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Melodie der Stille: Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Melodie der Stille: Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Melodie der Stille: Roman (insel taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Tremain
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Wälder, die, wie es heißt, in Jütland schneller emporwachsen als sonstwo auf der Welt.
    »Sagt mir«, fragt Ponti, »wie kann ich meine Konzession vom König bekommen? Was soll meine strategia sein?«
    »Geld«, erwidert Peter Claire.
    »Geld?«
    »Das ist alles – abgesehen von der Trennung von seiner Frau –, was den König beschäftigt. Ihr müßt ihm für das Waldland und die Herstellungserlaubnis soviel bieten, wie Ihr Euch leisten könnt, Signor Ponti. Natürlich bekommt Ihr das Geld im Laufe der Zeit zurück. Und dann müßt Ihr ihm klarmachen, daß Eure Ware niemals schludrig sein wird.«
    »Was ist ›schludrig‹?«
    »Fehlerhaft, minderwertig, unvollkommen. Ihr müßt garantieren, daß Euer Papier die gleiche Qualität haben wird wie das, welches Ihr in Bologna herstellt.«
    »Das kann ich! Soll ich Seiner Majestät gegenüber das Wort ›schludrig‹ erwähnen?«
    »Ja. Versichert ihm, daß Ihr seine Besorgnis deswegen kennt. Und gebt ihm ein Muster Eures Velums. König Christian beherrscht eine hervorragende Kalligraphie, und es bereitet ihm Vergnügen, auf gutem Papier zu schreiben.«
    Ponti lächelt und nickt. »Noch etwas muß ich wissen«, fährt er fort. »Welchen Transportproblemen sehe ich mich gegenüber, wenn meine Papiermühle in Jütland errichtet wird?«
    Peter Claire antwortet, er sei noch nie in Jütland gewesen. Er sagt nicht, daß er es sich tausendmal vorgestellt hat, diese weite, menschenleere Landschaft, wo sich Emilias Fußabdrücke im Schnee abzeichnen. Er erklärt, daß es drei Jahre lang von den katholischen Soldaten des Habsburger Kaisers besetzt gewesen sei und berichtet wird, daß diese für ihre Pferde und Kanonen Straßen gebaut haben. »Die Soldaten haben das Land inzwischen verlassen«, schließt er, »doch die Straßen sind bestimmt noch da. Und es gibt in Jütland viele große, vom Adel gebaute Häuser, wie zum Beispiel Schloß Boller. Und die dänischen Adligen möchten über alles, was in der Welt geschieht, unterrichtet sein, Signor Ponti, damit sie nicht durch ein Mißgeschick davon ausgeschlossen werden. Daher würden sie sich nicht von den Wegen der Neuigkeiten und Informationen abschneiden lassen.«

    Vater und Tochter ziehen sich zurück, als die Kirchturmuhr Mitternacht schlägt.
    Als Francesca das Zimmer verläßt, dreht sie sich um und wirft Peter Claire einen Blick der Art zu, die er von ihren Abenden auf Cloyne kennt. Die einzige Möglichkeit, sich gegen ihre Einladung zu wehren, ist es, auf den Boden zu schauen, so zu tun, als habe er nichts gesehen und nichts verstanden.
    Als dann die Musiker anfangen, sich über die Schönheit und Intelligenz der italienischen Gräfin aus Irland zu unterhalten, steht er auf und geht in die kalte Nacht hinaus.
    Auf dem Kopfsteinpflaster liegt eine dünne Schneeschicht, doch die Nacht ist klar, und so verläßt er Frederiksborg und läuft in Richtung Kopenhagen. Er nimmt aber eigentlich gar nicht wahr, wohin er geht, möchte nur laufen, um Abstand zum Abend zu gewinnen, der gerade zu Ende gegangen ist.
    Er hat Kopfschmerzen. Er kann sich selbst nicht leiden, fühlt sich von seinem schwachen Schatten auf dem Schnee irritiert, als sei dieser ein allzu beharrlicher Begleiter. Er möchte auf diesen treten – ihn auslöschen. Er weiß, daß er im Hinblick auf Francesca O’Fingal die gleiche Feigheit zeigt wie manchmal als Knabe, wenn er lieber wegrannte, als der Enttäuschung seines Vaters ihm gegenüber ins Auge zu sehen. Er versteckte sich dann immer in den Sanddünen. Er stellte sich diese als Universum vor, in dem ein Knabe für immer leben könnte, ohne je gefunden zu werden.
    Als er jetzt durch die Nacht stapft, stellt er sich vor, in die Neue Welt zu fliehen, in Kopenhagen einfach ein Schiff zu nehmen, die erste Etappe seiner Reise ins Numedal nachzuvollziehen, um dann zu erleben, wie sich das Schiff im Skagerrak mit den vorherrschenden Winden nach Westen wendet und dann südlich unterhalb Islands in den Atlantischen Ozean sticht. Er kann sich kein Bild von der Neuen Welt machen, nur von seiner endlosen Reise dorthin. Daran kann er ermessen, daß er überhaupt nicht geneigt ist, irgendwo anzukommen.
    Er weiß nicht, wie lange er so gelaufen ist, als ihn plötzliche Müdigkeit überfällt, so daß er stehenbleibt, zum Himmel mit seinen Sternen blickt, die zwar Seeleute über das Meer führen können, aber ansonsten eiskalte Körper am schwarzen Himmel sind, die keinen Trost spenden können.
    Da bemerkt er, daß nur

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