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Memed mein Falke

Memed mein Falke

Titel: Memed mein Falke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasar Kemal
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Abdi Aga und Veli, dann macht er sich aus dem Staub ...
... Dann, mein Bruder, Fahri Efendi, was soll ich dir sagen, bis jetzt haben sie ihn noch nicht. Dafür haben sie meine arme Hatçe mitgenommen. Die Kriminaler haben sie ins Gefängnis gesteckt, meine schöne Tochter. Bloß wegen Memed! Allah soll ihn mit Blindheit strafen! Alle haben sie ausgesagt, meine Tochter habe den Veli umgebracht! Alle, bis auf Ali den Hinkenden, und den hat Abdi Aga aus dem Dorf gejagt. Ich habe ja selbst geglaubt, sie hätte es getan, bester Fahri! Wie kann ich wissen, daß das ganze Dorf wie aus einem Munde lügt! Aber dieser gottlose Abdi Aga hat sie dazu gebracht. Alle müssen tun, was er sagt ...
... Ja, mein lieber Fahri Efendi, dann bin ich zu ihr hingeeilt. Und da höre ich, daß alles ganz anders war. 'Verstehe ich vielleicht mit einer Waffe umzugehen?' hat sie gesagt, meine hennageschminkte Tochter. Ja, es ist wahr, sie kann gar nicht schießen, sie hat solche Angst vor Waffen! Bei uns ist nie so etwas ins Haus gekommen, ihr Vater macht sich nichts aus solchen Sachen ... Sie wollten ihr nur etwas antun. So ist die Sache, Fahri Efendi Aga. Meine hennageschminkte Tochter hat Angst vor Gewehren. Das mußt du alles an die Regierung schreiben.«
Fahri nahm ein Blatt Papier, spannte es in seine alte, klapprige Schreibmaschine und begann unter lautem Rattern draufloszuschreiben. Ohne Unterbrechung schrieb er fünf Seiten voll.
»So, Frau, ich will dir das Gesuch vorlesen. Paß auf, wie ich denen das auseinandergesetzt habe.« Er las in einem Zuge, schob dabei seine Zigarette von einem Mundwinkel zum anderen.
»Na, wie gefällt dir das?«
»Wunderschön hört sich das an. Tausend Dank, Efendi!«
»Höre«, sagte Fahri, »wenn es für jemand anderen wäre, hätte ich so einen Schriftsatz nicht einmal für fünfzehn Lira aufgesetzt. Aber du brauchst mir nur zehn zu geben. Ich habe es so hingedreht, daß es einen Stein erweichen muß.«
Dann setzte er ihr, während er den roten Geldschein in der Hand zusammenballte, genau auseinander, wo sie das Gesuch abgeben müsse und was sie dabei zu sagen habe.
»Vielen, vielen Dank auch, Bruder Fahri Efendi. Wenn ich wiederkomme, bringe ich dir auch Butter und Eier mit.«
Sie folgte seiner Beschreibung, fand die Stelle, wo sie die Bittschrift abgeben sollte, und erschrak, weil sie sich einem der Männer gegenübersah, die ihre Tochter geholt hatten.
»Ach, lieber Aga«, hob sie an, »warum hast du meine Tochter mitgenommen und sie ins Gefängnis geworfen? Sie kann ja gar nicht mit einem Gewehr umgehen, wie soll sie dann einen Menschen töten können? Als Kind kam sie immer weinend zu mir gelaufen, wenn sie eine Flinte sah! Ich habe hier ein Gesuch mitgebracht, Fahri Efendi hat es mir aufgesetzt. Lies es und laß meine hennageschminkte Tochter frei, Bruder. Mein armes Herzblatt ist unschuldig. Sie hat sich an diesen schlechten Kerl gehängt und ist mit ihm fortgelaufen ... Wie oft kommt es vor, daß ein Mädchen durchbrennt ... Laß sie frei, Bruder, deine Fußsohlen will ich küssen!«
»Rede nicht soviel!« sagte der Staatsanwalt streng. »Willst du uns belehren? Gib das Gesuch her und verschwinde! Das Gericht wird schon richtig darüber entscheiden.«
Damit beugte er sich wieder über seine Akten.
Hatçe hatte sie ungeduldig erwartet.
»Eine Bittschrift habe ich Fahri Efendi aufsetzen lassen, die wird selbst einen Stein erweichen. Wenn sie die gelesen haben, wissen sie, daß du unschuldig bist, und lassen dich frei. Ich habe ihn schreiben lassen, daß du schon immer Angst vor Waffen gehabt hast ... Für zwanzig Lira hat er geschrieben, aber er hat nur zehn von mir genommen. Und wenn es all mein Geld gekostet hätte, es ist ja für dich, meine hennageschminkte Tochter ... «
»Ach, wenn es nur hilft ... «, seufzte Hatçe. Dann senkte sie den Kopf
»Mutter, meine schöne Mutter ... wenn du wiederkommst, bringe mir doch Nachricht von Memed, ja? Ich bitte dich, Mutter!«
»Den Teufel werde ich!« fuhr die Alte zornig au£ »Hat uns dieser Unselige nicht schon genug Kummer gemacht?«
Hatçe hob die Augen, schaute sie flehend an. »Ach, Mutter, Mutter, mein Herz ... sieh nur, ich muß hier in diesem Loch verfaulen ... Ich sterbe, wenn ich nicht weiß, was mit ihm ist. Willst du, daß deine Tochter stirbt? Nur eine Nachricht ... «
»Die Nachricht, daß er tot ist, werde ich dir bringen. Allah gebe, daß sie ihn in Stücke reißen!« Das Mädchen brach in Tränen aus.
Die alte Frau schwieg. Dann erhob

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