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Mein Wille geschehe

Mein Wille geschehe

Titel: Mein Wille geschehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Sloan
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Geschworenen ge-hört eine von uns!«
    »Du meinstjemand, der sich öffentlich für das
    Recht auf Abtreibung ausspricht?«
    »Nein – ich meine ein waschechtes eingetragenes
    Mitglied unseres Vereins. Was bedeutet, dass wir
    auf jeden Fall Einfluss auf das Urteil haben!«
    Priscilla konnte es kaum fassen. »Woher weißt du
    das?« Der Assistent zuckte die Achseln. »Wir ha-
    ben einen Spitzel bei AIM«, antwortete er. »Je-
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    mand hat die Liste rausgerückt, und sie sind
    drangekommen.«
    Die Anwältin konnte kaum einen klaren Gedanken
    fassen. »Wen haben wir in Seattle?«
    »Niemanden, der an diese Geschworene rankä-
    me.«
    »Dann finde jemanden, der es kann«, wies sie
    ihn an. »Jemand aus dem Verein, der so enga-
    giert ist, dass er diesen Einsatz bringt, und der schlau genug ist, sich nicht erwischen zu lassen.
    Eine Frau.«
    »Ich mach mich sofort dran«, versprach der As-
    sistent. »Und wenn sie ertappt wird, muss sie im
    Stande sein, eisenhart zu behaupten, dass sie
    noch nicht mal von uns gehört hat.«
    Der Assistent nickte. Er wusste vielleicht besser als jeder andere bei FOCUS, wie viel Raum Priscillas Arbeit in ihrem Leben einnahm und wie frei-zügig sie Regeln auslegen würde, wenn sie einen
    Vorteil daraus zog. »Du glaubst doch nicht, dass
    wir die Wahlen verlieren könnten, oder?«, fragte
    er, denn er wusste, dass es vor allem darum
    ging. Priscilla seufzte tief. »Es gibt sehr viele sehr dumme Leute in diesem Land«, gab sie zur Antwort. »Und was die tun, das weiß man nie.«
    Elise Latham verbrachte das Labor-Day-
    Wochenende weitgehend alleine, da ihre Mutter
    beschlossen hatte, dass die Anwesenheit ihrer
    ältesten Tochter den traditionellen Camping-
    Ausflug der Familie zu sehr beeinträchtigen wür-
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    de. Stattdessen aß Elise Fertigmenüs, sah sich
    die Shopping-Sender im Fernsehen an und be-
    stellte diverse Sachen, die sie nicht brauchte.
    Am Montag wurde ihr eine zusätzliche Besuchs-
    stunde bei Corey zugestanden.
    »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag«, sag-
    te sie mit strahlendem Lächeln zu ihm. »Wie geht
    es dir?«
    »Gut«, log er.
    »Du siehst auch gut aus«, erwiderte sie, was
    auch eine Lüge war, aber sie kamen beide nicht
    mehr ohne Lügen aus. In Wirklichkeit sah Corey schrecklich aus. Er war bleich und hager und hatte dunkle Ringe unter den Augen. Außerdem hat-
    te er einen hartnäckigen Husten, gegen den die
    Arzte machtlos schienen. »Deine Mutter hat einen
    Kuchen geschickt. Ich hab ihn bei den Aufsehern
    abgegeben.«
    »Wer hätte gedacht, dass wir meinen Geburtstag
    auf diese Art verbringen wTürden?«, sagte er un-
    vermittelt. »Es hätte so anders sein können. Ich
    habe auf dem Boot so oft daran gedacht. Wir wä-
    ren jetzt zu Hause, mit unserem Baby.«
    »Na toll«, sagte Elise. »Ich bin an allem schuld.«
    »Das hab ich nicht so gemeint«, widersprach er.
    »Ich wollte damit nur sagen, dass ich es mir an-
    ders vorgestellt hatte.« Als die Besuchszeit vor-
    über war, verabschiedete sich Elise, entkam den
    Reportern, von denen sie unentwegt verfolgt
    wurde – wenngleich es wegen der Feiertage nicht
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    so viele wie gewöhnlich waren – und steuerte in
    Belltown irgendeine beliebige Bar an. Kurz vor
    Morgengrauen erwachte sie in einem schmutzi-
    gen Bett neben einem Mann, der ihr völlig unbe-
    kannt war.
    Sie schleppte sich nach Hause, schreckte die Me-
    dienleute auf, die auf ihrem Rasen kampierten,
    und schloss sich im Badezimmer ein. Drei Stun-
    den später tauchte sie wieder auf, mit krebsroter Haut, weil sie so heftig versucht hatte, allen
    Schmutz wegzuschrubben.
    »Nie wieder«, murmelte sie, als sie in einen Ba-
    demantel und Pantoffeln schlüpfte. Dann ging sie, einer spontanen Eingebung folgend, zu ihrer
    Kommode. Sie kramte in der Dessous-Schublade
    herum und zog ein altes Adressbuch hervor. Sie
    setzte sich damit aufs Bett, schlug eine bestimm-
    te Seite auf und starrte lange darauf. Schließlich stand sie auf und ging zum Telefon.
    An einem anderen Telefon in einem anderen Teil
    der Stadt führte Paul Cotter ebenfalls ein Ge-
    spräch.
    »Sind Sie zufrieden?«, erkundigte sich der Anru-
    fer.
    »Weitgehend, ja«, antwortete Cotter. »Zwei von
    den zwölf sind unsichere Kandidaten. Aber mit
    den anderen dürfte es kein Problem geben.«
    »Und was ist mit diesen beiden?«
    »Wir werden sie im Auge behalten. Wenn es kri-
    tisch wird, werden wir uns der Sache anneh-
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    men.«
    »Sagen Sie mir Bescheid, falls Sie etwas

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