Mein wildes rotes Herz
Raff nichts davon erzählen?«
»Nein, ich werde kein Wort sagen.«
Caroline merkte zu spät, dass sie noch ein weiteres Versprechen hätte einfordern sollen - dass Mary und sie nicht mehr über das Thema sprechen würden. Mary hatte es sich offenbar zum Ziel gesetzt, dass sie, wenn sie Wolf schon nichts von seiner Vaterschaft erzählen durfte, Caroline davon überzeugen musste, es zu tun.
»Er kann sich wirklich sehr zivilisiert benehmen, weißt du. Logan hat mir mal erzählt, dass er in Oxford ein hervorragender Student war. Auch in der Gesellschaft war er sehr beliebt.«
Caroline hielt mitten im Umrühren des Maisbreis inne und wischte sich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Darf ich annehmen, dass der >er<, von dem du sprichst, Rafferty MacQuaid ist?«
Mary sah wenigstens verlegen aus. »Er ist ein bemerkenswerter Mann«, führte sie aus. »Ich will nur nicht, dass du diesen Umstand übersiehst, nur weil er halber Cherokese ist.«
Diesmal ließ Caroline den Löffel in den Brei fallen und drehte sich zu Mary um. »Glaubst du im Ernst, dass ich ihn wegen seiner Mischlingsherkunft zurückweise?« Sie wartete nicht erst auf eine Antwort. »Nichts ist weiter von der Wahrheit entfernt.«
»Aber ich weiß, dass du ihn liebst.«
»Vielleicht tue ich das«, gab Caroline leidenschaftlich zurück, »das Problem ist nur, dass er mich nicht liebt.«
Darauf konnte Mary nichts erwidern. Raff hatte durch sein Ausbleiben seit der Nacht, in der sie sich gestritten hatten, Carolines These jedenfalls nicht entkräftet. Sogar Mrs. Quinn, die sonst gar nichts merkte, war darauf aufmerksam geworden, dass er nicht mehr kam. Letzten Abend hatte sie angelegentlich bemerkt, dass sie gar kein frisches Fleisch mehr bekämen. Da Raff derjenige war, der immer mal einen Hasen oder ein Eichhörnchen vorbeigebracht hatte, und da sie Caroline dabei einen sprechenden Blick zugeworfen hatte, schien sie die beiden ganz offensichtlich in Verbindung miteinander zu bringen.
»Ich glaube, Mr. MacQuaid ist nicht mehr im Fort«, hatte Caroline in ihrer besten Damenstimme erwidert. Aber sie hätte es besser wissen müssen. Mrs. Quinn jedenfalls konnte sie damit nicht entmutigen.
»Ach, Mr. MacQuaid jetzt also?«, hatte die alte Dame mit kehligem Lachen gesagt, das in einen Hustenanfall übergegangen war. »Hab gedacht, ihr zwei wäret über solche Formalitäten längst hinaus«, war sie fortgefahren, nachdem sie wieder atmen konnte.
Über solche Formalitäten hinaus, also wirklich. Die Frau war unverbesserlich. Aber obwohl es viele Gelegenheiten gegeben hatte, bei denen Caroline es vorgezogen hätte, alleine zu sein, weit weg von Mrs. Quinns schneidenden Kommentaren und Marys bittersüßer Romantik, blieb sie in der Hütte.
Die Pocken waren eine zunehmende Gefahr. Ihr Wüten war immer gegenwärtig und gemahnte Caroline daran, dass sie Mary und das Baby nehmen und nach Seven Pines zurückkehren sollte.
Da die Friedensverhandlungen solch gute Fortschritte machten, wuchs die Chance, dass sie das Fort bald würden verlassen können. Gouverneur Lyttleton hatte auf Drängen Little Carpenters noch weitere Geiseln entlassen, was ein Zeichen für guten Willen war und einen baldigen Vertrag zwischen den Engländern und den Cherokesen wahrscheinlich machte.
Mrs. Quinn kam von ihrem täglichen Spaziergang zurück und brachte die Nachricht, dass die Damen von den Indianern nichts mehr zu befürchten hätten. »Sie haben ihr Zeichen unter das Abkommen gesetzt!«, rief sie, als sie ins Haus trat. »Jetzt müssen wir nicht länger befürchten, dass wir im Schlaf skalpiert werden.« Sie stieß einen Freudenruf aus.
»Was ist denn mit Ihnen los ?« Mary lehnte sich im Schaukelstuhl zurück und lachte, als die alte Dame Carolines Hände ergriff und mit ihr durch das Zimmer tanzte.
»Hast du nicht gehört, was ich gerade gesagt habe?«
»Wir haben es gehört.« Caroline drückte eine Hand aufs Herz, und Mrs. Quinn ließ sie los. »Erzählen Sie von dem Vertrag. Worauf haben sie sich geeinigt?«
»Die offizielle Feier ist erst morgen, aber sie haben heute schon unterschrieben.« Mrs. Quinn sank schwer auf ihren Stuhl am Kamin und schnappte nach Luft. »Lyttleton hat eingewilligt, die Häuptlinge freizulassen, wenn die schuldigen Indianer dafür ins Fort gebracht werden.«
Caroline konnte nichts Neues darin erkennen, sagte aber nichts.
»Zwischen den beiden Völkern soll Frieden herrschen«, fuhr Mrs. Quinn fort. »Außerdem soll der Handel wieder erlaubt
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