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Menschen im Mond

Menschen im Mond

Titel: Menschen im Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Keyen
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herangeritten und stiegen wenige Meter von der Gruppe entfernt von ihren Ponys herunter, ohne Hast oder Befangenheit zu verraten. Sie waren so klein wie Boswell, aber viel älter. Sie trugen schmucklose weiße Kittel aus einer Art Leinen, die lange Ärmel besaßen und bis zu den Knien reichten. Da sie nur in der Taille geknöpft waren, sah man, daß sie darunter eine Art Unterhemden und Shorts trugen. Die Beine waren nackt. Die Füße steckten in weichen, hackenlosen Mokassins. Kopfbedeckungen besaßen sie nicht. Die runden Köpfe waren glatt rasiert, die Gesichter bartlos, doch fielen kräftige Augenbrauen auf. Die Zähne erschienen weiß und zierlich hinter den ungewöhnlich farblosen Lippen. Körperlich mußten die beiden für ihre Begriffe in Form sein. Diese glatten, fast kindlichen Gesichter, in denen gelbgetönte aufmerksame Augen saßen, drückten auf ungreifbare Weise Reife und Würde, Klugheit und Sanftheit, aber auch Überlegenheit und Nachsicht aus. Sie hatten etwas an sich, das die Männer der Rakete in die Rolle drängte, in der sie die Mondbewohner sehen wollten.
    Die beiden Liliputaner verneigten sich, hefteten dann ihre Augen auf die Fremden und begannen zu reden. Nicholas Gorman übernahm zunächst das Gespräch. Charles Boswell übersetzte.
    Der eine der beiden hieß so ähnlich wie Canopy und war der Bürgermeister oder Vorsteher einer Ortschaft, die irgendwo hinter den Hügeln lag. Der andere konnte Lollopappa heißen und nach allem, was Boswell herausbrachte, eine Art Priester sein, doch ließ sich auch nicht ausschließen, daß es sich um einen Beauftragten des Königs handelte.
    Canopy redete. Er begrüßte die Lebewesen von der Erde, die in seinem Bezirk gelandet wären, und bat sie höflich, zu einem Ort zu fliegen, an dem man sie erwarten würde. Der Name des Ortes klang so ähnlich wie Gana, doch blieb vorläufig unklar, ob es sich um eine Stadt oder nur um den Wohnsitz des Königs handelte.
    „Ungefähr zwölfhundert Kilometer“, übersetzte Charles Boswell, nachdem Gorman nach der Entfernung gefragt hatte. Die Männer zeigten sich bestürzt, nur Nicholas Gorman sagte:
    „Die Mondebene wird ungefähr so groß wie ganz Europa sein. Ich finde an der Entfernung nichts Besonderes.“
    „Nun, ich schon“, schob sich James B. Connor vor, aber Robert Monnier kam ihm dazwischen. Er griff nach einer Kette aus flachgeschnittenen, rechteckigen Steinen, die um den Hals Lolopappas lag.
    „Diaselen, nicht wahr? Wo findet man das hier?“
    Lollopappa trat einige Schritte zurück und gab eine Art melodischen Gesang von sich, der vorwurfsvoll klang.
    „Sie dürfen ihn nicht anfassen“, übersetzte Boswell. „Er ist der zuständige heilige Mann in diesem Bezirk.“
    „Na, wenn schon“, lächelte Monnier kühl. „Frage ihn, ob es Diaselen ist, und wo er es her hat.“
    Charles Boswell bemühte sich. Nach einigem Hin und Her teilte er mit:
    „Sie nennen es den Stein, in dem die Seele lebt. Mit unserem Namen können sie nichts anfangen, aber ich glaube, es ist Diaselen. Er hat die Kette vom König erhalten. Sie ist sein Amtszeichen und gibt ihm besondere Gewalt. Nur Leute von seiner Art dürfen solche Ketten und überhaupt das Gestein tragen. Es kommt aus dem Boden und wird nur an besonderen Plätzen gewonnen.“
    „Also doch!“ atmete Robert Monnier auf. „Frag ihn, was das Zeug hier kostet.“
    „Soweit sind wir wohl noch nicht, Mr. Monnier“, griff Nicholas Gorman unwillig ein. „Sie können nicht in den ersten fünf Minuten anfangen, Geschäfte zu tätigen. Wir müssen …“
    Dudley Digges sprach dazwischen. Er interessierte sich mehr für die Ponys und wies auf einen der kunstvoll geschliffenen, vielfarbig aufglitzernden Steine, die als Schmuck auf der Stirn eines jeden Ponys saßen. Bei jedem war es nur ein einzelner Stein von der Größe einer Walnuß, der in das Lederzeug eingelassen war.
    „Mir wäre so etwas lieber, wenn sie echt wären“, sagte Dudley Digges. „Sieht glatt nach fünfzig Karat oder mehr aus. Ich habe mir schon lange gewünscht, einmal etwas Richtiges auf den Finger stecken zu können. Frage ihn einmal, wie es damit steht, Kleiner.“
    „Frag ihn nicht!“ untersagte Bill Brown scharf und wandte sich dann gegen Digges. „Sie nehmen sich für einen Chief Sergeanten ein bißchen viel heraus! Der Leiter der Expedition ist Mr. Gorman, und er wird mit diesen Leuten verhandeln. Sie halten gefälligst den Mund.“
    Dudley Digges starrte ihn an und holte tief

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