Mein wildes rotes Herz
Reste untersuchen und nach Überresten suchen. Aber er konnte es nicht. Es war unnatürlich ruhig, und einen Moment lang kam ihm in den Sinn, dass Tal-tsuska und seine Leute noch da sein könnten. Aber nicht einmal das brachte ihn in Bewegung. Er stand einfach nur da, das Blut rauschte in seinen Ohren, und sein Leben verging. Bis er ein Wimmern hörte.
»Caroline?« Er merkte erst, dass er ihren Namen rief, als das Echo aus dem Wald zurückkam. Dann lief er auf den Waldrand zu.
Er achtete nicht auf das Gewehr, das Edward hielt, als er in die Öffnung im Dickicht sprang, die sie immer als Jagdunterstand benutzt hatten. Der Junge hielt eine Frau in den Armen, deren Kopf blutete und die schlaff in seinen Armen lag. Wolf sank auf die Knie. »Caroline.« Es war ein Schluchzen.
»Es ist Mary«, korrigierte Edward, und als Wolf ihr das blutverkrustete Haar aus der Stirn strich, sah er, dass es stimmte. Sie hatte eine Wunde an der Schläfe, lebte aber noch, auch wenn ihr Atem flach ging. »Ich kann Caro nirgends finden.«
Wolf konzentrierte sich auf den Jungen. »Bist du verletzt?«
»Nein.« Er schniefte, und Wolf erkannte, dass er alles tat, um nicht vor ihm zusammenzubrechen. Beruhigend drückte er ihm die Schulter. »Ich war jagen, als ich plötzlich den Qualm vom Haus sah. Als ich zurückkam ...« Jetzt brach er doch zusammen und begann unkontrolliert zu schluchzen. »Ich hätte hier sein sollen. Vielleicht hätte ich sie aufhalten können.« Große Tränen liefen ihm über das Gesicht.
Wolfs Herz flog ihm entgegen, aber jetzt war keine Zeit für Mitleid. Ned hätte sicher auch gar keines haben wollen.
»Sei kein Narr. Wenn du hier gewesen wärest, wärest du jetzt tot. Wenn man im Grenzland lebt, muss man lernen, mit Dingen wie ...« Er unterbrach sich. Mit was umzugehen? Mit dem Tod? Er sah auf die Frau hinunter, die in Edwards Armen lag, und schluckte. Sie war immer nur freundlich zu ihm gewesen, und er liebte sie wie eine Schwester. Wie konnte jemand das akzeptieren?
»Wo ist ihr Baby?«
Edward schüttelte den Kopf. Er hatte sich um Fassung bemüht, aber diese neue Frage brachte ihn erneut an die Grenzen. Doch seine Stimme blieb fest. »Ich habe es oben auf dem Hügel beerdigt. Mary hatte es geschafft, mit Colleen aus dem Haus zu kriechen, aber sie war ... Caro hatte mir gesagt, dass das Baby kränkelte.« Er sah hoffnungsvoll zu Wolf auf. »Meinen Sie, dass es deshalb gestorben ist? Sie hatte keine äußerlichen Verletzungen.«
Wolf nickte und drückte die Schulter des Jungen noch einmal, ehe er aufstand.
»Wo gehen Sie hin?« Edwards Stimme klang panisch.
»Ich sehe mich nur mal ein bisschen um. Ich bin gleich wieder da.«
Wolf konnte gar nicht schnell genug wegkommen, aber er zwang sich um des Jungen willen, langsam zu gehen. Er hatte gedacht, er wäre an das ... an den Tod gewöhnt, aber seine Knie zitterten, und sein Magen rebellierte.
Es war das Schlimmste, was er je getan hatte, in den verbrannten Trümmern des Hauses nach Carolines verkohltem Körper zu suchen. Langsam, methodisch bewegte er sich vorwärts und zwang sich, nicht über das hinaus zu denken, was er vielleicht finden würde. Denn falls er sie hier nicht fand, hatte Tal-tsuska sie mitgenommen, und dann würde er ihn verfolgen, sie finden ... und Tal-tsuska töten.
»Mr. MacQuaid! Raff!«
Wolf ließ ein verbranntes Holzstück fallen und lief zurück zum Wald, als er Ned rufen hörte.
»Sie kommt zu sich!«, rief der Junge aufgeregt, Mary noch immer im Arm.
Als Wolf auf die Knie sank und Marys Hand ergriff, sah sie ihn an. Sie versuchte zu lächeln, aber ihre Stimme klang rau, als sie seinen Namen sagte. »Sag Logan ...«, begann sie, und Wolf berührte ihre Wange.
»Ich werde es ihm sagen.«
»Ich liebe ihn.«
»Das weiß er. Er liebt dich auch.« Wolf wusste nicht, ob er die Wahrheit sagte, aber er würde selbst den Teufel belügen, wenn es Mary jetzt half.
Tränen traten ihr in die Augen und liefen ihr in die blutigen Haare. »Ich habe versucht, mein Baby zu retten, aber ich habe es nicht geschafft«, schluchzte sie.
»Schsch.« Wolf wischte ihr die Tränen ab. »Reg dich jetzt nicht auf, ruh dich lieber aus.«
»Nein, ich muss es dir erzählen.« Sie holte Luft, und Wolf sah, dass es mit ihr zu Ende ging. »Sie haben Caroline mitgenommen. Du musst sie ...« Ihre Worte verklangen.
»Das werde ich, Mary. Ich werde sie finden.« Sein Herz klopfte so heftig, dass er ihre nächsten Worte fast nicht gehört hätte.
»Sie
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