Mein zukünftiger Ex
aufgefordert. Sie hat mir ein Angebot unterbreitet, das ich nicht ablehnen konnte.« Lola hasste diesen Teil der Geschichte. Jahrelang hatte sie alles getan, um nur nicht daran denken zu müssen.
»Das kann nicht dein Ernst sein!« Endlich hatte sie Gabes ganze Aufmerksamkeit. »Hat sie gedroht, dich zu Fischfutter zu verarbeiten? Hast sie dir angedroht, dir Zementschuhe fertigen zu lassen und dich auf den Grund der Themse zu versenken?«
»Nein, nichts in der Art. Sie hat mir Geld geboten. Ich war siebzehn Jahre alt.« Lola hatte jetzt einen bitteren Geschmack im Mund. Gleichgültig, wie zwingend der Grund gewesen sein mochte, die unausweichliche Tatsache blieb bestehen, dass sie ihren Freund verraten hatte. »Sie hat mir zehntausend Pfund angeboten, wenn ich mich nicht mehr mit Dougie treffe.«
»Und du hast das Geld
genommen
?«
»Ich habe das Geld genommen.« Der bittere Geschmack kam von den Schuldgefühlen. Sie war nie stolz darauf gewesen, darum hatte sie es Gabe gegenüber auch nie erwähnt.
Er stieß ein ungläubig bellendes Gelächter aus. »Du hast dich von ihr kaufen lassen?«
Lola schauderte, als sich eine eisige Klaue um ihren Magen krallte. »Ich wollte es nicht, aber ich musste.«
»Gottverdammt, zehntausend Pfund! Wofür hast du das Geld ausgegeben?«
Lola zögerte kurz, aber es ging nicht, sie konnte es ihm nicht sagen. Voller Reue hatte Alex sie angefleht, sein Geheimnis keiner lebenden Seele anzuvertrauen, und dieses Versprechen musste sie halten. Alex mochte tot sein, aber ihre Mutter durfte nie herausfinden, was geschehen war. Das bedeutete, Lola durfte es niemals jemand sagen. Die Erinnerung schnürte ihr beinahe die Kehle zu. »Ich brauchte das Geld einfach. Du verstehst nicht, was …«
Knack.
Lola erstarte, als hinter ihr ein trockener Zweig unter einem Schuh zerbrach. Sie wirbelte herum, das Herz schlug ihr bis zum Hals. Lola entdeckte die große Gestalt, die in der Dunkelheit im Laubeneingang zum Rosengarten kaum sichtbar war.
Nicht irgendeine große Gestalt. Die Silhouette war unverkennbar.
»Zehntausend Pfund«, wiederholte eine leise Stimme ebenso ungläubig wie Gabe.
O Gott.
»Was verstehe ich nicht?«, beschwerte sich Gabe. Geduld war nicht seine starke Seite. »Hör jetzt nicht auf! Was verstehe ich nicht?«
»Ich rufe zurück.« Ihre Hand zitterte plötzlich nicht nur vor Kälte. Lola beendete das Gespräch und steckte das Handy in ihre Tasche.
9 . Kapitel
»Zehntausend Pfund«, wiederholte Doug und schüttelte den Kopf.
Lola schluckte. »Deine Mum wollte uns unbedingt auseinanderbringen.«
»Das darf ja wohl alles gar nicht wahr sein!« Er trat auf sie zu »Du hast mir einen Brief geschrieben und das Land verlassen.«
»Genau das wollte sie doch von mir. Begreifst du es nicht? Nichts von dem, was ich in dem Brief schrieb, stimmte!« Lola wusste, dass sie ihn dazu bringen musste, ihr zu glauben. »Ich liebte dich immer noch. Es hat mir das Herz gebrochen.
Monatelang
war ich am Boden zerstört.«
»Verschone mich!« Doug klang hart. »Ich habe in meinem Leben schon einiges zu hören bekommen, aber …«
»Dougie, ich lüge dich nicht an! Und es tut mir leid,
wirklich
leid, dass ich dir weh getan habe. Aber es war die Idee deiner Mutter – sie hat mir Geld angeboten. Und vertrau mir, sie wollte es
unbedingt
.« Lola klang flehend. »Wenn ich sie abgewiesen hätte, dann hätte sie einen anderen Weg gefunden, um mich loszuwerden.«
»Mein Gott! Du hättest ja etwas sagen können! Ist dir nie der Gedanke gekommen, mir zu erzählen, was da vor sich geht? Wäre es nicht fair gewesen, mich zu fragen, was
ich
davon halte?«
»Das wollte ich ja.« Lolas ballte vor Frust die Fäuste. Ihm nicht die Wahrheit sagen zu können, bedeutete, dass er sie bis in alle Ewigkeit für geldgierig und käuflich halten würde. Hilflos meinte sie nur: »Aber du bist nach Edinburgh gegangen, hast dich mit all diesen Mädchen da oben angefreundet …«
»
Wie bitte
?«
»Wir waren noch so jung! Wie realistisch war es denn, dass wir zusammenbleiben würden? Ich wusste, dass ich dich liebte«, plapperte Lola in ihrer Verzweiflung weiter, »aber was, wenn ich das Geld abgelehnt hätte und einige Woche später hättest du jemand kennengelernt, den du mehr magst als mich? Wie dumm hätte ich mich gefühlt, wenn du mir dann einen faden Abschiedsbrief geschrieben hättest?«
In der Dunkelheit hob Doug die Hände. »Na gut, du hast das Richtige getan. Wir vergessen es einfach,
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