Meine Welt hinter den Sternen - Vestin, A: Meine Welt hinter den Sternen
„Möchtest du noch eine Runde?“ Statt einer Antwort schmiss ich einen meiner Kegel nach Aaron und er kugelte sich vor Lachen.
„Ich geh jetzt wohl besser ins Bett“, sagte ich und warf ihm den bösesten Blick zu, den ich hinbekam. Wir hatten tatsächlich noch zwei Runden gespielt. Der Gewinner war natürlich klar. „Wenn du meinst.“ Aaron erhob sich und ich tat es ihm nach. Schweigend trotteten wir nebeneinander her. Überall auf den Gängen standen Wachen und sahen uns nach. Dann standen wir vor meinem Zimmer. „Also, dann wünsch ich dir eine gute Nacht und schlaf gut. Vergiss nicht, das Fenster aufzumachen, dann hörst du die Grillen, ein herrliches Geräusch“, sagte Aaron. „Nein, Vater“, antwortete ich und grinste ihn an. Wir standen noch eine Weile da. Ich sah ihn an und er musterte mich. „Du bist relativ groß für dein Alter, oder?“, fragte er mich dann. „Keine Ahnung. Vielleicht.“ Wieder wurde ich begutachtet. „Aaron, würdest du das bitte lassen. Du schaust mich an, als wäre ich das achte Weltwunder.“ „So als gäbe es acht Weltwunder.“ Er lächelte. „Tja dann, noch mal gute Nacht.“ „Ja, dir auch“, erwiderte ich und wollte mich schon umdrehen, als er mich an seine Brust zog und mich umarmte. Ich atmete seinen Geruch ein. Er roch nach wilden Rosen. War das schon immer so gewesen? Ich wusste es nicht. Wir sagten beide nichts und ich ging in mein Zimmer.
Shania saß wie immer auf ihrem Sessel. Ich legte mich ins Bett, konnte allerdings nicht einschlafen. Hellwach lag ich da und schaute an die Decke. Nach einiger Zeit hörte ich von Shania leichte Schnarchgeräusche, sie war offensichtlich eingeschlafen. Ich dachte nach. Immer wieder kreisten meine Gedanken um Aaron. Ich musste es mir langsam eingestehen, obwohl ich es nicht wollte. Es durfte nicht sein und ich wusste das. Doch ich konnte nicht anders, ich war verliebt. Ich war das erste Mal in meinem Leben richtig verliebt.
Und Vater …
Als ich am Morgen aufwachte, wollte ich nicht aufstehen. Ich fühlte mich so müde und das Wetter war schlecht. Es regnete schon die ganze Zeit. Shania saß wie gewohnt auf ihrem Sessel und lächelte mich an. „Guten Morgen“, grüßte sie mich. „Guten Morgen“, murmelte ich und stand auf, um mich zu waschen. Shania suchte derweil ein Kleid heraus. Es war meerblau und würde sicher gut zu meinen Augen passen. Schließlich ging ich hinunter in die Halle. Doch Aaron saß nicht da. Auch Basko war nirgends zu sehen. Ich setzte mich an den Tisch und wartete.
Nach einiger Zeit kam Aaron endlich angelaufen. Er war ganz außer Atem. „Guten … Morgen! Verzeih die Verspätung, aber ich hatte zu tun“, sagte er. „Kein Problem.“ Dann frühstückte ich ausgiebig. Ich hatte wie immer einen Bärenhunger. Seit ich bei Aaron war, hatte ich sicher schon mehrere Kilos zugenommen. Aber es wirkte sich sicher nicht negativ aus, ich war ja sehr schlank. „Du schaust sehr hübsch aus. Das Blau steht dir sehr gut“, machte mir Aaron ein Kompliment. „Danke“, antwortete ich leise. „Äh, hm, Tara. Ich muss dir da noch was sagen“, fing Aaron an. „Ja?“ „Es tut mir echt leid, aber du musst heute Nacht wieder zurück. Ich habe so viel zu tun. Weißt du, ein paar Nachbarländer machen Stress und, nun ja, ich hoffe, du bist nicht böse.“ „Oh nein. Aber könntest du mir mal erklären, warum ich immer in der Nacht gehen muss und nie am Tag?“ „Ja, natürlich. Das ist jetzt aber etwas kompliziert. Bitte lache darüber nicht. Wie du ja schon weißt, werde ich eines Tages, zu meinem Bedauern, Anastasia heiraten. Das weiß das ganze Dorf. Und wenn sie mich mit einem anderen Mädchen sehen würden, gäbe es Riesenaufruhr. Sie würden denken, ich hätte eine Geliebte. Es würde sich überall herumerzählen und dann könnte Achille davon erfahren und wäre böse. Deswegen“, erklärte er mir. „Oh. Aber warum Geliebte?“ „Tja, wenn bei uns ein Mann mit einer anderen Frau ausgeht, heißt das soviel wie, er ist mit ihr liiert.“ „Aber wir sind doch nur freundschaftlich liiert, wenn du das so nennen möchtest“, redete ich weiter. „Ja, so ist es wohl.“ „Gut, dann verschwinde ich eben wieder“, sagte ich. „-Bitte nenn es nicht verschwinden.“ Ich war beleidigt. War die Arbeit denn wichtiger als ich? Ich konnte es mir nicht vorstellen, wieder zu meinen Großeltern zu gehen. Aber na ja, es musste wohl so sein.
Die Zeit verging wie im Flug. Bald war es Abend geworden und
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