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Meister Li und der Stein des Himmels

Meister Li und der Stein des Himmels

Titel: Meister Li und der Stein des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Hughart
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Geldbörsen fest !« schrie der Bibliothekar. »Hallo Kao, was führt dich
in die Zivilisation zurück ?« fragte er in normaler
Lautstärke.
    »Ein Einkaufsbummel. In
meinem Arbeitszimmer fehlt etwas, und ich habe beschlossen, daß ich eine
Fälschung brauche, um sie an die Wand zu hängen .«
    »Du weißt sehr gut, daß
unsere Sammlung nicht verkäuflich ist«, erwiderte der Bibliothekar säuerlich.
»Wer redet von Verkaufen? Ich rede von Tauschen«, sagte Meister Li, zog die
Reibedrucke hervor und warf sie auf den Tisch. »Stell dir vor, wieviel Arbeit
darin steckt«, sagte er mit einem leisen Lachen.
    »Wer macht sich die Mühe,
Reibedrucke zu fälschen ?« fragte der Bibliothekar
mißtrauisch. Er warf einen Blick darauf, betrachtete sie näher, und nach
einigen Minuten gab er erstickte Laute von sich. Er lachte. Der Bibliothekar
stand taumelnd auf, die beiden fielen sich jubelnd und nach Luft ringend in die
Arme. Mondkind, Klagende Morgendämmerung und ich klopften ihnen auf den Rücken,
bis sie sich beruhigt hatten.
    »Zum Schreien komisch,
nicht wahr ?« sagte Meister Li und wischte sich die
Augen, »stell dir vor, wie viele Monate der Dummkopf dafür gebraucht hat.«
    »Monate? Sagen wir, er hat
zehn Schriftzeichen am Tag zustande gebracht .. . Das
sind sieben Jahre !« frohlockte der Bibliothekar.
    Meister Li winkte uns, und
wir gingen zum Tisch. »Seht ihr den Witz, Kinder ?« fragte er.
    Wir kratzten uns am Kopf.
»Für mich sehen sie aus wie echte
    Reibedrucke der
Konfuzius-Steine«, sagte ich.
    »Sieh dir dieses Zeichen
an... und das und das. Weißt du,
    was es bedeutet ?«
    »Ja, Meister«, sagte
Mondkind.
    Der Bibliothekar mischte
sich ein. »Aber zur Zeit des Konfuzius hat man es nicht so geschrieben«,
erklärte er frohlok-kend, »seht ihr die geraden Linien oben? In alter Zeit war
es keine gerade Linie, sondern eine Spitze wie ein Dach. Der dumme Fälscher
sagt also, Konfuzius... « Mondkinds Gesicht hellte sich auf. »Konfuzius konnte
nicht... «
    Das Gesicht von Klagende
Morgendämmerung hellte sich auf. »Konfuzius konnte nicht einmal...« »Konfuzius
konnte nicht einmal Ahne schreiben !« brüllte
ich.
    Wir fielen uns jubelnd und
nach Luft ringend in die Arme, und der Bibliothekar und Meister Li klopften uns
freundlicherweise auf den Rücken, bis wir uns wieder beruhigt hatten.
    »Kao, das ist wirklich ein
Juwel an Dummheit, und wenn du an etwas Vernünftiges denkst, können wir uns
vielleicht einigen«, sagte der Bibliothekar.
    Meister Li rieb sich die
Nase. »Also, ich bin ganz in der Stimmung für entstellte Geschichte. Gibt es
etwas Neues ?« »Nicht auf diesem Niveau. Nicht jeden
Tag... Warte! Wie wäre es mit einem geradezu absurden Ssu-ma Chien ?« »Klingt vielversprechend«, sagte Meister Li beiläufig.
Der Bibliothekar klingelte nach seinem Gehilfen. »Vor kurzem war ein
schwachsinniger Mönch mit der ungeschicktesten Ssu-ma-Fälschung, noch dazu
einer Pause, hier .« »Erzähl«, sagte Meister Li.
    So einfach war es. Kurze
Zeit später verließen wir den Pavillon der Segnungen des Himmels, und Meister
Li trug Bruder Blinzeis Kopie unter dem Arm.
    13.
    Wir fanden einen hübschen
kleinen Park, kauften bei einem der Händler Heuschreckenpastete und
Pflaumensaft mit Essig und setzten uns unter einem Schnurbaum ins Gras. Meister
Li hatte bereits einen flüchtigen Blick auf Bruder Blinzeis Fälschung geworfen.
Außerdem hatte er einen Umweg durch eines der Handschriftenarchive gemacht. Er
griff in sein Gewand und zog eine alte Schriftrolle mit dem Siegel hervor:
»Einsicht nur mit Sondergenehmigung durch autorisiertes Personal .« Er legte die Schriftrolle, den gefälschten Text und das
Untersuchungsergebnis der Boden- und Pflanzenproben neben sich ins Gras und
widmete sich seiner Heuschreckenpastete. Dann zog er uns alle mit einer
Bewegung seines Fingers in seine Gedanken ein.
    »Erzählt mir die Geschichte
vom Kaiser und den Mandarinen«, befahl er. Wir starrten ihn an. »Meister ?« sagte ich. »Ihr habt mich richtig verstanden .«
    Mondkind zuckte die Achseln
und begann: »Vor langer Zeit lebte ein Kaiser namens Li Ling-chi. Er war ein
sehr guter Mensch. Er war sehr, sehr gut. Er war sogar so gut, daß die Vögel um
seinen Kopf flogen und Loblieder sangen und die Schmetterlinge vor ihm tanzten .«
    »Er war so gut, daß Fische
und Frösche aus den Teichen sprangen, um von ihm gesegnet zu werden«, fuhr
Klagende Morgendämmerung fort. »Er war so gut, daß an den Festen immer ein

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