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Melville

Melville

Titel: Melville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Elter
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gehabt, aber keine meiner Frauen wollte Kinder
mit mir.“ und er lacht kehlig.
    „Warum?“.
    „Naja,
du weißt wie ich auf der Uni war, so ähnlich ging es im Grunde auch
weiter. Frauen, Drogen und Alkohol, meine liebsten Schwächen. Nur
ohne Geld geht das nicht mehr so einfach. Ich glaube, ich habe es
ziemlich verbockt.“.
    „Ach
was, Jonathan, du hast dein Leben auf jeden Fall gelebt. Und das war
es doch, was du wolltest, oder?“.
    „Ja,
aber wenn man am Ende den Arsch zukneift, merkt man erst, welche
falschen Ziele man hatte.“. Ich seufze kurz leise und er fragt
    „Was?
Philosophiere ich wieder… tut mir leid, ich glaube das liegt an dem
Zeug.“ und schnippst mit dem Finger Richtung Infusionsbeutel.
    „Gutes
Morphium, weich wie Butter.“. Sein Lachen ist ansteckend und ich
erwische mich dabei, wie mich seine Aussage erheitert.
    Da
klopft es an seiner Tür und der diensthabende Arzt tritt herein.
    „Verzeihung
die Herren, aber ich müsste einmal kurz nach dem Patienten sehen.“.
    „Na
klaro, Doc.“, sagt Jonathan und ich erhebe mich, um dem Arzt Platz
zu machen. Ich beobachte, wie er Jonathans Augenreflex überprüft,
nach der Kanüle in seinem Arm sieht und schließlich sein Hemd
hochhebt, um seinen Bauch abzutasten. Die Rippenbögen sind deutlich
zu sehen, doch sein Bauch wirkt merkwürdig angeschwollen. Ich drehe
mich etwas zur Seite, um es nicht sehen zu müssen. Auch um Jonathan
nicht die Lage zu bringen, sich seinem Bruder so zu zeigen.
    Als
der Arzt fertig ist, sich aufmunternd von seinem Patienten
verabschiedet und gerade an mir vorbei gehen will, greife ich nach
seinem Arm. Er sieht mich fragend an.
    „Kann
ich Sie kurz sprechen?“, frage ich.
    „Natürlich,
ich nehme an, Sie sind der Bruder?“.
    „Ja,
das bin ich.“. Und ich nicke Jonathan zu, als Zeichen, dass ich
gleich zurück bin. Ich gehe mit dem Arzt einige Schritte weiter und
er führt mich in sein Besprechungszimmer. Ich setze mich umgehend
und fackel auch nicht lange.
    „Wie
steht es um ihn?“. Er versucht erst, mich mit einigen
ausschweifenden Worten milde zu stimmen, doch ich unterbreche ihn.
    „Seien
Sie ehrlich, ich habe keine Zeit für lange Ausreden.“. Er sieht
mich erst leicht überrascht an, dass ich diese sanfte Einleitung
nicht annehme, sagt dann aber schließlich
    „Er
wird sterben.“.
    „Wann?“.
    „Vielleicht
ein paar Wochen, vielleicht auch nur einige Tage. Das hängt von
seiner Willenskraft ab. Aber der Bauchraum ist bereits voller
Metastasen, eine Kernspin-Untersuchung hat gezeigt, dass der Krebs
nicht operabel ist und sich auch bereits in seine Lungen ausgebreitet
hat. Es tut mir leid, Mr Lancaster.“. Ich nehme es mit Fassung auf
und sage sachlich
    „Ich
erwarte für das Geld, dass Sie ihm die besten Medikamente und
besonders wirksame Schmerzmittel zur Verfügung stellen. Machen Sie
keine unnötigen Tests und lassen Sie ihm seine Würde. Ich möchte,
dass man ihm seine Wünsche erfüllt und seien sie auch noch so
abwegig. Buchen Sie einfach alles auf meine Kreditkarte. Wenn es
irgend möglich ist, soll er glücklich sterben.“. Ich starre ihm
in die Augen und bin kurz versucht, auch mit Hilfe meiner Disziplinen
auf ihn einzuwirken, damit er auch ja meinen Anweisungen folgt, aber
ich will nicht riskieren, dass er dadurch schlechter arbeitet.
    „Wenn
Sie es wünschen, Mr Lancaster.“.
    „Ja,
das wünsche ich.“, sage ich betont und stehe dann auf, um zu
Jonathan zurückzukehren. Jetzt weiß ich wenigstens genau, wie es um
ihn steht. Ebenso beschissen wie erwartet.

    Eine
Pflegekraft schüttelt ihm gerade das Kissen ein wenig auf, hilft
ihm, sich auf die Seite zu drehen und tauscht dann die Nährinfusion
gegen einen neuen Beutel. Sie unterhält sich leise mit ihm und ich
sehe, wie er versucht seinen Charme spielen zu lassen. Auch wenn es
den Eindruck macht, als würde sie nur aus Mitleid mitspielen, sind
ihre Wangen dennoch leicht gerötet. Ihm fiel es nie schwer, sich mit
dem anderen Geschlecht zu arrangieren. Dann verlässt sie das Zimmer
und ich setze mich wieder zu ihm.
    „Morgen
werden wir mal einen Friseur kommen lassen… und am besten auch eine
Kosmetikerin. Kann ja nicht sein, dass du so mit den Schwestern
flirtest.“, sage ich lachend.
    „Ja,
ich habe mich die letzten Wochen ein wenig gehen lassen… was hat
der Arzt gesagt? Mir wollen sie es ja nicht direkt ins Gesicht
sagen.“. Ich seufze kurz leise, lehne mich etwas vor und sage dann
gequält leise
    „Ich
denke, du weißt,

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