Memiana 1 - Ewige Wacht: 1 Xeno 1.2 (German Edition)
gemeint? Seine Worte ergaben einfach keinen Sinn. Wenn er wirklich gewusst hatte, dass Jarek plante, den Großen Höhler zu jagen, warum sollte er ihn dann auffordern, das auch noch nach Kobars Tod zu tun? Jarek musste doch dann nicht mehr jagen, um einen eigenen Clan zu gründen. Er würde einen als Thosens Ältester erben. Wohin sollte er also gehen? Und warum?
Hätte ihn jemand gefragt, Jarek hätte nicht sagen können, wie er sich fühlte. Es war ein einziges Durcheinander aus Trauer über Kobars Tod, eine Art von Enttäuschung, dass er nun doch in Maro bleiben musste, die sehr nahe an Ärger heran reichte, und die Verwirrung über die seltsame Botschaft.
Jarek trank den Becher aus und Nollo stellte ihm gleich einen vollen hin. „Hätte nicht gedacht, dass du hier bist“, sagte der Wirt. „Du hörst doch sonst jedem Berichter zu.“
„Ich fühle mich nicht danach“, sagte Jarek.
Nollo nickte. „Verstehe ich. Tut mir leid um Kobar.“ Der Schankwirt sah, dass ihm Gäste an einem der Tische zuwinkten, drückte Jarek einmal kurz mit der breiten Hand die Schulter und kümmert sich wieder um seine Geschäfte.
Jarek hatte die Wahrheit gesagt. Er war nicht in der Stimmung, einem Berichter zu lauschen, aber es war nicht der Verlust Kobars, der ihn dazu brachte, erstmals einen Vortrag zu versäumen. Solange Jarek denken konnte, hatte er keine Gelegenheit versäumt, einem der Solo zuzuhören, die von Ort zu Ort zogen, um von den neuesten Ereignissen aus der näheren Umgebung und auch aus fernen Städten und Gegenden zu berichten. Gerade zu den Marktzeiten kamen viele dieser Männer und Frauen und erhielten die Erlaubnis, ein paar Lichte zu bleiben, wenn sie als Gegenleistung für diese Zeit die Unterrichtung der Kinder übernahmen. Alles, was nicht direkt mit der Jagd, der Wache, dem Schutz und dem Leben eines Xeno zu tun hatte, hatte Jarek von den Berichtern gehört. Als kleiner Junge und später in den Schänken.
Er konnte nie genug erfahren, was er noch nicht wusste, und saß immer als Erster in der Schänke, in der ein Weitgereister seinen Auftritt hatte, lauschte auf die Worte und verwahrte alles, was er erfuhr, in seinem Gedächtnis.
Aber jetzt wollte er nichts hören. Nichts von Geschehnissen, die lange zurücklagen. Nichts von neuen Ereignissen. Und erst recht nichts von Orten, Menschen und Tieren, die er nun doch niemals zu Gesicht bekommen würde.
Jarek starrte auf den Steintresen vor sich, zog mit einem Ruck den Becher heran, dass ein wenig der Flüssigkeit überschwappte, und nahm einen großen Schluck. Das kalte Suraqua biss in die Wangen und er ließ es länger im Mund als sonst, als könnte das Saure den bitteren Geschmack wegspülen, den er spürte.
Am Eingang erschienen Mikku und Zina und beobachteten die Menge. Die beiden gehörten zu den sechsundzwanzig Beschützern der ersten Graulichtschicht und machten ihre Runde durch die Schänken. Als Zina Jarek bemerkte, nickte sie ihm kurz zu. Dann streckte sie die Rechte flach aus und hob sie zu den Fingern hin leicht an.
Jarek nickte nur einmal und Zina und Mook stellten sich rechts und links vom Eingang auf. Sie hatten es also auch gespürt: Die Spannung im Raum stieg und es wäre besser, wenn sie in der Nähe blieben. Aber es gelang ihnen, nicht bedrohlich zu wirken oder zu stören. Es ging darum, die Bewohner und Besucher des Ortes zu beschützen. Nicht darum, sie zu überwachen.
Jarek hörte rechts in der Ecke wieder das leise Lachen und drehte sich für einen beiläufigen Blick um.
Sie saßen unter der vergitterten Lichtöffnung. Die schöne Vaka, der hochmütige Kir und Carb. Der riesige Fero lachte gerade mit der helläugigen Schönheit, während der Kir das Gesicht verzog. Jarek hatte bemerkt, dass viele Scherze gegen ihn gingen und der junge Mann Schwierigkeiten hatte, mitzuhalten. Seit er sie gesehen hatte, befasste sich ein Teil von Jareks Verstand mit Überlegungen, was die drei wohl verbinden könnte, aber es blieb ein Geheimnis.
Den Memo hatte Jarek nicht gesehen und er fragte sich, wo er wohl war.
„Das ist Jarek“, hatte er gesagt. Wie konnte ihn ein Mann kennen, den er in seinem Leben noch nie gesehen hatte?
Und was wusste der Rothaarige von ihm?
„Jarek.“ Ili stand neben ihm. Es gelang ihr immer wieder, ihren Bruder zu überraschen, indem sie völlig unerwartet irgendwo auftauchte. Nollo stellte einen Becher Suraqua vor Ili, ohne dass sie etwas bestellt hatte, und sie nickte ihm zu. „Danke. Jarek, ich muss dir was
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