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Mein wildes rotes Herz

Mein wildes rotes Herz

Titel: Mein wildes rotes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Dorsey
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und ihn Stück für Stück auseinander zu nehmen.
    Aber er war hier, um Vernunft zu predigen ... Besonnenheit und Selbsterhaltung, und das musste sein oberstes Ziel bleiben. Dennoch ballte er die Fäuste und spürte die Wut in sich kochen, als er den Häuptlingen gegenüber trat.
    »Tal-tsuska behauptet, dass der Vertrag unfair sei, und ich stimme ihm zu«, begann er in Indianersprache. »Aber deshalb mit dem Abschlachten von Frauen und Kindern zu beginnen, verrät, dass sein Hirn so klein ist wie das eines Hundes.« Aus den Augenwinkeln sah Wolf, wie Tal-tsuska aufsprang, aber von den anderen festgehalten wurde. Das Versammlungshaus war nicht zum Kämpfen gedacht, sondern zum Reden, und Wolf wählte seine Worte sorgfältig.
    »Die Cherokesen sind mächtige Krieger. Das kann niemand, nicht einmal die Engländer, in Zweifel ziehen. Aber sie sind auch weise Männer. Viele unserer Häuptlinge werden noch immer im englischen Fort festgehalten. Wenn wir jetzt mit dem Töten beginnen, werden die Briten sie abschlachten. Ist das weise? Ist das die Art der Cherokesen?«
    »Was sollen wir denn dann tun? Wie alte Frauen auf unseren Händen sitzen?«
    Wolf warf seinem Cousin einen scharfen Blick zu. »Ich finde es besser, wenn wir erst nachdenken, statt wie ein Schwärm aufgescheuchter Krähen einen Krieg anzufangen, den wir nicht gewinnen können.«
    »Wa'ya spricht von der Tapferkeit der Cherokesen und dann von ihrer Niederlage«, warf Tal-tsuska höhnisch ein.
    »Die Cherokesen werden nicht fallen, weil es ihnen an
    Mut mangelt, sondern weil sie viel weniger Leute haben als der Feind. Und weil der Feind Gewehre und Pulver hat. Und weil wir keinen Plan haben.«
    »Was sollen wir tun, Sohn der Alkini?«, fragte der Häuptling.
    Später kauerte Wolf am Ufer des Flusses und starrte in das wirbelnde Wasser. Hatte er es geschafft, den Rat davon zu überzeugen, dass sie besonne n handeln sollten? Er wusste es nicht. Die Wahrheit war, dass auch er nicht wusste, was sie tun sollten. Alle umzubringen, die ihnen im Weg standen, war keine Antwort. Das wusste er so sicher wie er ahnte, dass solches Tun den Zorn der Engländer auf sein Volk beschwören würde. Aber dabeizusitzen und nichts zu tun, würde auch nicht ausreichen. Wie wäre es mit Verhandlungen? Wolf ließ den Kopf in die Hände sinken.
    Seit Monaten versuchte er, die beiden Nationen ... seine beiden Hälften ... zusammenzubringen und einen Vertrag fertig zu stellen, der für beide Seiten Nutzen hätte. Doch es war hoffnungslos. Der weiße Mann mochte mit dem Vertrag zufrieden sein, den sie geschlossen hatten, aber die Cherokesen sahen nur den Verrat der Engländer und die Geiselnahme von Unschuldigen. Wolf wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, ehe die Cherokesen den Vertrag brächen.
    Ehe es Krieg geben würde.
    Und er hatte keine Macht, das zu verhindern.
    »Da sitzt die alte Frau jetzt also.«
    Wolf sprang auf, als er die gehässige Stimme seines Cousins hörte. Hier gab es keinen Ältestenrat mehr, der einen Zweikampf verhindert hätte. Ehe Tal-tsuska auch nur blinzeln konnte, stürzte Wolf sich auf ihn. Das Gefühl, die Faust in das Fleisch des anderen zu rammen, war genauso befriedigend, wie Wolf sich das vorgestellt hatte. Dann folgte Schlag auf Schlag, als die zwei über den Boden rollten.
    Sie waren ungefähr gleich stark, obwohl Wolf etwas größer war, und der Kampf war heftig. Mal lag der eine oben, dann der andere, aber Wolf merkte erst, dass er verletzt war, als ihm Blut in die Augen floss.
    Er schwang sich gerade auf seinen Gegner, als Tal-tsuska erstickt etwas sagte. Doch er achtete nicht darauf, bis seine Arme zurückgerissen und festgehalten wurden. Wolf wehrte sich, aber es hatte keinen Sinn. Zwei Krieger zogen ihn auf die Füße. Sie hielten ihn fest, während Tal-tsuska sich langsam erhob. Er wischte sich den Mund ab und sah Wolf wütend an, als er das Blut daran sah.
    »Dafür wirst du bezahlen, du englischer Mitläufer.« Er rief den beiden anderen einen Befehl zu.
    »Zum Teufel mit dir!«
    »Ich habe hier das Sagen.« Tal-tsuska kam heran, bis er ganz dicht vor Wolf stand. »Wir hören nicht mehr auf alte Weiber, die zur Vorsicht mahnen. Wir werden den Engländern nicht mehr erlauben, dass sie uns beherrschen.« Er entblößte die Zähne. »Wir werden sie aus unserem Land vertreiben.« Schweiß stand auf seinem pockennarbigen Gesicht, obwohl die Luft kalt war. »Die Witwe deines Vaters reist nach Seven Pines. Aber keine Sorge, ich werde sie

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