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Mein Wille geschehe

Mein Wille geschehe

Titel: Mein Wille geschehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Sloan
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bestand aus einem
    kleinen Metalltisch, der mit zwei Stühlen verbun-
    den und im Boden verankert war. Für gewöhnlich
    trafen sich die Anwälte mit ihren Mandanten im
    Besuchsraum, wo sie durch eine Plexiglasscheibe
    getrennt waren und sich per Telefon verständigen
    mussten. Doch bestimmte Kanzleien, die entwe-
    der sehr einflussreich waren oder an einem me-
    dienwirksamen Fall arbeiteten, konnten eine
    Sondererlaubnis einholen und sich mit ihren Man-
    danten unter vier Augen treffen. Bei Cotter Bo-
    land traf beides zu, so dass man Dana bereitwillig den Gesprächsraum zur Verfügung stellte.
    Dennoch war ihr in der engen Zelle beklommen
    zu Mute. Ob sie nun eine Vorzugsbehandlung er-
    hielt oder nicht – sie wollte nicht an diesem Ort sein, und sie wollte sich auch nicht mit dem Mandanten befassen.
    »Glauben Sie, dass jeder Mensch in diesem Land
    ein Recht auf einen Verteidiger hat?«, hatte Paul Cotter sie herausfordernd gefragt, als die Sitzung beendet war und die anderen gegangen waren.
    »Ja, natürlich«, antwortete sie. »Aber auch ein
    Verteidiger muss moralische Maßstäbe haben. Es
    mag nicht in jedem Fall mildernde Umstände ge-
    ben, aber man braucht wenigstens ein Motiv, auf
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    dem man aufbauen kann. Wenn ich schon nicht
    an den Mandanten glauben kann, muss ich we-
    nigstens an den Fall glauben können.«
    »Und das tun Sie hier nicht?«
    »Nein«, hatte sie geantwortet, denn das Unbeha-
    gen machte sich wieder bemerkbar. »Schauen
    Sie, ich bin beileibe keine dieser radikalen Femi-nistinnen, die meinen, Frauen brauchten keinerlei Verantwortung für ihre Handlungen zu übernehmen. Aber ich fühle mich auch nicht diesen
    Schreihälsen verbunden, denen es auch nicht um
    das Leben dieser Föten geht, sondern nur um
    ihren persönlichen Machttrip. Dieser Fall – tut mir Leid, aber ich habe einfach kein Verständnis da-für, wenn irgendein Irrer loszieht und unschuldige Menschen umbringt, um dagegen zu protestieren,
    dass unschuldige Menschen umgebracht wer-
    den.«
    »Und woher wollen Sie wissen, dass er ein Irrer
    ist?«, hakte Cotter nach. »Sie kennen ihn nicht.«
    »Das stimmt«, erwiderte sie. »Aber es sollte doch wohl jemanden geben, der mehr Verständnis für
    seine Beweggründe aufbringen kann, der seine
    Handlungsweise besser rechtfertigen kann. So
    jemand wäre jedenfalls besser geeignet, diesen
    Mann zu verteidigen, als ich.«
    »Ganz im Gegenteil«, erklärte Gotter. »Sie sind
    die Idealbesetzung dafür.«
    »Weshalb denn?«, ereiferte sie sich. »Sie wollen
    eine Frau nach vorne schicken, aber das ist ein
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    großer Fall, dem mehr Öffentlichkeit zuteil wer-
    den wird als jedem anderen, den die Kanzlei in
    den zwölf Jahren, die ich hier bin, übernommen
    hat. Sie wissen so gut wie ich, dass ich keinerlei Erfahrung mit Kapitalverbrechen habe. Machen
    Sie sich darüber keine Gedanken?«
    »Gedanken mache ich mir lediglich darüber«, er-
    widerte er, »dass der Mandant von uns nur das
    Beste bekommen soll.«
    »Nun, wenn das so ist«, sagte Dana, »weiß der
    Mandant denn, dass ich noch nie jemanden ver-
    teidigt habe, für den die Todesstrafe beantragt
    wurde?«
    »Der Mandant weiß alles, was er wissen muss«,
    antwortete Cotter. »Nämlich, dass diese Kanzlei
    sich mit ganzer Kraft für ihn einsetzen wird.«
    »Was heißt das im Detail?«
    »Das heißt, dass wir im Team an diesem Fall ar-
    beiten werden. Wir schicken Sie nicht vor, um Sie alleine im Regen stehen zu lassen. Sie werden
    volle Rückendeckung bekommen.« Dana wurde
    dennoch das Gefühl nicht los, dass sie vor diesem Fall schnellstens Reißaus nehmen sollte. »Warum
    meine ich bloß, dass Sie irgendetwas wissen, das
    ich nicht weiß?«, dachte sie laut.
    »Weil Sie jung und misstrauisch sind«, erwiderte
    Cotter lächelnd.
    Als Dana nun auf dem Metallstuhl in der Ge-
    sprächszelle saß, ihren Aktenkoffer aufklappte
    und Block und Stift herausholte, wusste sie, dass 90

    es keine Rolle spielen würde, was sich heute
    Morgen hier ereignete, denn der Geschäftsführer
    hatte ihr einen Fluchtweg offen gelassen.
    »Reden Sie mit dem Mann«, hatte er gesagt, als
    er ihr die Akte überreichte. »Ziehen Sie die An-
    klageerhebung mit ihm durch. Wenn Sie dann
    immer noch das Gefühl haben, der Fall ist nichts
    für Sie, sagen Sie mir Bescheid, dann gebe ich
    ihn jemand anderem. Ich meine zwar, dass Sie
    die Richtige wären, aber ich will Ihnen nichts auf-zwingen.« Dana redete sich ein, dass sie jetzt nur hier saß, um Cotter

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