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Meine Schwiegermutter trinkt - Roman

Meine Schwiegermutter trinkt - Roman

Titel: Meine Schwiegermutter trinkt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diego de Silva
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kommen.
    »Okay, lassen wir das«, sage ich knapp. »Was schwebt dir vor?«
    »Was mir vorschwebt?« Buchhalter Espedito KeineAhnungwovondusprichst-Lenza fällt aus allen Wolken.
    »Jetzt komm schon, Schluss mit dem Rumgeeiere. Spuck’s aus.«
    Er mustert mich, wägt das Risiko ab, ob er, wenn er mit seinem Theater weitermacht, mir nicht vielleicht doch über die Hutschnur geht und damit am Ende noch seinen Plan vermasselt; also tritt er die Flucht nach vorn an.
    »Erinnerst du dich an Anna Carena?«
    Die Erinnerung muss ich nicht erst hervorkitzeln, da ich bei dem Namen sofort eine umwerfende Körbchengröße vor Augen habe.
    Espe braucht mich nur kurz anzusehen, dann gibt er sich die Antwort selbst.
    »Du erinnerst dich. Sehr schön. Gut: Also gestern Abend war sie im Push-up , mit …«
    » Push-up ? Was soll das denn sein? Ein Dessous-Fachgeschäft?«
    »Oh, wie geistreich, haha. Diesen Witz höre ich gerade zum allerersten Mal.« Espe verdreht die Augen. »Jetzt pass aber auf, dass ich den Faden nicht verliere: Also sie war da, und so was von geil – das reine Gift für deinen Abend, sag ich dir –, in einem hochgeschlossenen Shirt, das ihr mindestens zwei Nummern zu klein war (wir verstehen uns, ja?). Und das Schlimmste: Sie hatte auch noch eine Freundin dabei, und die – ich schwöre es bei meinen Kindern – die sah aus wie Jennifer Lopez.«
    »Im Ernst?«
    Espe grinst. »Ich sehe, so langsam fällt bei dir der Groschen. Jetzt aber weiter im Text: Ich geh also in das Lokal und erkenne sie, zusammen mit dem anderen Prachtexemplar, von dem ich dir besser gar nicht erzähle, was für Klamotten sie anhatte. Und um mir das Leben nicht unnötig schwer zu machen, gehe ich meiner Wege – normalerweise würdigt mich die blöde Zicke nämlich keines Blickes. Aber diesmal, kaum hat sie mich gesehen, springt sie auf, wedelt mit den Armen und sagt mir, ich soll mich doch zu ihnen setzen.«
    »Wie merkwürdig«, kommentiere ich und verschränke sarkastisch die Arme vor der Brust.
    Genau in dem Moment fällt mir ein, dass ich irgendwo gehört oder gelesen habe, dass man durch das Verschränken der Arme im Gespräch eine Barriere errichtet und Dissens zu dem gerade Gesagten signalisiert; die Geste, die ich gerade eben vollführt habe, drückt also wohl meinen Dissens aus. (Aber ich für meinen Teil bin trotzdem der Meinung – und war das auch schon immer –, dass solche körpersprachlichen Analyseversuche ziemlicher Bullshit sind.)
    »Du machst dir ja keine Vorstellung, Vince’«, fährt Espe fort, euphorisch wie ein Pusher, der ein psychedelisches Feuerwerk verspricht, um seine Ware anzupreisen, »bei der Live-Übertragung saßen die beiden von Anfang bis Ende vorm Fernseher. Die haben sich schier das Wort aus dem Mund gerissen: Mensch, war der gut, was für ein mutiger Typ, was für ein interessanter Mann …«
    »Nee, nee, nee«, unterbreche ich ihn. »Untersteh dich!«
    »Hör mal, ich hab überhaupt nichts gemacht. Die haben von sich aus drauf bestanden!«
    » Wo rauf bestanden?«
    »Morgen Abend um halb zehn im Push-up, hab ich dir doch schon gesagt«, fügt Espe ohne einen Hauch von Scham hinzu; dazu tut er auch noch genervt.
    Mir wird leicht schwindlig, so wenig kann ich es fassen.
    »Hast du mir schon gesagt? Hast du mir schon gesagt?!?«, brülle ich, entrüstet über sein abgehobenes Arschgesicht. »Wenn ich gerade zum ersten Mal von dieser verdammten Verabredung höre, behauptest du hab-ich-dir-schon-gesagt?«
    Er verdreht die Augen.
    »Pfff, du nervst. Was bist du denn auf einmal so pingelig? An der Sache ändert das doch nichts, ob du’s nun früher hörst oder später.«
    »Herrgottnochmal, Espe«, schimpfe ich los und schlage mir dabei auf die Oberschenkel (und das, obwohl ich die Ästhetik der Selbstgeißelung immer verabscheut habe), »ich wusste es, ich wusste es, ich wusste es!«
    Verärgert steht er von seinem Stuhl auf, als ob nun wiederum er von mir die Nase gestrichen voll hätte.
    »Hör mal, vergiss es einfach, okay? Ich hätte echt nicht gedacht, dass dich ein banales Ausgehen mit zwei Weibern in eine solche Gewissenskrise stürzt. Dann ruf ich sie eben an und sage ab.«
    Er streckt die Hand nach seinem Handy aus, aber es ist so was von sonnenklar, dass er gar nicht bis dahin langen will.
    Erst da komme ich auf den Trichter.
    »Wie bitte?«, frage ich (und füge nicht hinzu: ›Was fällt dir ein, du mieser alter Lustmolch, ein Date einzufädeln, ohne mich vorher zu fragen?‹)
    Aber es

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