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Mein Wille geschehe

Mein Wille geschehe

Titel: Mein Wille geschehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Sloan
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das Foto des Mannes. »Und jetzt?«
    »Könnte er sein«, meinte Joshua. »Sieht ihm
    schon ähnlicher. Warum?«
    »Weil das der Kerl ist, der im Hill House die Bom-be gelegt hat.«
    »Wirklich?« Joshua betrachtete das Bild einge-
    hender, dann schüttelte er den Kopf. »Ich bin mir einfach nicht sicher«, sagte er.
    Big Dug legte die Zeitung beiseite. »Komm«, sag-
    te er. »Wohin?«, wollte Joshua wissen. »Wir su-
    chen uns irgendwo ’nen Fernseher.« In ihrer
    Lieblingsbar an der First Avenue wurden sie fün-
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    dig. Sie brachten genügend Kleingeld für ein Glas Bier zusammen, und der Barkeeper erlaubte ihnen, sich ans Ende des Tresens zu setzen und
    das Bier zu teilen. Im Moment lief im Fernsehen
    ein Baseballspiel, und die beiden Männer nippten
    so selten wie möglich, damit sie sich noch die
    Nachrichten ansehen konnten. Das Hauptthema
    war natürlich die Verhaftung des jungen Marine-
    offiziers, den man des Anschlags auf Hill House
    anklagte.
    »Und?«, fragte Big Dug, als man sah, wie der
    Verdächtige ins Gefängnis gebracht wurde. »Was
    meinst du jetzt?«
    »Nicht so laut«, zischelte Joshua mit einem Blick auf die anderen Gäste. »Das soll doch keiner wissen, hast du das vergessen?«
    »Was meinst du?«, wiederholte Big Dug, diesmal
    etwas leiser.
    Joshua starrte zu dem Bildschirm hoch und kniff
    die Augen zusammen, um besser sehen zu kön-
    nen. »Ich weiß nicht«, sagte er. »Mit der Mütze
    auf der Zeitung, das sah eher nach ihm aus. Er
    trug auch eine dunkle Jacke.«
    »Dann stell dir die dazu vor.«
    Joshua seufzte. »Vielleicht war er es«, sagte er.
    »Wenn die Polizei das meint, wird’s schon so
    sein. War möglich. Sieht ihm schon ähnlich. Aber
    wie gesagt, ich bin nicht sicher. Es war zu dun-
    kel.«
    Priscilla Wales saß in ihrem Büro in San Francis-
    105

    co, das sie während der Jahre in einem Stil ein-
    gerichtet hatte, den sie nur halb im Scherz als
    »Heilsarmee« bezeichnete, und erwog ihre Optio-
    nen. Es war schon nach Mitternacht, doch das
    spielte keine Rolle für sie. Tageszeiten waren ihr einerlei.
    Das war nicht immer so gewesen. Früher war sie
    jeden Abend nach Hause geeilt, um Abendessen
    für ihren Sohn zu machen, ihm bei den Schular-
    beiten zu helfen oder einfach nur in seiner Nähe
    zu sein und sein Heranwachsen mitzuerleben.
    Und als er ein eindrucksvoller junger Mann ge-
    worden war, der aufs College ging und später
    Jura studierte, rief er noch immer häufig abends
    an, und sie plauderten stundenlang, als seien sie beste Freunde. Doch all das nahm vor zwei Monaten ein abruptes Ende, als ihr Sohn im Alter von
    vierundzwanzig Jahren von einem Betrunkenen
    totgefahren wurde.
    Nun hatte sie nur noch ihre Arbeit. FOCUS – Ak-
    ronym für »Freedom of Choice in the United Sta-
    tes« – sorgte dafür, dass sie in Bewegung blieb.
    Priscilla glaubte, dass die Organisation nach zwei Jahrzehnten engagierter Arbeit nun endlich vor
    dem Durchbruch stand. Ein Mann, den man des
    Anschlags auf Hill House verdächtigte, war ver-
    haftet worden, und wenn Anklage gegen ihn er-
    hoben wurde, würden sich die Medien auf diesen
    Prozess stürzen.
    Es zeichnete sich ab, dass die beiden diesjährigen 106

    Präsidentschaftskandidaten in puncto Abtreibung
    absolut entgegengesetzte Standpunkte vertraten.
    Da der eine für eine politische Richtung stand, die Frauen wieder zurück an den Herd wünschte, war
    es umso wichtiger, dass der andere ins Weiße
    Haus einzog.
    Der Wahlkampf konnte kaum besser beginnen als
    mit einer Verurteilung in diesem Fall, fand Priscilla. Das würde verdeutlichen, dass Frauen in die-
    sem Land nicht mehr unterdrückt werden sollten
    und dass Gewalt gegenüber Frauen nicht gedul-
    det wurde.
    Die einundfünfzigjährige Bürgerrechtsanwältin
    lehnte sich in ihrem Sessel zurück und überlegte, wie sie und ihre Organisation eine solche Ent-wicklung fördern könnten. Priscilla war gerade
    vierzehn geworden, als ein Junge, der ein paar
    Häuser weiter wohnte, sie in der Garage seiner
    Eltern in die Ecke drängte und vergewaltigte. Sie schämte sich zu sehr, um ihren Eltern zu sagen,
    dass sie schwanger war, ließ sich von der Freun-
    din einer Freundin eine Adresse geben und mach-
    te sich auf zu einem heruntergekommenen Ge-
    bäude in einer verwahrlosten Gegend der Stadt.
    Sie hätte den Abbruch kaum überlebt.
    Als sie im Krankenhaus lag und Arzte darum
    kämpften, die Blutung zu stoppen und die Infek-
    tion in den Griff zu bekommen, traf Priscilla

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