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Mein Wille geschehe

Mein Wille geschehe

Titel: Mein Wille geschehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Sloan
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gekommen?«
    »Hm, warten Sie mal«, antwortete Joshua und
    kratzte sich am Kopf. »Muss jetzt etwa ein Jahr
    sein. Ich glaube, ich bin im November herge-
    kommen.« Er überlegte kurz und nickte dann.
    »Ja, muss November gewesen sein, weil es so
    viel regnete. Im Dezember hat’s nicht mehr so
    viel geregnet.«
    Dana notierte sich rasch »Big Doug«. Als sie auf-
    blickte, bemerkte sie, dass einige Geschworene
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    lächelten. Das war ihr alles andere als recht, doch sie musste zugeben, dass der junge Mann etwas
    Liebenswertes ausstrahlte. »Gut, Joshua«, fuhr
    Brian fort, »erzählen Sie uns doch einmal, wie
    das war, als Sie krank wurden.«
    »Ende Januar wurde ich krank«, berichtete Jo-
    shua, »ich kriegte Husten und Fieber, und mein
    Hals tat ganz schlimm weh.«
    »Was haben Sie da gemacht?«
    »Big Dug hat mich zu einem Arzt im Hill House
    gebracht.«
    »Was hat der Arzt getan?«
    »Ganz genau untersucht hat er mich, und dann
    hat er gesagt, ich soll am nächsten Tag wieder-
    kommen und meine Medizin abholen.«
    »Haben Sie das getan?«
    Joshua blickte auf seine Füße. »Hm«, brummte
    er. »Verzeihung, aber Sie müssen lauter reden«,
    forderte Brian ihn auf.
    »Ich bin wieder zum Hill House gegangen«, sagte
    Joshua lauter.
    »Am nächsten Tag, wie der Arzt es Ihnen gesagt
    hatte?« Der Zeuge sah aus, als wolle er gleich
    anfangen zu weinen. »Nein«, sagte er leise, »am
    selben Abend.«
    »Warum haben Sie das getan?«, fragte Brian
    freundlich. »Weil ich manchmal Sachen verges-
    se«, antwortete Joshua. »Und ich wollte den Arzt
    nicht vergessen, wegen meiner Medizin.«
    »Was haben Sie im Hill House gemacht, als Sie
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    dort ankamen?«
    »Ich hab mir hinten ein warmes gemütliches
    Plätzchen gesucht und mich schlafen gelegt.«
    »Wissen Sie noch, wann Sie sich schlafen gelegt
    haben, Joshua?«
    »So gegen zehn, und dann bin ich aufgewacht.
    Da war es so halb zwölf.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Weil McDonald’s gerade geschlossen hatte, und
    die Leute, die dort arbeiten, heimgingen.«
    »Und was passierte, als Sie aufwachten?«
    »Lange gar nichts. Später kam der Bote.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Ein Mann kam in die Klinik. Er hatte Pakete bei
    sich und hat sie in den Keller gebracht.«
    »Wie viel später war das?«
    »Eine halbe Stunde vielleicht. Oder mehr.«
    »Gegen Mitternacht also kam ein Mann zum Hill
    House, der Pakete in den Keller gebracht hat?«
    »Ja.«
    »Konnten Sie den Mann deutlich sehen?« Joshua
    zuckte die Achseln. »Es war dunkel, aber ich
    konnte ihn schon sehen.«
    »W7as können Sie uns über ihn sagen?«
    »Er hatte eine Jacke an.«
    »Was für eine Art Jacke?«
    »Sie war dunkel und hatte einen Reißverschluss.«
    Brian griff nach einer dunkelblauen Windjacke.
    »Sie meinen, so eine?«
    »Ja, genau.«
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    »Und noch etwas?«
    »Er hatte eine Mütze auf.«
    »Was für eine Mütze? Eine Baseballkappe?« Jo-
    shua schüttelte den Kopf. »Nein, eher wie eine
    Wintermütze.«
    Brian griff nach einer dunkelblauen Seemanns-
    mütze und zeigte sie dem Zeugen. »Sah sie so
    ähnlich aus?«
    »Ja«, antwortete Joshua. »Genau so.«
    »Konnten Sie auch gut sehen, wie der Mann aus-
    sah?« Joshua nickte feierlich. »Es war dunkel,
    aber ich konnte ihn ziemlich gut sehen«, sagte er und blickte zu Corey Latham hinüber. »Es war
    der da drüben.«
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    11
    Erst am frühen Nachmittag beendete Brian die
    Vernehmung von Joshua Clune, und der Richter
    teilte den Geschworenen mit, dass die Verhand-
    lung bis Mittwoch vertagt sei. »Falls Sie mehr
    Zeit brauchen sollten, sagen Sie es meinem Ge-
    richtsdiener«, teilte er Dana mit. »Und was ma-
    chen wir nun?«, fragteJoan, als sie mit Dana das
    Gerichtsgebäude verließ.
    »Wir warten, ob Craigjessup etwas findet«, ant-
    wortete Dana. »Und beten.«
    Die Geschworenen waren glücklich über den frei-
    en Tag. In Zweier- und Dreiergruppen verließen
    sie das Gerichtsgebäude und schlängelten sich
    durch die Menschenmenge, die den Verkehr auf
    der Third Avenue fast zum Erliegen brachte. Seit
    Prozessbeginn hatte sich die Anzahl der De-
    monstranten von einigen Dutzend, die sich be-
    reits zur Auswahl der Geschworenen eingefunden
    hatten, auf annähernd tausend erhöht. Sie
    schwenkten Schilder und Spruchbänder, schrien
    Parolen, verkauften Propagandamaterial, beteten
    und sangen. Von ein paar Reibereien abgesehen,
    gab es jedoch keine Zwischenfälle. Was gewiss
    auch der Tatsache zu verdanken war, dass sich
    jeden Tag eine

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