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Meistens alles sehr schnell: Roman (German Edition)

Meistens alles sehr schnell: Roman (German Edition)

Titel: Meistens alles sehr schnell: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Kloeble
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  – besaß; und zum ersten Mal, seitdem er Sankt Helena verlassen hatte, vermisste er Alfonsa. Ihr hätte diese These gefallen.
     
    Später, nachdem Albert Fred mit ein paar frei zitierten Stellen aus dem A– F-Lexikonband ins Bett gebracht hatte, nahm er ein Blatt Papier, kramte alle Gedanken zusammen, die in seinem Kopf herumschwirrten, und schrieb drauflos. Das hatte ihm schon früher geholfen: Fragen, Zweifel, Dilemmas auf das Papier bannen. Alles rauslassen.
     
    Am nächsten Morgen war Alberts Bett umringt von zerknüllten Seiten, vollgeschmiert mit schwer zu entziffernden Sätzen. Albert warf sie in den Mülleimer. Auf einer der Seiten stand:
Liebste Besitze? Oxymoron!!!
Auf einer anderen:
Meine Mutter kann mich mal.
Oder:
Es geht abwärts. Es geht abwärts? Klischee! Besser wär
(und dann nichts) Oder:
Das Leben ist ein Hänselbrösel. Haha.
Und auf der einzigen, die er faltete und in seine Brusttasche steckte:
Tun wir doch mal so, als wären keine Fragen offen (Vorhang zu)
     
    Das taten sie vier Wochen lang.
    Fred und Albert schwammen im Baggersee, und Fred demonstrierte, wie gut er Toter Mann spielen konnte.
    Fred und Albert zählten an der Bushaltestelle alle grünen Fahrzeuge, mit Albert als Protokollant, dem Fred keine »Halbweißen« wie die Polizei durchgehen ließ.
    Fred und Albert fanden einen Strauch Rosen vor ihrer Haustür, an dem eine Karte befestigt war, auf der
Es tut mir leid
stand, und Fred fragte, vom wem sie sei, und Albert log, das wisse er nicht.
    Fred und Albert waren bis zu drei Mal pro Woche in der Kanalisation unterwegs (Albert immer doppelt so oft), und stets fanden sie Liebste Besitze in der Schatzkiste   – darunter ein Mini-Lexikon für die Westentasche, grüne Buntstifte und ein brandneuer Rasierer.
    Fred und Klondi rupften Unkraut in ihrem Garten, und Albert sah ihnen aus der Ferne zu.
    Fred und Albert fütterten Gertrude mit Unkraut.
    Fred und Albert kochten Spätzle nach einem Rezept aus dem Internet und bestellten sich eine Stunde später Pizza, von der Fred die »ekligen Tomaten« mit einem Löffel kratzte.
    Fred und Albert lauschten Klondis Kassette, und Albert gab zu, das klang wie fernes Meeresrauschen.
    Fred und Albert strichen Freds Zimmer neu, in Olivgrün, Maigrün, Türkisgrün und Schilfgrün.
    Fred und Albert saßen angeschnallt im BMW, und Albert feuerte Fred an, der fast so schnell raste wie Michael Schumacher.
    Fred und Albert gingen zu Klondi, weil Fred darauf bestand, dass Albert mitkam, und sie töpferten zu dritt, und Klondi formte einen Aschenbecher, den sie, mit einem Augenzwinkern, Albert schenkte, worauf Albert eine Dose für Süßes formte, die er, ebenfalls mit einem Augenzwinkern, ihr schenkte, während Fred einen »Kopfsteinpflasterstein« formte, den er behielt.
    Albert und Fred stritten, weil Albert Freds Ansicht nach »rauchig« stank, was Albert auf Klondi schob.
    Fred und Albert spielten Schach und Fred gewann fast jedes Mal, da er mit Weiß spielte und sich alle weißen Figuren wie Damen bewegen können.
    Fred und Albert hinterließen Klondi einen Strauch Rosen vorihrer Haustür, an dem eine Karte befestigt war, auf der
Ist okay
stand, und Fred fragte, was okay sei, und Albert sagte, alles.
    Fred und Albert malten   – mit grünem Filzer   – die Umrisse ihrer Hände auf das Küchenfenster neben die Initialen
HA
und schrieben in die Hände
Fred
und
Albert.

Der größte Vogel der Welt
     
    »Was machst du, wenn ich tot bin?«
    Albert, der sich langsam in einem Bürostuhl drehte, sah von einem Aufgabenheft mit Plastikeinband auf, das ihm Alfonsa einmal geschenkt hatte, damit er die im Schach erteilten Lektionen festhielt. Albert hatte aber noch ganz andere Dinge darin notiert. Die aufgeschlagene Seite war gefüllt mit Todesszenarien von Anni, die Albert aufgelistet hatte wie Fred grüne Fahrzeuge, wobei stets ein gewisses von einem Sprung durchzogenes und versiegeltes Küchenfenster eine zentrale Rolle spielte. Früher hatte er nach jedem Eintrag gelächelt, weil mit jeder neuen Idee seine Hoffnung gewachsen war, dass er die Wahrheit festgehalten hatte.
     
    Wind macht das Fenster weit auf und es geht kaputt und das ganze Glas regnet wie Hagel und Anni stellt sich auf einen schlechten Stuhl, damit sie das Fenster für die Nacht mit Kleber schließen kann, aber dann fliegt der Stuhl weg und sie versucht, noch zu bleiben, aber sie ist ja alt und deswegen fällt sie und das macht ihr Herz nicht mit.
    Oder:
Anni will nicht mehr in

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