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Mein wildes rotes Herz

Mein wildes rotes Herz

Titel: Mein wildes rotes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Dorsey
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sein.«
    Das klang alles gut und schön, und ein Vertrag war ja auch das, worauf Caroline gehofft hatte. Sie stieß mit einem Glas Apfelwein auf den Vertrag an und gab sich den Anschein, als wäre sie genauso begeistert wie die anderen. Doch insgeheim fragte sie sich, was Raff von der Vereinbarung halten mochte. Hatte sie etwas falsch verstanden, oder war es tatsächlich so, dass sich durch den Vertrag nicht wirklich viel änderte?
    Frieden und Freundschaft waren hehre Worte, aber der Gouverneur hielt noch immer unschuldige Häuptlinge als Geiseln fest. Noch immer verlangte er die Auslieferung der vierundzwanzig Indianer, die weiße Siedler in Virginia getötet hatten ... und die laut Wolf nur den Tod ihrer ermordeten Stammesbrüder gerächt hatten.
    An diesem Abend lag Caroline auf ihrem Bett, die Hände über dem leicht gerundeten Bauch gefaltet, und sah zu, wie das Feuer seine Schatten an die Wand warf. Das Verhältnis zwischen Briten und Cherokesen war schwer zu verstehen ... Kein Wunder, dass Wolf und sie sich in nichts einig waren. Dennoch konnte sie nicht aufhören, an ihn zu denken. Er war nicht im Fort. Mrs. Quinn hatte das erwähnt und sie dabei betont angesehen.
    Er war also weg. Wahrscheinlich war er zu den Cherokesen geritten. Caroline wurde traurig, aber wahrscheinlich war es sogar am besten so. Ihre Finger spreizten sich auf ihrem Leib. Jetzt würde niemand sie davon abhalten, das Fort zu verlassen und zurück nach Seven Pines zu gehen.
    Die Engländer hatten vor, die Handelsbeziehungen zu den Cherokesen wieder aufzunehmen, und sie war entschlossen, eine der Händlerinnen zu sein. Im Gegensatz zu ihrem verstorbenen Ehemann würde sie faire und gerechte Geschäfte machen.
    Der folgende Tag stand ganz im Zeichen von Pomp und Zeremoniell. Die Cherokesen mit Little Carpenter, Attakullaculla, Round O und Killianca an der Spitze trugen ihre besten Gewänder. Die Dezembersonne spiegelte sich in ihren silbernen Armreifen und Brustplatten. Dazu trugen sie bunte Baumwollhemden aus England, über denen lange Capes im Wind flatterten. Wie Wolf waren auch sie tätowiert, doch im Gegensatz zu ihm hatten sie die Köpfe bis auf eine Stelle rasiert, wo der Haarknoten mit Federn und Fell geschmückt war.
    Um daneben nicht zu verblassen, hatten auch der Gouverneur und seine Soldaten volle Uniform angelegt. Ihre roten Röcke und weißen Perücken boten einen farbigen Kontrast zu dem Schmuck der Indianer.
    Reden wurden gehalten Geschenke präsentiert... wenn auch nicht getauscht. Der Gouverneur entschied sich im letzten Augenblick, die Gaben des Friedens so lange zurückzuhalten, bis die Cherokesen die schuldigen Krieger ausgeliefert hatten. Caroline war schockiert über diese grobe Unhöflichkeit.
    Doch die Häuptlinge ließen nicht erkennen, ob sie dadurch verletzt waren. Im Gegenteil, alle schienen mit der Abmachung einverstanden zu sein.
    Gouverneur Lyttleton war es jedenfalls. Nach wenigen
    Tagen schon hatte er Pläne gemacht, das Fort zu verlassen. Andererseits hatte er auch keine andere Wahl. Fast die Hälfte seiner Männer war bereits nach Charles Town aufgebrochen, als er bekannt gegeben hatte, dass gehen konnte, wer wollte. Die Angst vor den Pocken spielte dabei eine große Rolle.
    Caroline konnte es keinem der Soldaten übel nehmen, dass sie vor der schrecklichen Krankheit flohen, sie hatte ja dasselbe vor. Mary und das Baby waren zwar schwach, aber noch hatten sie sich nicht unterkriegen lassen. Jetzt wollte sie kein Risiko mehr eingehen. Der Vertrag war unterschrieben, die Soldaten waren, bis auf eine kleine Schar, wieder fort, und die Cherokesen schienen zu neuerlichem Handel bereit zu sein. Zeit für sie, Fort Prince George zu verlassen.
    »Sind Sie sicher, dass Sie nicht mit uns kommen möchten?« Caroline sah Mrs. Quinn fragend an, die am Feuer saß und ihre Tonpfeife rauchte. Caroline rollte ihre Unterröcke zusammen und steckte sie in die Satteltasche. Die andere Frau schüttelte den Kopf.
    »Ich will so bald wie möglich nach Charles Town.« Sie blinzelte durch den Qualm, der aus ihrem Mund aufstieg. »Aber ich bin mir nicht sicher, ob Sie schon wieder hinaus ins Grenzland gehen sollten.«
    »Es ist wegen der Pocken. Ich habe es Ihnen doch erklärt«, sagte Caroline leise, um Mary nicht zu stören. Sie war wegen der bevorstehenden Reise früh ins Bett gegangen, und Caroline wusste, dass sie alle Ruhe brauchte, die sie bekommen konnte.
    »Ich habe '35 die Pocken gehabt. Bin damals fast daran gestorben.«

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