Memiana 1 - Ewige Wacht: 1 Xeno 1.2 (German Edition)
bloß eine Frage“, meinte Carb. „Und du hast gesagt, nach drei Lichten wird es besser mit ihrer Laune. Hast du gesagt. Ja.“
„Ich habe gesagt, üblicherweise“, erwiderte Yala. „Aber das ist bei jeder Frau anders.“ Sie schaute zu der kleinsten Unterkunft hinüber, in die sich Mareibe zurückgezogen hatte. „Na gut, bei Mareibe ist es ziemlich anders, das muss ich zugeben.“
„Fertig.“ Jarek zog den Hauerreißerknochen, mit dem er gerührt hatte, aus dem Mörtel und lehnte ihn gegen die Mauer. „Wir können anfangen.“
„Was machst du mit den Resten?“, fragte Yala und deutete auf die erlegten Aaser, die über der Vertiefung neben der Mauer an einem langen Haken aus Fera angebunden waren.
„In Maro hätten wir das Fleisch in Salz eingelegt und getrocknet“, antwortete Jarek. „Aber wir haben nicht genug dabei und wir hätten nicht die Zeit zu warten, bis es fertig ist. Wir legen sie nachher vor die Mauer, die Aaser können es sich im Graulicht holen. Fangen wir an, solange der Mörtel noch frisch ist.“
„Wie willst du von außen an die Mauer kommen?“, fragte Yala. „Selbst wenn du dich auf Carbs Schultern stellst, kommst du nicht einmal bis zur Hälfte.“
„Mit einem Seil von oben. Carb sichert mich“, erklärte Jarek und lachte. „Umgekehrt wäre es etwas schwierig.“
„Ich kann euch beide gleichzeitig halten“, brummte Carb. „Komm Yala, dann geht es schneller.“
Sie hob abwehrend die Hände und trat einen Schritt zurück. „Danke, nein. Ich glaube, diese Arbeit überlasse ich lieber euch. An einem dünnen Seil in großen Höhen herumhängen ist nicht meine Sache.“
Carb drehte sich um, schaute hinüber zu Adolo, der neben einer Unterkunft im hellen Licht auf seinem Mantel lag und die Augen geschlossen hatte, und rief: „Hey, Ferahändler. Machst du mit?“
„Ich kann zusehen, wenn es euch glücklich macht“, erwiderte Adolo ohne die Augen zu öffnen.
„Was tust du eigentlich die ganze Zeit?“, fragte Jarek.
„Ich sammle meine Kräfte“, antwortete Adolo gelassen und ohne sich zu rühren. „Für die unglaublichen und großen Aufgaben, die vor uns liegen. Löcher an fremden Bauwerken zu stopfen gehört nicht dazu. Und ihr würdet euch besser auch etwas ausruhen.“
„Ich bin ausgeruht. So gut wie seit Langem nicht“, sagte Jarek und das war die reine Wahrheit. Nach den fast vier Lichten in dem Wall fühlte er sich so kraftvoll und wach wie seit dem Aufbruch aus Briek nicht mehr. Die kleinen Jagdausflüge waren nicht gefährlich und die Arbeiten am Wall nicht anstrengend und eher eine willkommene Abwechslung zu den langen Märschen. Von den Vorräten aus Utteno war immer noch sehr viel übrig und die Wachen, deren Schichten nur Kvartlichte umfassten, ließen seine Gedanken ruhig werden und den weiten Blick ins Graulicht genießen. Jarek war für diese Unterbrechung der Reise dankbar, wie er bemerkte, aber er würde sich hüten, das Mareibe zu sagen. Das würde sie sicher wieder wütend machen.
Jarek spürte ein wenig Stolz, weil er das so erkannt hatte. Vielleicht würde er doch irgendwann mehr von Frauen und ihren Gefühlen verstehen.
Yala war viel in seiner Nähe. Sie hatte sich die Handgriffe erklären lassen, die erforderlich waren, und hatte sich überraschend geschickt angestellt für jemanden, dessen Clan sonst nicht mit den Händen arbeitete, sondern Handel trieb. Jarek bemerkte immer wieder, dass sie ihn mit warmen Blicken bedachte, wenn sie sich unbeobachtet glaubte, sah dann aber auch wieder die Sorgenfalten auf ihrer Stirn. Doch er fragte nicht, was sie dachte.
Seit sie die große Unterkunft hergerichtet hatten und jeder seinen eigenen Schlafplatz besaß, war Yala nicht mehr zu seiner Liegestelle gekommen, aber er bemerkte, dass sie im Graulicht oft wach lag, wenn alle schliefen und Carbs Schnarchen auch den letzten Schader aus dem Bau trieb.
Mareibe hatte sich ihren Platz auf der anderen Seite direkt neben Jarek genommen und so lag er zwischen den beiden Frauen und hörte Yalas leise, wache Atemzüge und Mareibes unruhige Bewegungen, wenn sie sich im Schlaf herumwarf und immer wieder einmal hochschreckte, sich angstvoll umschaute und dann erleichtert wieder zurücksinken ließ, wenn sie erkannte, wo sie war.
Er merkte, dass Carb jedes Mal erwachte, wenn Mareibe sich aufsetzte, aber der dunkle Riese fragte sie nicht mehr, ob sie schlecht geträumt habe, nachdem sie beim ersten Mal nicht darauf reagiert, sich nur wieder in ihren Mantel
Weitere Kostenlose Bücher