Meister der Assassinen
äußern, um die Lage nicht weiter eskalieren zu lassen. Die gegenseitigen Anschuldigungen oder Verdächtigungen brachten sie nicht weiter, wie Arun gesagt hatte.
Das macht mich schwindlig, dachte sie. Ob Milts Obeah-Geister vielleicht helfen könnten? Aber besser nicht. Am Ende nimmt er die auch noch gefangen und unterwirft sie seinem Willen - vielleicht wartet er sogar nur darauf, dass Milt den Fehler begeht, Kontakt zu ihnen herzustellen ...
Sie zuckte zusammen, als sie einen Arm um sich fühlte.
»Ich glaub’s nicht«, erklang Milts Stimme samtweich an ihrem Ohr. »Du hast im Stehen geschlafen ...«
»Nein, ich hab intensiv nachgedacht.« Verstört blinzelte sie. »Wo sind denn auf einmal alle?«
»Nachdem Arun erklärt hat, dass wir abreisen werden, ist Rimmzahn einigermaßen besänftigt abgezittert. Dann hat er nämlich bereits einige Gegner vom Hals, die ihm das Leben schwer machen könnten.«
»Du glaubst auch, dass er sich zum Anführer aufschwingen will, nicht wahr?«
»Wäre nicht sein erster Versuch. Und er wird wie alle anderen Versuche davor scheitern.« Milt zog sie mit sich. »Komm, wir sollten was essen, mein Magen hängt mir in den Kniekehlen.«
Am Abend saßen die Freunde zum Abendessen beisammen, um die Reise zu besprechen sowie den Abschied. Die Gestrandeten hielten sich von ihnen fern, Felix war mit seiner Familie zusammen, und die Iolair waren mit sich beschäftigt. Zur Ablenkung von Alberich überlegten sie einen weiteren Angriff oder eine Belagerung.
Sie sahen erstaunt auf, als plötzlich jemand zu ihnen gerannt kam. Jack erkannte ihn sofort - es war ein Späher auf Flügeln.
»Prinz Laycham!«, rief er. »Ist der anwesend?«
Der Mann mit der silbernen Maske erhob sich. »Ich bin hier.«
Der Späher verhielt vor ihm. »Hochedler ...«
»Nur Prinz, bitte.«
»Prinz ... ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte. Dar Anuin brennt!«
4
Aufbruch
F ür einen Moment herrschte Stille; alle starrten den Elfen an.
»Was soll das heißen ...«, begann der Prinz schließlich langsam.
»Ich kann es nicht anders beschreiben, edler Prinz, und ich bin nicht der Einzige! Überall spricht es sich herum wie ein Lauffeuer!«
Dar Anuin war eine geheime Stadt, wie Laura wusste. Selbst in Innistìr galt sie als Legende. Doch es gab sie; der Prinz und Zoes Erzählungen waren der Beweis. Früher hatte jeder die stolze Stadt erreichen können, bevor sie von Priestern usurpiert wurde, die seitdem dort mit strenger Hand herrschten und die Stadt völlig isoliert hatten. Niemand durfte mehr hinein oder hinaus mit Ausnahme des Prinzen und seiner Streiter, wenn sie auf der Suche nach einer neuen jungen Frau mit dem Blauen Mal waren.
Laura hatte es ja kaum glauben können, dass auch bei den Elfen eine Diktatur möglich war - noch dazu eine, die die Unterdrückten jeglichen Willens und aller Lebensfreude beraubte. Allerdings waren die Elfenreiche nach wie vor monarchistisch geprägt, sodass sie bei allem Chaos und oft auch anarchistischem Verhalten immer einem König oder einer Königin unterworfen waren.
Und plötzlich sollte diese absolut isolierte Stadt auf einmal an die Öffentlichkeit getreten sein? Wenngleich unfreiwillig ...
»Was für ein Feuer?«, fuhr Laycham fort. Seine Haltung war starr und sehr aufrecht.
»Alles, was es gibt«, antwortete der Späher. »Bis zum Himmel hinauf. Magisch, echt und was dazwischen noch sein mag. So haben wir die Stadt gesehen, Herr, und wir wussten, dass es Dar Anuin ist, denn die Hilferufe drangen bis zu uns!«
Nun sprang Hauptmann Birüc auf. »Herr ...«
»Ja. Ich weiß.«
»Ach, wirklich? Klär mich mal auf.« Zoe stellte ihren Weinbecher ab, stand ebenfalls auf und stemmte die Arme in die Seiten.
Laura stellte fest, wie dünn ihre Freundin immer noch war, und wusste, wie sie selbst aussah. Klar, Models hatten dünn zu sein, doch Zoe hatte sich bei allen Diäten niemals auf ein derartig extremes Untergewicht heruntergehungert. Bei ihr hatte immer alles gepasst. Jetzt schlotterte die Kleidung an ihr, genau wie an Laura, die immer schon zierlich gewesen war, aber nie klapprig. Sie würden eine lange Zeit brauchen, bis sie wieder auf normalem Gewicht waren.
Und dennoch ... Zoe war so schön, trotz der Maske, des Untergewichts, trotz allem - sie besaß eine unglaubliche Ausstrahlung. Eine Lebenskraft und Stärke, an der sich andere eine Scheibe abschneiden konnten. Einschließlich Laura, obwohl sie selbst fand, dass sie in letzter Zeit
Weitere Kostenlose Bücher