Melodie des Südens
Hälfte der Zeit damit zubrachte, die Nüsse von DuPrees Mund fernzuhalten. Das Strahlen in ihrem Gesicht war ein bemerkenswerter Anblick. DuPree tappte hinter einer Nuss her, und sie sah Yves lächelnd an. »Er läuft gut für sein Alter, nicht?«
Yves hatte keine Ahnung, wie gut ein Baby gleich welchen Alters laufen können sollte, und er hatte ebenso wenig Ahnung, wie alt DuPree sein mochte. »Unbedingt«, antwortete er.
DuPree stürzte sich auf Marianne und kletterte auf ihr herum. Mit offenem, sabberndem Mund schmatzte er sie auf die Wange. Marianne lachte und küsste ihn wieder.
Yves hatte noch nie eine wohlerzogene junge Frau gesehen, die das Zusammensein mit einem Kind so sehr genoss, ohne dabei an ihr Kleid oder ihre Schminke oder den Anstand im Allgemeinen zu achten. Sie strahlte vor Liebe zu diesem Kind. Es schien ganz eindeutig so zu sein, dass in ihrer Brust ein Mutterherz bereits auf eigene Kinder wartete.
Und er könnte ihr diese Kinder schenken.
Yves’ Vater kam ins Haus, das Haar noch nass vom Waschen am Brunnen. »Noch einen Tag, dann sind wir damit wohl fertig«, sagte er, setzte sich neben Yves auf die Bank und streckte die Hände nach DuPree aus. »Na, komm her, kleiner Mann.« Es überraschte Yves nicht, dass sein Papa Kinder liebte. Er kannte jedes Kind in den Sklavenunterkünften mit Namen und hatte immer Süßigkeiten für sie in der Tasche. Und im Gegensatz zu den Gewohnheiten vieler Plantagenbesitzer war er von keinem einzigen der Sklavenkinder auf seiner Plantage der Vater.
Und doch hielt er Sklaven. Yves liebte seinen Vater, und in jeder anderen Hinsicht bewunderte er ihn. Als Kind der Pflanzerkultur Louisianas verstand er sogar, dass das gesamte Leben sich um die Sklavenhaltung organisierte. Aber respektieren konnte er diese Tatsache nicht.
Bertrand stellte Dupree wieder auf die Füße. »Miss Marianne, wie geht es Ihrem Patienten? Glauben Sie, er wäre übermorgen in der Lage, im Wagen mitzufahren?«
An ihrem letzten Tag bei Ginny fällte Marianne ihre Entscheidung. Sie würde zuerst mit Luke und Pearl sprechen und dann Ginny mit ihrem Plan vertraut machen.
Dass Ginny Luke sehr schätzte, war klar. Seitdem er ihr beim Honigsammeln geholfen hatte, sah sie in »Caleb« eine Perle von einem Mann. Und sie vergötterte DuPree. Pearl hatte einen Großteil ihrer Arbeitstage auf den Feldern verbracht, Unkraut gehackt und kranke Blätter entfernt. Niemand hatte ihr das befohlen, niemand hatte es von ihr erwartet. Sie tat es einfach. Zwei Mal hatte Marianne gesehen, wie Ginny und Pearl zusammen vom Feld gekommen waren, die Hacken über der Schulter und einen Korb Bohnen oder Kürbisse zwischen sich. Sie hatten sich unterhalten, beide hatten geredet, es war nicht so gewesen, dass Ginny Pearl irgendetwas erzählt hatte. Es war ein echtes Geben und Nehmen gewesen.
Ginny würde es gern sehen, wenn die drei bei ihr blieben. Aber was wollten Pearl und Luke? Luke war ein unruhiger Geist, und er war unzufrieden. Ob er hier glücklich werden konnte?
Mit ihrem anderen Plan war Marianne schon erfolgreich gewesen. So subtil wie sie konnte, ohne gleichzeitig auszusprechen, dass ihr Interesse einem ganz anderen Chamard galt, hatte sie Simone davon überzeugt, dass sie nichts mit ihrem geliebten Gabriel im Sinn hatte. Und so waren die beiden jungen Frauen Freundinnen geworden. Natürlich kannten sie sich von früheren Gelegenheiten, so weit waren die beiden Plantagen nicht voneinander entfernt, und ihre Eltern kannten sich. Während der Saison in der Stadt hatten sie oftmals dieselben Teenachmittage, Bälle und Konzerte besucht. Aber sie verkehrten in unterschiedlichen Kreisen und hatten nie eine engere Bekanntschaft entwickelt.
Jetzt genoss jeder die Gesellschaft der anderen. Sie hatten so viele gemeinsame Bekannte, hatten dieselben Bücher gelesen, dieselben Theaterstücke gesehen und sich um denselben Mann gekümmert.
Während die Männer den Wagen reparierten und Ginny mit Pearl nach dem Garten sah, erklärte Marianne Simone, was mit Gabriels Fuß zu tun war. »Sei so sachlich, wie du nur kannst«, riet sie ihr. »Als müsstest du ihm nur einen Splitter aus dem Finger ziehen.«
»Ich werde mein Bestes tun«, sagte Simone.
Marianne zögerte. »Ist es dir zuwider?«
»Nichts, was mit Gabriel zu tun hat, könnte mir jemals zuwider sein. Ich fürchte mich nur ein bisschen, glaube ich.«
Marianne ging mit Simone nach draußen, um sie auf den Anblick vorzubereiten, der sie erwartete. Sie nahm
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