Mein zärtlicher Ritter: Roman (German Edition)
mit stahlgrauen Strähnen durchzogen. Catherine vermutete lange Beine und einen gestählten Körper unter seiner Kleidung. Der Blick seiner schwarzen Augen war intensiv auf sie gerichtet.
»Lady FitzAlan, Ihr habt mir und meinem Volk großes Leid zugefügt.« Glyndwrs Worte hallten durch den ganzen Saal.
Bestürzt konnte Catherine nichts antworten. Was glaubte er, dass sie getan hatte?
»Ich habe mich lange gefragt, wer die Informationen weitergegeben hat, die dazu führten, dass mein Sohn und seine Männer bei Pwll Melyn überwältigt werden konnten«, sagte Glyndwr. »Am Ende kam ich zu dem Schluss, dass nur Ihr es gewesen sein könnt.«
Woher konnte er das wissen? König Heinrich hatte nicht geglaubt, dass sie es war, nicht einmal nachdem der Prinz es ihm gesagt hatte.
»Es tut mir leid für Eure Verluste, Hoheit«, stammelte sie. »Aber es war meine Pflicht.«
»Prinz Harry hat bei Pwll Melyn dreihundert Waliser gefangen genommen«, sagte er. »Er hat sie alle bis auf einen hinrichten lassen.«
Unwillkürlich hob sie die Hand an den Mund. Sie hatte so etwas schon gehört, es aber nicht geglaubt.
»Wenigstens tötet Harry nicht aus Spaß oder aus Rache. Er tötet skrupellos, um seine Ziele zu erreichen, wie das ein großer Feldherr tun muss.« Glyndwrs Gesicht sah mit einem Mal sehr müde aus, als er sich umdrehte und ins Herdfeuer schaute. »Dieser Unterschied ist den Witwen und Waisen jedoch egal.
Er hat sie alle hinrichten lassen außer meinen Sohn Gruffydd, der in Ketten nach London gebracht wurde.« Glyndwr hielt inne und presste die Zähne aufeinander. »Er wird gefoltert, erzählt man mir. Nachdem er bei einem Fluchtversuch gefasst wurde, hat der König ihm die Augen ausstechen lassen.«
Catherine war zum Weinen zumute. Die Wahrheit von Glyndwrs Worten hatte sich in den Schmerz in seinem Gesicht gegraben. Sie wollte nicht glauben, dass ihr König eines solch barbarischen Aktes fähig war. Doch in ihrem Herzen wusste sie, dass er es war. Zum ersten Mal fragte sie sich, ob das, was sie getan hatte, richtig gewesen war. War es richtig, Harry zu sagen, dass er an jenem Tag die Waliser angreifen konnte, weil sie nicht darauf vorbereitet waren? Hätte sie es getan, wenn sie die Folgen hätte abschätzen können?
»Ich hörte, Ihr habt einen Sohn, Lady FitzAlan«, sagte Glyndwr und holte damit ihre Gedanken in die Gegenwart zurück. »Ihr werdet also verstehen, dass ich alles tun werde, um meinen Sohn aus den Händen meiner Feinde zu befreien.«
Catherine hielt den Atem an, als sie darauf wartete, dass Glyndwr ihr offenbarte, warum er ihr das alles erzählte.
»Ihr werdet meinen Sohn erlösen. Sein Leben werde ich mit Eurer Freigabe erkaufen.«
Verzweiflung und Verwirrung stiegen in ihr auf. »Ich fürchte, Ihr schätzt meine Bedeutung falsch ein, Hoheit«, sagte sie und rang die Hände. »Der König würde niemals Euren Sohn für mich eintauschen. Er ist kein … sentimentaler Mann.«
Sie gab es auf, es auf diplomatische Art auszudrücken, und sagte: »Der König wird mich, ohne darüber nachzudenken, opfern.«
Sie fühlte sich wegen ihrer Offenheit unloyal, doch in Glyndwrs Augen sah sie so etwas wie Hochachtung aufblitzen.
»Rayburn war ein Dummkopf, nicht zu erkennen, dass er eine so scharfsinnige Frau hat. Natürlich habt Ihr recht. Heinrich würde aus freien Stücken kein solches Opfer für Euch bringen.«
»Mein Ehemann wird nicht in der Lage sein, ihn zu einer anderen Haltung zu überreden«, sagte sie. »Ich glaube jedoch, dass Lord FitzAlan bereit ist, eine hübsche Summe als Lösegeld für mich zu zahlen.« Es war ihr inzwischen egal, wie viel William würde zahlen müssen, wenn er es nur rasch täte.
»Ich werde meine Forderung nicht an FitzAlan richten, sondern an den Sohn des Königs.«
»An Harry?«, fragte Catherine perplex.
»Ich habe die Barden über Eure Schönheit singen hören, Lady FitzAlan.« Glyndwr lächelte sie zum ersten Mal an. »Es ist kein Wunder, dass der Prinz so vernarrt in Euch ist.«
Catherine öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch kein Ton kam über ihre Lippen.
»Ich werde eine Botschaft an Prinz Harry schicken, in der ich ihn darüber informiere, dass ich seine Geliebte nur gegen die Freiheit meines Sohnes austausche.«
»Aber ich bin nicht die Geliebte des Prinzen!« Endlich fand Catherine ihre Stimme wieder.
Als Glyndwr sie skeptisch anschaute, versuchte sie es ihm zu erklären. »Wir waren als Kinder miteinander befreundet. Sind es noch.
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