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Mein Wille geschehe

Mein Wille geschehe

Titel: Mein Wille geschehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Sloan
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sollte Sie wohl doch fragen –
    glauben Sie mir?«
    Dana starrte ihn an. Es gab auf diese Frage na-
    türlich eine Routineantwort, nämlich, dass es
    nicht ihre Aufgabe war, seine Unschuld zu be-
    zweifeln, doch sie wusste, dass sie ihn damit
    nicht abspeisen durfte.
    »Ich mache mir gewöhnlich keine Gedanken über
    Schuld oder Unschuld eines Mandanten, Corey«,
    sagte sie schließlich. »Ich mache mir Gedanken
    über den Fall und darüber, wie ich den Prozess
    gewinnen kann. Oder, anders ausgedrückt: Ich
    gehe von der Unschuld meines Mandanten aus,
    weil das die Basis meiner Arbeit ist. Deshalb habe ich Sie nie gefragt, ob Sie die Bombe im Hill House gelegt haben oder nicht. Ich will es nicht wissen, um ehrlich zu sein.«
    »Warum nicht?«
    »Wenn Sie mir antworten würden, dass Sie die
    Bombe gelegt und all diese unschuldigen Men-
    schen getötet haben, würde das mein Vorhaben,
    Sie zu verteidigen, erheblich behindern.«
    »Inwiefern?«
    »Nun, schauen wir mal. Zum einen dürfte ich Sie
    nicht in den Zeugenstand rufen. Das wäre Auffor-
    derung zum Meineid. Ich kann Sie nicht wissent-
    lich unter Eid lügen lassen. Dafür könnte ich für immer Berufsverbot bekommen.«
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    »Werden Sie mich in den Zeugenstand rufen?«
    »Aber natürlich«, antwortete sie. »Sie sind mein
    bester Zeuge. Und Sie werden den Geschworenen
    genau dasselbe erzählen wie mir.«
    »Und wenn Sie jemanden vertreten würden, der
    schuldig ist, könnten Sie das nicht tun?«
    »Nein. Wenn ich wüsste, dass mein Mandant
    schuldig ist, würde ich stattdessen versuchen,
    mildernde Umstände zu ermitteln, die ich den
    Geschworenen anbieten könnte, wie zum Beispiel
    verminderte Zurechnungsfähigkeit.«
    »Was bedeutet das?«
    »Wenn der Mandant das Verbrechen zugibt, aber
    zum Zeitpunkt der Tat emotional so verändert
    war, dass ihm nicht mehr klar war, was er tat. Er konnte also Recht und Unrecht nicht mehr unterscheiden. Wenn es eine einleuchtende Begrün-
    dung gibt für diesen Geisteszustand und die An-
    klage von vornherein auf vorsätzlichen Mord lau-
    tet, die Geschworenen also die Option eines mil-
    deren Strafmaßes nicht haben, könnten sie
    durchaus beschließen, den Mandanten für nicht
    schuldig zu erklären. Der Unterschied ist in die-
    sem Fall dann der, dass der Verteidiger nicht versucht, die Beweislage der Anklage zu widerlegen,
    wie er es tut, wenn er die Unschuld eines Man-
    danten beweisen will, sondern er versucht, die
    Tat zu rechtfertigen.«
    »Sie meinen, wenn ich den Anschlag auf Hill Hou-
    se tatsächlich verübt hätte, würden Sie den Ge-
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    schworenen sagen, sie sollten mich freisprechen,
    weil ich wegen der Abtreibung so außer mir war,
    dass ich nicht mehr wusste, was ich tat?«
    »So ungefähr«, gab Dana zur Antwort.
    »Sie müssen sich keine Sorgen machen, Mrs
    McAuliffe«, sagte er fest und sah ihr in die Augen.
    »Ich habe diese Menschen nicht getötet.«
    Sie lächelte. »Das ist gut«, sagte sie. »Weil es
    mir nämlich schwer fallen würde, die Geschwore-
    nen davon zu überzeugen, dass Sie drei Monate
    nach diesem Vorkommnis immer noch im Affekt
    gehandelt haben.«
    »Sie glauben mir doch, oder?«, fragte er leise.
    »Nun, da es für Ihre Verteidigung nicht entschei-
    dend ist und da ich sehe, wie viel es Ihnen be-
    deutet«, antwortete Dana, »will ich es Ihnen sa-
    gen: Ja, ich glaube Ihnen. Ich glaube nicht, dass Sie mit dem Anschlag auf Hill House etwas zu tun
    hatten.«
    Corey atmete so heftig aus, als habe er seit Mo-
    naten die Luft angehalten. »Danke«, sagte er er-
    leichtert. »Nun bin ich bereit für morgen. Ich
    weiß, dass alles gut wird. Gott steht mir bei, und Sie stehen mir bei, und das ist das beste Team,
    das man kriegen kann.«
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    Das Gerichtsgebäude von King County nahm ei-
    nen gesamten Straßenzug ein. Zwischen dem
    zwölfstöckigen H-förmigen Bau und dem Gefäng-
    nis befand sich das Gebäude der Bezirksverwal-
    tung, doch es gab eine Verbindung zwischen den
    beiden Bauten, einen überirdischen tunnelartigen
    Gang, durch den man Angeklagte während des
    Prozesses sicher von einem Ort zum anderen
    bringen konnte. Das Gerichtsgebäude, in dem
    seit 1930 Prozesse stattfanden, war aus weißen
    Ziegeln und Granit im Stil der damaligen Zeit ge-
    baut worden und wies die üblichen Merkmale auf:
    einen von Säulen gesäumten Eingangsbereich,
    hohe Räume, Stuckverzierungen und Marmorbö-
    den.
    Allison Ackerman allerdings hatte kaum ein Auge
    für das alte Gebäude. Am

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