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Menetekel

Menetekel

Titel: Menetekel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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dem Übernatürlichen wider. Immer wieder kam es zu fieberhaften Massenversammlungen vor Kirchen und auf Plätzen in den Zentren der Christenheit von Mexiko bis zu den Philippinen. In Fernost waren die Reaktionen verhaltener. Auch in China, Thailand und Japan gingen die Menschen auf dieStraße, aber es gab nur vereinzelt Unruhen. Im Krisenherd Jerusalem hingegen war die Lage angespannt, und es gab bereits besorgniserregende Anzeichen für eine Polarisierung der Glaubensgemeinschaften. Christen, Muslime und Juden versammelten sich auf den Straßen, suchten nach einer Erklärung, besorgt und unsicher, wie sie mit dem umgehen sollten, was für manche der Gläubigen eine wundersame, übernatürliche Erscheinung war – allerdings eine, die mit nichts zusammenpasste, was ihre heiligen Schriften prophezeit hatten. Dasselbe spielte sich in der islamischen Welt ab. Überall im arabischen Raum sowie in Pakistan, Bangladesh und Indonesien hatten ratlose Gläubige die Innenstädte, großen Plätze und Moscheen besetzt. Wie immer schienen sich moderate Stimmen entweder zurückzuhalten oder wurden von den radikaleren Geistlichen überschrien. Berichten zufolge war es in mehreren Städten vereinzelt zu Auseinandersetzungen und Gefechten sowohl zwischen den Anhängern verschiedener Religionen sowie innerhalb einzelner Gruppen gekommen.
    Offizielle Reaktionen ließen weltweit auf sich warten; bisher hatten Politiker und religiöse Führer sich öffentlicher Kommentare zu dem Phänomen enthalten – von den Brandreden einiger Fundamentalisten einmal abgesehen.
    Überall tauchte das Gesicht von Pater Hieronymus auf. Weltweit prangte es auf den Titelseiten der Zeitungen und leuchtete von den Fernsehschirmen herab. Aus dem alten Mann war über Nacht ein Superstar geworden. Sämtliche Reporter waren an der Story dran. Jeder Moderator und Kommentator versuchte, unabhängig von der Landessprache,Superlative zu vermeiden – und scheiterte. Die ganze Welt war im Bann des unerklärlichen Ereignisses.
    Während Matt aß, trank und fernsah, brachte Jabba ihn auf den neuesten Stand. Koffein und Zucker wirkten Wunder, und bald fühlte er sich fast wieder wie ein Mensch. Die Nachrichten unterstützten die Wirkung des Koffeins noch. Mit jedem neuen Bericht, mit jedem neuen Kommentar wuchs Matts Beklommenheit. Es ging bei diesem Spiel um wesentlich mehr, als er gedacht hatte. Anscheinend war die ganze Welt der Einsatz.
    Als die Donuts alle waren, drehte Jabba die Lautstärke herunter und erzählte ihm, was er in der Zwischenzeit getrieben hatte. Er war fleißig gewesen. Nachdem Matt eingeschlafen war, hatte er dem Mann an der Rezeption noch einmal zehn Dollar in die Hand gedrückt und bis spät in die Nacht und am Morgen gleich weitergearbeitet.
    Er hatte die neuesten Daten des Peilsenders heruntergeladen und reichte Matt die Ausdrucke. Demzufolge hatte der Mercedes Seaport irgendwann vor zweiundzwanzig Uhr verlassen. Er war Richtung Innenstadt gefahren, dort hatte der Satellit das Signal verloren – wahrscheinlich war es von den dicken Betonmauern irgendeiner Tiefgarage verschluckt worden. Am Morgen war es kurz nach sieben Uhr wieder aufgetaucht, als der Mercedes auf dem Rückweg nach Seaport war, zu demselben Standort wie zuvor. Seitdem war er nicht mehr bewegt worden.
    Den Großteil der Zeit hatte Jabba versucht, die wenigen Fakten, die sie über das angeblich verunglückte Forschungsteam und dessen Geheimprojekt hatten, ein wenigzu unterfüttern. Er hatte mit ein paar Bekannten in der Branche telefoniert sowie den Suchalgorithmen von Google und Cuil ordentlich zu ackern gegeben. Viel hatte er nicht ausgegraben, aber auch, was fehlte, verriet ihm so einiges.
    Zwar war er nie an Forschungsprojekten des Verteidigungsministeriums beteiligt gewesen, aber die Geheimhaltung war trotzdem oft von militärischem Zuschnitt gewesen. Obwohl Militärprojekte noch besser abgeschirmt waren, gab es doch oft ein Gerücht, einen Hinweis, irgendetwas, das durchsickerte und einem wenigstens eine vage Vorstellung davon vermittelte, worum es ungefähr bei dem Projekt ging. Die kritische Information, die es zu schützen galt, war die Frage,
wie
man ein Ziel zu erreichen gedachte; das Ziel an sich war in den meisten Fällen zumindest annähernd bekannt, jedenfalls unter den hervorragend miteinander vernetzten Technikfreaks. In diesem Fall jedoch hatte niemand auch nur den Hauch einer Ahnung. Das Projekt war vom ersten bis zum letzten Tag absolut geheim geblieben. So

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