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Meine Suche nach der besten Pasta der Welt

Meine Suche nach der besten Pasta der Welt

Titel: Meine Suche nach der besten Pasta der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maiwald Stefan
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verankert ist. Ein ungesalzener maccherone ist ein Gauner, der harmlos tut, und wenn etwas so klar wie maccheroni -Wasser ist, dann ist die Angelegenheit äußerst trübe und undurchsichtig. Wer in Saus und Braus lebt, ernährt sich »von pasta und maccheroni«. Wenn etwas wie gerufen kommt, sagen die Sizilianer: »Das fällt wie Käse auf die maccheroni .« Und » maccheroni auf dem Kopf eines anderen essen« bedeutet, dass man schlauer ist als sein Gegenüber.
    Hier kommt nun in aller Ausführlichkeit der arabische Geograf Abu Abdallah Muhammed ibn Idrisi ins Spiel, der uns schon früher im Buch begegnet ist, denn er schreibt Mitte des 12. Jahrhunderts erstmals nachweislich von der heutigen Pasta: »Westlich von Termini befindet sich die Ortschaft Trabia in bezaubernder Landschaft, reich an fließenden Gewässern und Mühlen; in schöner
Ebene und mit großen Gütern, auf denen dünne Nudeln in solcher Menge hergestellt werden, dass auch die muselmanischen Länder mit ausgiebigen Ladungen versorgt werden.«
    Nirgendwo in Italien wird mehr Pasta gegessen als auf Sizilien, dem eigentlichen italienischen Nudel-Paradies, denn die Konkurrenz aus Neapel hat es sich selbst schwer gemacht, indem sie die Pizza kultiviert, die in strenger Konkurrenz zur Pasta steht. Pasta und Pizza zu einer Mahlzeit – das geht mengenmäßig nicht. »Italien ohne Sizilien macht gar kein Bild in der Seele; hier ist erst der Schlüssel zu allem«, schrieb Goethe am 13. April 1787, nachdem er schon das ganze Land durchquert hatte.
    Meine erste sizilianische Pasta gab es auf einem Segeltörn mit Lele vor den Liparischen Inseln. Ich kannte ihn von einer Geschichte, die ich mit ihm im Jahr 2005 für eine Segelzeitschrift gemacht hatte. Ich habe nie viel vom Segeln verstanden, aber eines war mir schnell klar geworden: Die Qualität eines Skippers zeigt sich nicht beim Anlegemanöver im Hafen, sondern in der Kombüse.
    Lele, ein holländisches Ehepaar, ein Hausfreund des Ehepaars (fragen Sie nicht) und ich segelten zu den Liparischen Inseln, wo es ja auch munter vulkanisch zugeht. Er machte simple Spaghetti mit Tomatensoße, und während wir so in einer geschützten Bucht dümpelten und die Segel knarrten, war dieses Gericht herrlich. Als wir aufgegessen hatten, sahen die Teller aus, als wären sie nie benutzt worden. Mein Erweckungserlebnis vermittelte mir Lele aber, als er mir eine Orange hinhielt. »So, so«, dachte ich,»eine Orange.« Aber wer noch nie in eine sizilianische
Orange, die noch Stunden zuvor am Baum gebaumelt hatte, gebissen hat, der weiß gar nicht, wie Obst schmecken kann. Es war, als hätte ein verrückter Wissenschaftler den Geschmack von fünfzig Orangen in eine einzige Frucht gepresst, vielleicht mit Hilfe überlanger DNA-Stränge. Sie schmeckte nicht süßer, sondern orangiger, wie Kondensat von Kondensat von Orangensaft. Irre.

    Am nächsten Tag fuhr ich quer über die Insel in Richtung Ragusa. Die Stadt hat ihren Namen von venezianischen Handelsreisenden, die hier ihren Außenposten gründeten. Inzwischen liegt das venezianische Ragusa in Kroatien und heißt Dubrovnik. Ich will niemandem zu nahe treten, aber hätte man in Jugoslawien und den Nachfolgerepubliken nicht die wunderschönen Namen der Serenissima beibehalten können? »Ragusa« klingt wie eine Frühlingsbrise, »Dubrovnik« wie eine Magen-Darm-Krankheit. »Capodistria« ist Vogelgezwitscher, »Koper« ein Baumarkt.
    In Ragusa machte ich nur kurz Halt, um mir die erstaunlich breite und tiefe Schlucht anzuschauen, die die Stadt in zwei Hälften teilt. Es war, als hätten die ersten Siedler den ungünstigsten Ort ausgewählt, den sie in ganz Sizilien finden konnten. »Hey, wenn wir uns hier niederlassen, brauchen wir Tage, um zur anderen Seite zu kommen, beim Nachbarn um Mehl zu bitten oder Trinkwasser und Medizin zu besorgen. Warum nicht?« Mein Ziel war das etwas kleinere Modica, weil
ich erstens seit Lecce eine Schwäche für überschaubare Barockstädte entwickelt hatte und weil zweitens hier, in der Geburtsstadt des Literaturnobelpreisträgers Salvatore Quasimodo, eine ganz besondere Gaststätte direkt an der Hauptstraße liegt: die »Osteria dei Sapori Perduti«, das Wirtshaus der verlorenen Geschmäcker. Hier kocht Köchin Stefania so, wie man in Sizilien vor hundert Jahren gekocht hat. Tatsächlich kommen Großfamilien hierher, die sich aus mehreren Generationen zusammensetzen, und die Oma zeigt den Enkeln, was früher auf den Tisch kam.

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