Mein zärtlicher Ritter: Roman (German Edition)
bereitete sie sich darauf vor, ihn niederzustechen. Doch sein Versuch war kraftlos, und er stürzte wieder zu Boden. Abgesehen davon, dass er vereinzelte Grunzlaute von sich gab, lag er danach still da.
Ihr einziger Gedanke war, dass sie fortmusste, bevor er wieder aufwachte.
Sie fand ihre Zofe vor der Tür zu ihren Privatgemächern kauernd. »Geh und hol sofort Alys und Jacob her«, sagte sie und schüttelte die Frau am Arm. »Und pass auf, dass du sonst niemanden aufweckst.«
Vorsichtig trat sie um den großen, auf dem Boden liegenden Körper herum. Sie blieb gerade lange genug in ihrem Schlafgemach, um sich ein Kleid über den Kopf zu ziehen und ihre Reitstiefel und ihren Umhang zu holen.
Alys und Jacob warteten auf der Treppe auf sie.
»Hol Jamie und triff mich bei den Stallungen«, flüsterte sie Jacob zu.
Sobald Jacob verschwunden war, wandte sie Alys den Rücken zu und hob ihr Haar an.
»Was ist passiert, Mylady?«, flüsterte Alys, während sie ihr das Kleid zumachte. »Wohin geht Ihr?«
»Komm, ich muss mich beeilen.« Catherine nahm Alys bei der Hand und zog sie die Treppe hinunter.
Sie sagte nichts mehr, bis sie den stockfinsteren Burghof überquerten. »Ich reite zum Kloster, Alys. Ich werde die Äbtissin bitten, dass ich die Gelübde ablegen und dort bleiben kann.«
»Aber das könnt Ihr nicht, Mylady«, protestierte Alys. »Ihr habt einen Ehemann.«
»Ich werde eine Annullierung der Ehe beantragen.«
Jacob erreichte die Stallungen direkt hinter ihnen. Er trug den verschlafenen Jungen auf dem Arm.
»Lasst mich Jamie mit auf mein Pferd nehmen, Mylady«, sagte Jacob. »Ich komme besser damit zurecht, falls Euch der Sinn nach einem scharfen Galopp steht.«
Glücklicherweise waren die Torwächter in dieser Nacht Männer, die schon lange im Dienst ihrer Familie standen. Sie fragten bloß, ob sie nicht mehr Männer zu ihrem Schutz benötige. Als sie ablehnte, befolgten sie ihren Befehl und öffneten das Tor.
William lag sehr still und mit geschlossenen Augen da. Er wusste, jede Bewegung würde den Schmerz in seinem ohnehin bereits brummenden Schädel noch verschlimmern. Der Teppich unter seinem Gesicht war unangenehm feucht von seinem Speichel. Sein Mund stand offen wie der eines Fisches, also schloss er ihn. Er war staubtrocken. Dennoch hätte er dem furchtbaren Verlangen, seinen Durst zu stillen, noch eine Weile widerstanden, wenn er nicht so dringend hätte pinkeln müssen.
Er erhob sich auf Hände und Knie, fest entschlossen sich auf den Weg zum Aborterker zu begeben.
Er schaute sich im Zimmer um, um festzustellen, wo er war. Vor ihm stand eine offene Truhe mit Kleidern, die teilweise daraus hervorquollen. Er starrte das Bett und den Wandbehang an.
Catherines Schlafgemach. Er war in Catherines Schlafgemach.
Erinnerungsfetzen von der vergangenen Nacht fielen ihm wieder ein. Er hockte sich auf die Fersen und versuchte, sich an den Rest zu erinnern. Er erinnerte sich daran, auf der Burgmauer getrunken zu haben. Und an Edmund, wie er mit ihm gesprochen hatte. Eine Welle des Zorns ließ seinen Kopf dröhnen, als er sich entsann, dass Edmund ihm geraten hatte, ein Auge zuzudrücken, während der Prinz seine Frau in sein Bett holte.
Der Zorn wich Scham, als er sich an das Geräusch der an die Wand schlagenden Tür erinnerte und den Anblick der beiden auf ihren Betten kauernden Frauen. War er wirklich so betrunken zu ihr gegangen?
Ein Sehnen überkam ihn, als er sich daran erinnerte, wie weich sich Catherines vom Schlaf warme Haut angefühlt hatte. Dann wurde ihm klar, wie grob er sie angefasst hatte. Wenn sie endlich bereit gewesen wäre, hatte er zärtlich mit ihr sein wollen. Stattdessen hatte er seine Hände über sie gleiten lassen, als wäre sie eine Hure, hatte ohne irgendwelche Umschweife ihr Hemd hochgeschoben und sie gegen das Bett gestoßen, bereit sie an Ort und Stelle im Stehen zu nehmen.
Er schlug die Hände vors Gesicht. Gott stehe ihm bei, er hätte sich kaum schlimmer verhalten können, wenn er es bewusst getan hätte.
Als er in sein eigenes Schlafgemach taumelte, stellte er fest, dass Thomas ihm vorsorglich ein großes Bier und ein Brot mit Schweineschmalz bereitgestellt hatte. Er goss Wasser in die Schüssel und wusch sich den Schmutz von Gesicht und Nacken. Er nahm sich Zeit und versuchte, darüber nachzudenken, wie er sich entschuldigen konnte. Egal, was sie getan haben mochte, das war keine Entschuldigung für sein Verhalten. Bei Tageslicht betrachtet musste er zugeben,
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