Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meister und Margarita

Meister und Margarita

Titel: Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
Vom Netzwerk:
ist heute von vier bis fünf im Gribojedow …« Und Ähnliches mehr.
    Die Massolit hatte es sich im Gribojedow so richtig bequem gemacht. Jeder Besucher wurde zuerst mit Bekundungen diverser Sportzirkel konfrontiert wie auch mit Gruppen- und Einzelportraits der Mitgliederautoren. Sie hingen (gemeint sind die Portraits) entlang der Treppe zum nächsten Stock.
    Auf jenem Stock war bereits an der ersten Tür das Schild mit der Aufschrift »Fisch- und Datschensektion« angebracht und darunter die Abbildung einer Karausche am Angelhaken.
    Das Schild an der Tür zu Zimmer Nr. 2 sah schon interpretationsbedürftiger aus: »Eintägige künstlerische Ausflüge. Bitte bei B. Trugowa beantragen.«
    Die Aufschrift an der nächsten Tür war denkbar kurz, aber nun gar nicht mehr zu verstehen: »Perelygino«. Von jetzt an verlor sich der zufällig Eingetretene in einem dichten Wald aus Schildern, welche die Nussbaumtüren der Schriftstellertante zierten: »Anmeldung zur Warteliste für Papiervorräte bei O.   W. Mirowa«, »Kasse. Abrechnungen Sketche-Schreiber« …
    Sobald man die riesige Schlange passierte, die schon unten beim Pförtner begann, wurde ein weiteres Schild sichtbar – an einer Tür, durch die im Sekundentakt größere Menschenmengen strömten: »Wohnungsangelegenheiten«.
    Nach den Wohnungsangelegenheiten fiel der Blick auf das bezauberndste Bild: ein über allen Gipfeln reitender Held im Filzmantel. Das Gewehr umgehängt. Weiter unten: ein palmenbewachsener Balkon. Am Balkon ein junger Mann mit struppigem Haar. Die außerordentlich lebhaften Augen nach oben gerichtet. In der Hand was zum Schreiben. Der Titel verhieß: »Langfristige künstlerische Aufenthaltsstipendien ab zwei Wochen (Erzählung, Novelle) bis zu einem Jahr (Roman, Trilogie). Jalta, Suuk-Su, Borowoje, Zichidsiri, Machindschauri, Leningrad (Winterpalais)«. Auch vor dieser Tür stand eine Schlange, aber nicht allzu lang, gerade mal hundertfünfzig Leute.
    Es folgten, entsprechend den eigenwillig sich windenden, steigenden, fallenden Gängen des Hauses von Gribojedow: die »Administration«, die »Kassen Nr. 2, 3, 4 und 5«, das »Redaktionskollegium«, »Der Vorsitzende der Massolit«, das »Billardzimmer«, verschiedene Nebendienststellen und schließlich jener Säulensaal, in dem das Tantchen die Komödie des genialen Neffen genossen hatte.
    Jeder Besucher – es sei denn, er war vollkommen vernagelt – merkte sogleich: Die Glückseligen (also die Mitglieder) haben es wirklich, wirklich gut. Und glühender Neid nagte an ihm. Er sandte bittere Klagen empor, dafür dass ihm bei seiner Geburt kein literarisches Talent vergönnt worden war, die Voraussetzung, um von dem Mitgliederausweis überhaupt nur träumen zu dürfen – diesem braunen, nach teurem Leder riechenden, mit breitem goldenen Rand versehenen, in ganz Moskau bekannten Ausweis.
    Was lässt sich zur Ehrenrettung des Neids schon sagen? – Sicher, es ist ein Gefühl von der übelsten Sorte, und trotzdem muss man sich auch mal in den Besucher hineinversetzen können. Zumal das, was er oben gesehen hat, nicht alles war, beileibe nicht alles. Denn das gesamte Erdgeschoss des Tantenhauses beherbergte ein Restaurant, und was für eins! Aus gutem Grund galt es in Moskau als das allerfeinste. Und zwar nicht nur deshalb, weil es zwei große Bogensäle für sich beanspruchte, deren Decken lila Pferde mit assyrischen Mähnen schmückten. Nicht nur deshalb, weil über jede Tischleuchte ein gemustertes Tuch gelegt war. Nicht nur deshalb, weil kein gewöhnlicher Sterblicher von der Straße dort jemals hineingelangt wäre. Sondern vor allem deshalb, weil die Qualität der Gribojedow’schen Gastronomie jedes andere Restaurant in Moskau haushoch schlug und das Preis-Leistungs-Verhältnis mehr als kulant, ja geradezu großzügig war.

    Darum ist eine Konversation wie etwa die folgende, die der Autor dieser nur allzu getreuen Beschreibung einst vor dem Gitter des Gribojedow belauschte, eher verständlich:
    – Wo isst du zu Abend, Ambrosius?
    – Dumme Frage! Natürlich hier, lieber Foka! Archibald Archibaldowitsch hat mir gesteckt, es gibt portionierten Zander à la nature. Wohlgemerkt, ein ganz beachtliches Kunststück!
    – Tja, du weißt halt zu leben! –, seufzte der hagere, ungepflegte Foka mit einem Furunkel am Hals zum rotwangigen Riesen, dem Dichter Ambrosius mit wulstigen Lippen und goldenem Haar.
    – Dazu ist kein besonderes Wissen vonnöten –, entgegnete ihm Ambrosius, – bloß der

Weitere Kostenlose Bücher