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Mein Wille geschehe

Mein Wille geschehe

Titel: Mein Wille geschehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Sloan
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übernom-
    men, sie war seit sieben Jahren für die Kanzlei
    tätig, erledigte auch öde Arbeiten, ohne zu mur-
    ren, und wartete geduldig den rechten Moment
    ab.
    Ihrer Ansicht nach war sie ohne Frage die Beste
    in der Truppe. Nach ihr wurde am meisten ver-
    langt, und sie hatte locker doppelt so viele Stunden abgerissen wie ihre elf Kollegen in der Kanz-
    lei. Außerdem war sie in den letzten Jahren häu-
    fig von der Geschäftsleitung belobigt worden, weil sie der Kanzlei neue Mandanten zuführte. Damit
    sollte sie ihrer Meinung nach mehr als gute Kar-
    ten haben, um Sozius zu werden.
    Die nicht gerade frauenfreundliche Geschichte der Kanzlei war ihr natürlich nicht verborgen geblieben. Wie konnte sie auch. Doch Joan war der An-
    sicht, dass sie ein Ass im Ärmel hatte. Dana
    McAuliffe nämlich, die ganz unbestritten den
    Durchbruch geschafft hatte. Und Dana war über
    alles erhaben, glaubte Joan.
    Sie war glatt wie Satin, weich wie Kaschmir, hart wie Stahl und ein Top-Profi, und der einzige weibliche Sozius der Kanzlei war das Vorbild der an-
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    gestellten Anwältin. Die männlichen Kollegen ver-
    suchten Paul Cotter oder Elton Grace nachzuei-
    fern, doch Joan war froh, jemanden wie Dana zu
    haben, um ihr Handwerk zu lernen. Als man sie
    fragte, ob sie die stellvertretende Verteidigung im Latham-Prozess übernehmen wolle, wusste die
    zweiunddreißigjährige Anwältin, dass dies ihre
    Bewährungsprobe war. Man hörte Gerüchte, dass
    im nächsten Jahr ein neuer Sozius ernannt wer-
    den sollte, und außer ihr gab es nur zwei Kandi-
    daten. Sie war überzeugt, dass sie das Rennen
    machen würde, wenn sie jetzt bei diesem größten
    Fall der Kanzlei gut abschnitt.
    Sie wusste auch, dass Dana sich für sie einsetzen würde. In den letzten Jahren hatten sich die beiden Anwältinnen angefreundet. Wenn sie im Ess-
    raum zusammensaßen, unterhielten sie sich über
    Fachfragen, aber auch über Schuhe oder Joghurt-
    Sorten. Wenn sie beide lange gearbeitet hatten,
    gingen sie manchmal zusammen essen. Und ein-
    mal war Joan auch mit zu den Symphonikern ge-
    kommen, um Sam spielen zu hören.
    Manchmal kam es vor, dass jemand aus der
    Kanzlei sie verwechselte, doch dafür gab es ei-
    gentlich keinen Grund, denn sie unterschieden
    sich in Größe und Statur beträchtlich. Außerdem
    trug Joan hauptsächlich Grau und Dunkelblau,
    Dana dagegen weiche Farben. Beide waren blond,
    doch Joans Haare schimmerten rötlich, und sie
    trug sie nicht schulterlang wie Dana, sondern
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    kürzer. Auch ihre Augen waren unterschiedlich:
    Joan hatte hellbraune, leicht schräg stehende Au-
    gen, die von Dana dagegen waren groß und dun-
    kelbraun. Dennoch gab es eine gewisse Ähnlich-
    keit zwischen den beiden Frauen, die den meisten
    Leuten nicht entging.
    »Ich war sicher, dass einer der Teilhaber die
    stellvertretende Verteidigung übernehmen wür-
    de«, sagte Joan aufgeregt. »Oder zumindest ei-
    ner der Jungs.«
    »Die Entscheidung lag bei mir«, sagte Dana und
    zuckte die Achseln. »Und Paul Cotter steht dahin-
    ter.« Er war sogar ausgesprochen begeistert ge-
    wesen, als Dana mit ihm darüber gesprochen
    hatte.
    »Versteh mich bitte nicht falsch, ich freue mich
    sehr über die Chance«, fügte Joan hastig hinzu.
    »Aber ich möchte dir gleich sagen, auch wenn ich
    sie damit wieder verlieren sollte, dass ich für das Recht auf Abtreibung bin.« Dana lächelte. »Das
    macht nichts«, sagte sie. »Du befindest dich in
    guter Gesellschaft.«
    »Naja, was ich damit so dezent wie möglich sa-
    gen will, ist, dass unser Mandant mir nicht gerade sympathisch ist.«
    »Das ging mir zu Anfang auch so«, gab Dana zu.
    »Aber du solltest dich mal mit ihm beschäftigen.
    Dann bist du vielleicht anderer Meinung.«
    Joan zog zweifelnd eine Augenbraue hoch. »Willst
    du mir etwa sagen, du hältst ihn für unschuldig?«
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    »Nein. Ich will damit sagen, dass er es verdient
    hat, dass man beide Optionen erwägt.«
    Das war keine direkte Antwort auf Joans Frage,
    doch Joan hatte großen Respekt vor Danas Intel-
    ligenz und Urteilsvermögen.
    »Interessanter Ansatz«, murmelte sie. Wenn sie
    dazu beitrug, dass Corey Latham im Aufsehen
    erregendsten Prozess, den es im Bundesstaat
    Washington je gegeben hatte, freigesprochen
    wurde, dann würden die Partner von Cotter und
    Boland sie gewiss nicht mehr übergehen können.
    »Ich bin Joan Wills«, sagte sie zu dem Mann, der
    des Anschlags auf Hill House angeklagt war, als
    sie ihm an dem Stahltisch in

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