Meine gute alte Zeit - Teil I
beabsichtigte, u n verzüglich in das Geschäft seines Vaters einzutreten. Es würde ihn glücklich m a chen, sagte er, wenn er Madge heiraten und seinen eigenen Hausstand grü n den könnte. Mr Watts erklärte sich bereit, seinem Sohn ein Haus auf seinem Besitz bauen zu lassen; dort könne sich das junge Paar niederlassen. Und so wurde alles festgelegt.
Auguste Montant, der amerikanische Testamentsvol l strecker meines Vaters, kam aus New York und blieb eine Woche bei uns. Er war ein großgewachsener, beleibter Mann, jovial und sehr charmant, und niemand hätte Mu t ter mit mehr Güte begegnen können. Er sagte ihr o f fen, dass es mehr als übel um Vaters Hinterlassenschaft stand, und dass er von Anwälten und anderen Personen, die vorgegeben hatten, seine Int e ressen zu vertreten, äußerst schlecht beraten worden war. Man hatte versucht, die Häuser in New York mit halbherzigen Maßna h men zu sani e ren, und damit nichts anderes getan, als das Geld zum Fenster hinau s zuwerfen. Es wäre besser, meinte er, einen beträchtlichen Teil der Ba u lichkeiten abzustoßen, um Steuern zu sparen. Das verbleibende Ei n kommen würde sehr gering sein. Der große Besitz meines Großv a ters hatte sich in Luft aufgelöst. H. B. Claflin Co. die Firma, in der er Teilhaber gewesen war, würde Oma, se i ner Witwe, weiterhin ihr Ei n kommen anweisen; auch Mutter würde ein solches, wenngleich in wesentlich g e ringerer Höhe bezi e hen. Nach dem letzten Willen meines Großvaters würden wir drei Kinder jedes 100 Pfund im Jahr erhalten. Der Rest des immensen Vermögens war ebenfalls in Hausbesitz angelegt worden. Man hatte die Häuser dem Verfall preisgegeben oder sie in vergangenen Jahren zu einem Bruchteil ihres We r tes veräußert.
Nun erhob sich die Frage, ob Mutter es sich leisten konnte, weiter in Haus Ashfield zu leben. Ich glaube, dass sie die Lage viel richtiger ei n schätzte als jeder andere. Sie war überzeugt, dass es falsch wäre, hier wohnen zu ble i ben. Das Haus würde Reparaturen brauchen, und es würde schwierig sein, mit so schmalen Einkünften durc h zukommen – möglich, aber schwierig. Es wäre besser, dieses Haus zu verkaufen und i r gendwo in Devonshire, vielleicht bei Exeter, ein kleineres zu beziehen, das mit weniger Geld unterhalten werden könnte.
Hier allerdings stieß sie auf den erbitterten Widerstand ihrer Kinder. Madge und ich und auch mein Bruder, der aus Indien schrieb, protestie r ten energisch gegen einen Verkauf Ashfields und baten sie, das Haus zu behalten. Wir sagten ihr, dass es unser Heim wäre und dass wir nicht ertragen könnten, uns davon zu trennen. Mein Schwager meinte, er könne immer einen kleinen Be i trag zu Mutters Einkünften erübrigen. Wenn Madge und er im Sommer auf Besuch kämen, könnten sie ebenfalls e t was zuschießen. Vielleicht gerührt von meinem leidenschaftl i chen Eintreten für Ashfield, gab Mutter schlie ß lich nach.
Heute weiß ich, dass es nicht klug war, es zu behalten. Wir hätten es verkaufen und ein anderes erwerben kö n nen, das wesentlich leichter zu führen gewesen wäre. Aber obwohl Mutter das damals klar erkan n te und in späteren Jahren noch klarer erkannt haben muss, bereute sie ihren Entschluss nicht. Vie l leicht weil Ashfield mir über so lange Ja h re hin so viel bedeutet hatte. Es war immer für mich da, es war meine Vergange n heit, meine Zuflucht, der Ort, wo ich wirklich hingehörte. Mir hat es nie an Wurzeln gefehlt. Es mag töricht gewesen sein, da r an festzuhalten, aber es gab mir etwas, das für mich wer t voll ist, einen Schatz von Eri n nerungen. Es hat mir auch eine Menge Ärger gegeben, Sorgen und Kummer g e macht und Kosten verursacht – aber muss man nicht für alles, was man liebt, einen Preis bezahlen?
Vater starb im November, Madges Hochzeit fand im September darauf statt. Es war eine stille Feier ohne a n schließenden Empfang – die Tra u erzeit für Vaters Tod war noch nicht vorbei. Es war eine schöne Hoc h zeit; sie wurde in der alten Kirche in Tor abgehalten. Als erste Brautjun g fer kam ich mir sehr wichtig vor und nahm begeistert an der Zeremonie teil. Die Brautjungfern waren weiß gekleidet und trugen weiße Blüte n kränze im Haar.
Die Hochzeit fand um 11 Uhr vormittags statt, und das Hochzeit s mahl wurde in Haus Ashfield eingenommen. Das glückliche Paar e r hielt eine Menge wunderschöner Geschenke, musste aber alle nur möglichen Ma r tern über sich ergehen lassen, die mein kleiner Vetter Gerald und
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