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Meine Reise in die Welt der Gewuerze

Meine Reise in die Welt der Gewuerze

Titel: Meine Reise in die Welt der Gewuerze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfons Schuhbeck
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absoluten Höhepunkt erreichte.
    Danach sah es zunächst nicht aus. Als die Römer noch nicht die halbe Welt beherrschten, sondern als brave Bauern am Tiber lebten, praktizierten sie eine einfältige Volksmedizin, deren beliebteste Heilpflanze der Kohl war. Der große Feldherr und Staatsmann Marcus Cato, der auch einen kleinen medizinischen Ratgeber verfasste, pries den Kohl als Haus- und Allheilmittel bei chronischen Wunden, Fisteln, Verrenkungen und Gicht. Kohl besitzt tatsächlich Wirkstoffe, die keine andere Pflanze in sich trägt: die Glucosinolate, die eine schützende Wirkung auf Magen, Leber und Lunge haben. Die Legionäre hatten immer Unmengen von Kohl auf ihren Feldzügen dabei, weil sie ihn nicht nur als Notration, sondern auch als Verbandsmaterial nutzten. Marcus Cato behauptete deshalb, das römische Imperium sei mit der Kraft des Kohls errichtet worden. Knoblauch war den Truppen allerdings genauso wichtig. Er sollte die Kampfeswut der Soldaten stärken, böse Geister vertreiben und Feinde in die Flucht schlagen. Dass er außerdem eine antiseptische Wirkung hatte und vor Magen-Darm-Erkrankungen schützte, war natürlich ein willkommener Nebeneffekt.
    Die Römer überließen den Griechen so vollständig die medizinische Theorie und Praxis, dass es fast keine römischen Schriften auf diesem Gebiet gibt. Zum Glück haben wir Plinius den Älteren, einen Naturforscher und weit gereisten Soldaten, der im 1. Jahrhundert nach Christus seine siebenunddreißig Bände umfassende Enzyklopädie »Naturalis historia«, seine berühmte Naturgeschichte verfasste. In ihr beschreibt er nicht nur die römisch-griechische Heilkunst, sondern auch die medizinischen Traditionen der einzelnen Völker, selbst in den entlegensten Provinzen des riesigen Imperiums. Ohne ihn müsste zum Beispiel Asterix ohne die Misteln in seinem Zaubertrank auskommen – Plinius ist die einzige Quelle, die den Mistelkult der Gallier belegt.

    In seiner »Naturalis historia« offenbart sich Plinius als großer Gewürzkenner. Der verdauungsfördernde, krampflösende Koriander, der zudem das Wachstum von Bakterien hemmt und so Lebensmittel haltbarer und bekömmlicher macht, ist für ihn das ideale Gewürz schlechthin. Für den Magen empfiehlt er ganz richtig Kümmel, der bis heute als eines der wirkungsvollsten Magenmittel überhaupt gilt. Und von der Minze schwärmt er: »Ihr Geruch erfrischt den Geist; ihr Geschmack wirkt appetitanregend.« Außerdem soll man bei Erkrankungen der Atemwege auf sie zurückgreifen. Und bei Kopfschmerzen ist es hilfreich, die Schläfen mit Minzöl einzureiben – nichts anderes machen wir heute auch. Schwarzkümmel garantiert laut Plinius ebenfalls Linderung bei Kopfschmerzen: Man muss den Kümmel in ein Tuch füllen, zerreiben und unter die Nase halten. Durch das Einatmen der ätherischen Öle schwellen die Nasenschleimhäute ab, der Kopf wird binnen kürzester Zeit klar. In arabischen Ländern kennt jeder Mensch diese so einfache wie effektvolle Sofortmaßnahme. Nur wir wollen von diesem Schwarzkümmel-Aspirin der Natur nichts mehr wissen.
    Basilikum ist Plinius ein wahres Loblied wert: Er sei gut für den Magen, helfe bei Ödemen und wirke sogar als Aphrodisiakum. Vieles davon lässt sich wissenschaftlich belegen: Basilikum ist verdauungsfördernd und krampflösend. Extrakte von den Blättern können sogar Magengeschwüren vorbeugen. In den Mittelmeerländern wird die Pflanze bis heute als entwässerndes Mittel benutzt, was den Einsatz bei Ödemen sinnvoll erscheinen lässt. Die luststeigernde Wirkung wiederum könnte mit dem positiven Effekt auf die Verdauung zusammenhängen: Bei guter Verdauung funktionieren alle Organe besser.
    In der Küche des alten Rom wurde Basilikum allerdings selten benutzt, ebenso wenig wie Petersilie, Rosmarin und Salbei. Sie alle galten als Heilpflanzen. Petersilie wurde gegen Erkrankungen der Harnwege eingesetzt, Rosmarin als allgemeines Stärkungsmittel, aber genauso als Arznei gegen Rheuma. Salbei war ein sehr wichtiges Medikament bei Atemwegserkrankungen, Verdauungsbeschwerden sowie zur Wundheilung. All das ist auch nach modernen Erkenntnissen sinnvoll.

    Die Römer liebten ihre Gewürze über alle Maßen. Sie schätzten Bohnenkraut, weil es vor Durchfällen schützt und die Haltbarkeit von Fleisch erheblich verlängert. Sie wussten, dass sie sich mit Oregano gegen Bakterien behelfen konnten und dass sie der Fenchel dank seiner krampflösenden Eigenschaften vor Darmkoliken bewahrt.

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