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Meister Li und der Stein des Himmels

Meister Li und der Stein des Himmels

Titel: Meister Li und der Stein des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Hughart
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Aufschrei und das Geräusch von rutschendem
Holz auf dem Boden, als er mit dem Knie gegen einen Tisch stößt... Hund bellt
noch lauter... Mann sucht etwas, brummt und wirft, Bellen wird zu Heulen und
Jaulen, das von den Mauern widerhallt, während der Hund davonrennt, Geräusch
wird leiser... Mann schreit auf, als er wieder an den Tisch stößt, kriecht ins
Bett zurück. Frau seufzt, dreht sich um und flüstert dem Mann etwas zu... Mann
lacht leise, Frau kichert... Ich werde rot bei den leisen zärtlichen Geräuschen
vom Bett... Zärtlichkeiten werden lauter, rhythmisch... Säugling wacht auf und
beginnt zu weinen, Mann flucht, Frau stöhnt... Frau steht auf, stillt den
Säugling, Mann steht auf, erleichtert sich in den Nachttopf... kleiner Junge
wacht auf und sagt verschlafen etwas, Mann flucht und sagt dem Jungen, er soll
aufstehen und wenn nötig, den Nachttopf benutzen... verschiedene Geräusche:
Mann und kleiner Junge pinkeln, Frau singt dem Säugling leise etwas vor,
Säugling saugt und kräht, Grillen zirpen, ein Eulenschrei, ein leichter Wind in
den Blättern... kleiner Junge legt sich wieder ins Bett, Säugling schläft ein,
Mann und Frau wieder im Bett, Frau flüstert, Mann beginnt zu schnarchen.
    Feuer! schreit eine Stimme vor dem
Fenster, andere fallen ein, alle springen aus dem Bett, Säugling weint... Mann
schreit auf, als er gegen den Tisch stößt, ruft aus dem Fenster... Stimmen
sagen etwas von einer Scheune ... draußen Fußgetrappel, Geräusche von Türen,
die sich öffnen und schließen, Klappern von Eimern, Quietschen der Seilwinde,
Mann schreit auf, als er gegen den Tisch stößt... zieht Sandalen an, eilt
hinaus... Klappern und Klatschen der Löschmannschaft, Flammen zischen und toben
... unglaubliches Durcheinander von Geräuschen: Leute schreien, Pferde wiehern,
Esel brüllen, Rinder und Ochsen muhen, Hühner gak-kern .. . Tore fliegen auf, die Hufe der flüchtenden Tiere donnern vorüber... alter
Mann schreit: »Mein Heu! Mein Korn!« ... Frau kreischt etwas von Funken auf
ihrem Dach. Dann etwas sehr Eigenartiges: Alle Geräusche des Dorfs scheinen
langsam in die Luft zu steigen... sie drehen sich, sie wenden sich... als habe
der Jadekaiser aus dem Himmel herunter nach China gegriffen, das Dorf in die
Hand genommen und drehe es hierhin und dorthin ... ein langsames, ruhiges,
endloses Ausatmen... Tierlaute verstummen allmählich, Geräusche von Eimern,
Wasser und Feuer verstummen allmählich, Rufen und Schreien verstummen
allmählich... das Dorf läßt sich wieder auf der Erde nieder, ein Geräusch nach
dem anderen verliert sich... Geräusche des kleinen Jungen werden immer leiser,
Geräusche der Frau werden immer leiser, Geräusche des Mannes werden immer
leiser... der Säugling kräht fröhlich... der Säugling wird immer leiser ...
Stille.
    Drei kurze laute Schläge.
Die Laternen werden angezündet, der Wandschirm wird beiseite geschoben.
Dahinter ist nichts außer einem Tisch, einer Schallmuschel, zwei Fächern, einem
Krug Wasser und vier Bechern, und Mondkind, der die Hände faltet und sich
verbeugt.
    *
    Klagende Morgendämmerung
und ich konnten uns mühelos davonstehlen, während alle Mondkind umlagerten. Ich
hatte die Säcke, Stöcke und Laternen bereitgelegt, und während wir Kröten und
Leuchtzirpen fingen, sagte sie mir, es sei ganz gut, daß wir Mondkind hier
herausholten, denn er verliere durch das bequeme Leben seine Stimme, ganz
besonders in den hohen Tonlagen. Falls er nicht ein paar hübsche Jungen fand,
denen er über Stock und Stein nachjagen konnte, wäre er bald nur noch der beste
in seinem Fach und alles andere als ein Wunder.
    »Nun ja, er scheint immer
noch gewisse Fähigkeiten zu haben«, widersprach ich schwach.
    Sie lachte, trat mir gegen
das Schienbein, und wir machten uns mit den prallvollen Säcken auf den Rückweg.
Meister Li erwartete uns an den Ställen. Das war schade, denn das bedeutete,
wir konnten nicht bleiben und den Goldenen Mädchen zusehen, die jetzt ihre
Vorstellung gaben. Tausende von Laternen beleuchteten die große Wiese taghell.
Sie unterhielten die Gäste mit einem tollkühnen Polospiel, das ich noch nie
gesehen hatte. (Es kam aus Indien und war der letzte Schrei am Hof, aber nicht
gerade seine Zierde.) Die Anführerin der Leibwache war besonders hinreißend,
denn, wenn es darauf ankam, ritt sie tollkühn und rücksichtslos mit rasendem
Tempo in ein anderes Pferd. Während Klagende Morgendämmerung das Spiel
beobachtete, sah ich, wie sehr sie

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