergestellt, um Böden und Wände zu wärmen.
    Runa und auch die anderen Frauen missachteten sie nicht

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