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Melodie der Sehnsucht (German Edition)

Melodie der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Melodie der Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wings
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Lächeln auf die bleichen, erstarrten Züge Sabines zu zaubern. Nachdem die junge Frau gestern Nacht zitternd und wortlos zurück in ihre Kammer geschlichen war, hatte Sabine kaum ein Wort zu ihrer Zofe gesprochen. Vor allem hatte sie ihr nicht verraten, was sie zur Änderung ihrer Fluchtpläne bewogen hatte. Fleurette hoffte, das später von Gaston erfahren zu können, aber der Knecht würde erst später mit den Maultieren eintreffen.
    »Aber dann wärest du endlos unterwegs«, antwortete Sabine müde. »Und du würdest kaum etwas von der Landschaft sehen.«
    Die Landschaften, durch die der Ritt sie führte, hätten Sabine in normalen Zeiten bezaubert. Das Schloss ihres Vaters lag in den Ausläufern der Berge von Ariège, Montségur hatte hoch auf dem Gipfel des Pog gestanden. Jetzt aber verließen sie das Gebirge und ritten durch lieblichere, sonnigere Landschaften, in denen sich goldene Weizenfelder mit kleinen Waldstücken abwechselten. Immer wieder passierten sie spiegelglatte Seen oder überquerten fröhlich dahinplätschernde Bachläufe. Der Goldglanz der Sonne Aquitaniens – oben in Ariège nur an schönen Tagen spürbar – verstärkte sich hier und tauchte alles in ein sanftes, verklärendes Licht.
    »So eilig habt Ihr es doch wohl nicht, auf Caresse anzukommen, oder?«, fragte Fleurette aufsässig. »Und was die Landschaft angeht – ich muss die Sänfte ja nicht verhängen. Oh, nein, geht es wirklich schon wieder weiter? Sieht aus, als würden die Pferde gebracht – Ich sage Euch, Comtesse, nach dieser Reise werde ich mindestens einen Monat brauchen, um mich zu erholen! Bittet mich nur nicht gleich wieder, Euch auf Ausritten zu begleiten!«
    Sabine lächelte wieder. »Dafür habe ich ja Gaston«, meinte sie mit leichtem Spott. Dem kleinen Knecht würde es nach dem zweitägigen Ritt wahrscheinlich kaum besser gehen als Fleurette.
    »Und meinst du nicht, du müsstest mich jetzt ›Marquise‹ nennen? Mir wäre es eigentlich gleichgültig, aber Monsieur François hat gestern schon Gaston gerügt.«
    Der Aufbruch der Ritter bewahrte die junge Frau vor neugierigen Fragen Fleurettes, die jetzt immerhin ein Thema zum Nachdenken hatte. Wo um Himmels willen waren François de Caresse, Sabine und Gaston aufeinander gestoßen?
    Sabine selbst versuchte, so wenig wie möglich zu grübeln. Wie es aussah, musste sie sich in ihr Schicksal fügen. Vor dieser Nacht würde sie auf keinen Fall irgendwohin entkommen können – dabei graute ihr schon vor Jules de Caresses gierigen Händen und seinen fleischigen Lippen, mit denen er sie sicher mindestens ebenso bedrängen würde wie gestern François.
    Die Gesellschaft der Hochzeiter erreichte die Burg der Caresse kurz vor dem Sonnenuntergang. Sabine schauderte, als sie die trutzigen Gebäude im letzten rot glühenden Tageslicht auf der Kuppe eines Hügels liegen sah. Bisher hatte sie eher ein nur leicht bewehrtes Schloss erwartet wie das ihres Vaters. Dies jedoch war eine Festung! Sabine verlor jede Hoffnung auf Flucht. Ganz sicher waren hier alle Tore bewacht; die Herrin des Hauses würde sich zwar hoffentlich frei bewegen, aber sicher nicht unbemerkt entkommen können.
    Jules de Caresse hatte sich während der Reise kaum um seine junge Frau gekümmert. Seine gelegentlichen Nachfragen, ob der Ritt auch nicht zu beschwerlich sei, dienten mehr dem Zweck, der Höflichkeit Genüge zu tun, denn echter Sorge. François de Caresse schenkte seiner künftigen Stiefmutter deutlich mehr Aufmerksamkeit. Mitunter lenkte er sein schweres Ross sogar neben ihre Stute und erklärte ihr irgendeine Besonderheit, wie den Namen eines seltsam geformten Felsens oder eines tiefdunklen, geheimnisvollen Sees. Sabine reagierte darauf höflich, ließ aber keine Vertraulichkeit aufkommen. Nach wie vor empfand sie Abscheu vor dem Ritter – und nach dem Auftritt am gestrigen Abend nicht nur instinktiv, sondern mit guten Gründen. François verhielt sich seinem Vater gegenüber unterwürfig, fast kriecherisch – und am Tag zuvor hatte er noch versucht, dessen Frau zu verführen!
    Auch als die Reiter schließlich die Zugbrücke zur Burg überquerten und die Pferde vor den Ställen verhielten, war François neben Sabine.
    »Darf ich Euch aus dem Sattel helfen, Madame Mère?«, wisperte er mit dem nun schon sattsam bekannten, anzüglichen Grinsen.
    »Hört endlich auf, mich so zu nennen«, zischte Sabine ihm zu. »Ihr werdet noch alle auf uns aufmerksam machen!«
    Hilfesuchend sah sie sich um und übergab

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