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Menschenfänger

Menschenfänger

Titel: Menschenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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in der Inneren Medizin nicht so gut aus, aber das klingt ernst. Was unternimmt ihr Hausarzt?«
    »Er hat sie ins Krankenhaus eingewiesen. Morgen wird sie aufgenommen.«
    »Das ist gut. Da werden sie deine Tante so richtig durchchecken und alle seltsamen Befunde abklären. Was machst du heute noch?«
    »An dich denken! Du fehlst mir so – auch Casanova brummt nach dir! Eigentlich kannst du zwei Männer in einer WG nicht einfach so lange allein lassen!«, beschwerte sich Nachtigall, und sie tauschten noch lange sehnsuchtsvolle Worte aus. Dann fragte er: »Willst du nicht zu uns ziehen, wenn du zurück bist?«
    Es wurde still am anderen Ende der Leitung.
    »Conny?«
    »Ja, ich bin noch da. Hör mal, das ist kein Thema fürs Telefon. Ich schlage vor, wir verschieben diese Diskussion bis zu meiner Rückkehr.«
    »Kannst du nicht einfach ja sagen? Ich hab ja nicht gefragt, ob ich dich fressen darf«, versuchte er zu scherzen.
    »Peter – ich lebe schon lange allein und vielleicht bin ich in einem gemeinsamen Haushalt nur schwer zu ertragen. Wir sollten gründlich überlegen, bevor wir überstürzt handeln, denkst du nicht auch so?«
    Nein, tat er nicht. Er dachte eher an gemütliche Abende zu zweit, an spontane Spaziergänge ohne die Notwendigkeit, sich vorher per Telefon verabreden zu müssen, an kuschelige Nächte, gemeinsames Erwachen und Sport, ohne Terminabstimmung.
    Doch davon sagte er ihr nichts.
    Vielleicht war das wirklich nicht das richtige Thema für ein Telefongespräch.
    Enttäuscht kehrte er zu ihrem Kongress zurück, erfuhr von neuen Therapien gegen Ekzeme und von Ursachenforschung beim Lyle-Syndrom, einer Reaktion, bei der sich die Haut in Blasen ablöste.
    Beim Abschied schickte er ihr einen sehnsuchtsvollen Kuss nach Bern und fühlte sich danach einsamer denn je.
    Er fuhr Casanova durch das dichte Fell und murmelte: »Was habe ich denn nun schon wieder falsch gemacht? Hm? Und wie sieht es eigentlich bei dir aus, mein lieber Kater – irgendwie bist du wohl auch solo, oder täusche ich mich da und du hast mir die Dame deines Herzens nur noch nicht vorgestellt?«
    Casanova fühlte sich unwohl, wenn Nachtigall so mit ihm sprach.
    Er sprang von seinem Schoß und räkelte sich ausgiebig. Sein menschlicher Mitbewohner wertete das als Eingeständnis, auch er sei ungeschickt bei der Kontaktpflege mit dem anderen Geschlecht.
    Nachtigall beschloss, nicht weiter in ihn zu dringen, und wählte stattdessen Jules Nummer.
    »Hallo Papa!« Sie klang fröhlich und unbeschwert.
    »Hallo, meine Tochter! Guten Start ins neue Semester gehabt?«
    »Ja, klar. Es fängt ruhig an.«
    »Du, Tante Erna ist krank. Wenn ich Sabine richtig verstanden habe, wird sie morgen stationär aufgenommen. Könntest du vielleicht ab und zu vorbeigehen – ich werde wahrscheinlich nicht so viel Zeit haben. Der aktuelle Fall ist ziemlich heikel.«
    »Kann ich mir vorstellen! So eine richtig gute Presse habt ihr im Moment auch nicht. Da lastet ganz schön Druck auf euch, nicht?«
    »Ich kann das schon verstehen. Angst geht um, und uns bleibt nichts anderes übrig, als die auch noch zu schüren, damit die Frauen niemanden in ihre Wohnungen hineinlassen. Aber wir arbeiten mit allen Kräften daran, Klaus Windisch wieder dingfest zu machen, auch wenn das für die Menschen in der Stadt nicht immer danach aussieht.«
    »Mir musst du das nicht erklären. Mein Vater ist Hauptkommissar bei der Kriminalpolizei!« Sie lachte warm.
    »Vielleicht solltest du dich ein bisschen mit Emile unterhalten. Er könnte euch doch vielleicht in dem Fall weiterhelfen. Und das mit Tante Erna geht klar. Ich rufe bei Sabine an und frage, wann ich im Krankenhaus vorbeischauen kann.«
    »Da wird Tante Erna sich freuen. Und, ein Fachmann für operative Fallanalysen wird leider in solchen Fällen nur selten hinzugezogen.«
    Er machte eine Pause.
    »Jule? Meine größte Sorge ist, dass er wieder zuschlagen könnte, bevor wir ihn schnappen. Jedes Mal, wenn mein Handy klingelt, bricht mir der Schweiß aus, weil ich denke, er ist uns schon wieder zuvorgekommen, hat uns an der Nase herumgeführt.«
    »Ach, Papa. Der wird nicht lange mit dir Katz und Maus spielen können!«
    »Jule?« Er zögerte, rang sich aber dann doch durch und mahnte: »Lass dich nicht von Fremden ansprechen – und mach keinem Unbekannten die Tür auf! Egal, ob er nun harmlos und nett aussieht oder nicht!«
    »Ist gut!« Jule lachte. »Mach dir keine Sorgen!«
    Nachtigall kam sich plötzlich albern

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