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Menschenfänger

Menschenfänger

Titel: Menschenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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unerkannt und ich muss büßen! Verstehst du denn nicht? Ich muss sie selber retten, damit sie die wahre Geschichte erzählen und mich entlasten kann. Ich brauche die Chance, ihr sagen zu können, dass ich ihr Retter und nicht ihr Quäler bin!«
    Dabei sah er sie so verzweifelt flehend an, dass sie ihren Protest aufgab.
    »Hier, diese Tinktur wirkt blutstillend. Alraune. Diese Salbe hilft auch bei Verbrennungen und diese unterstützt die Heilung der Haut ganz allgemein. Dieser Tiegel enthält einen Balm aus ätherischen Ölen; du kannst auch etwas davon in einem Schälchen mit heißem Wasser auflösen und neben ihr Bett stellen. Die Dämpfe helfen ihr beim Atmen und lösen Verspannungen. Binden und Pflaster lege ich dazu. Du kannst meine Kräutermischung darunter geben, die desinfiziert.«
    Klaus Windisch versuchte, interessiert auszusehen. Er würde wahrscheinlich nichts davon verwenden.
    »Soll ich nicht lieber mitkommen und mir die junge Frau mal ansehen?«, fragte Hildegard mit besorgtem Blick.
    Gerade als Windisch vehement Einspruch erheben wollte, klingelte es anhaltend.
    Fragend sah er Hildegard an. Die zuckte mit den Schultern.
    »Frau Clemens. Wir wissen, dass Sie zu Hause sind! Kriminalpolizei!«
    »Das ist dieser Hauptkommissar Nachtigall!«, flüsterte sie Windisch aufgeregt zu.
    »Mach auf!«, zischte er zurück. »Ich verschwinde. Bis nachher.«
    Hildegard Clemens huschte durch den Flur.
    »Ist ja schon gut! Ich komme ja schon!«
    Diesmal war Peter Nachtigall nicht nur mit seinem Kollegen Skorubski gekommen. Er brachte einen Trupp Polizisten mit und ein amtliches Schreiben, das ihn zu einer Durchsuchung ihres Hauses berechtigte.
    »Frau Clemens, wir fahnden noch immer nach Klaus Windisch. Wir gehen davon aus, dass er eine Frau in seine Gewalt gebracht hat.« Während er das sagte, dirigierte er die Polizisten in verschiedene Richtungen. »Wissen Sie etwas darüber?«
    Zornbebend schüttelte Hildegard Clemens den Kopf.
    »Bei mir werden Sie ihn mit Sicherheit nicht finden!«, protestierte sie mit schriller Stimme und hoffte, dass Klaus in der Dunkelheit die Flucht über die Gärten gelungen war.
    »Während die Kollegen sich umsehen, werden wir uns ein bisschen unterhalten.«
    »Bitte!«, antwortete sie spitz und führte ihn mit steifen Schritten in den Wohnraum, den er schon von seinem letzten Besuch hier kannte.
    »T’schuldigung?« Ein Kollege steckte seinen Kopf durch die Tür, »wir haben ein offenes Fenster in der Küche. Vielleicht ist er durch die Gärten geflüchtet, als wir geklingelt haben.«
    »Dann wird er den Kollegen draußen direkt in die Arme gelaufen sein«, stellte Nachtigall fest und bemerkte, wie sich Hildegard Clemens’ Augen vor Schreck weiteten.
    Ein anderer Polizist rief aus dem Flur: »Zwei Tassen, zwei Teller. Wir packen alles ein für die Speichelanalyse!«
    Nachtigall nickte und wandte sich wieder seiner Zeugin zu. Er sah gerade noch, wie ein zufriedenes Lächeln ihre Lippen umspielte, bevor es rasch zurückgenommen wurde. Hätten sie Klaus Windisch tatsächlich gefasst, wüsste sie es schon, denn das wäre dem Hauptkommissar sicher sofort mitgeteilt worden. Er war ihnen entwischt! Klaus war nicht zu fassen!
    »Wie lange werden Ihre Leute noch durch mein Haus trampeln?«
    »Solange, bis sie alle Indizien für eine Anwesenheit von Klaus Windisch in Ihrem Haus gefunden und gesichert haben. Zum Beispiel werden uns die Speichelreste an Tasse und Besteck weiterhelfen.«
    Sie funkelte ihn zornig an.
    Widerstrebend wies sie auf die Bänke und lud Nachtigall ein, Platz zu nehmen. Sie setzte sich über Eck.
    »Wir werden seinen Speichel finden, nicht wahr?«, fragte der Hauptkommissar mit gedämpfter Stimme und beugte sich zu ihr hinüber.
    »Tja, wenn Sie das eh schon wissen, können Sie auch gleich wieder abziehen!«, gab sie patzig zurück.
    »Klaus Windisch hat eine Frau in seine Gewalt gebracht. Eine junge Frau – jünger als Sie. Haben Sie keine Angst, dass er nun das Interesse an Ihnen verliert, wenn ihm zu jeder Zeit die andere zur Verfügung steht?«
    »Sie reden dummes Zeug, Herr Hauptkommissar!«
    »Wo auch immer er sich verbirgt – um Sie besuchen zu können, muss er ein hohes Risiko eingehen. Er weiß sicher, dass wir Haus und Grundstück überwachen. Die Neue steht ihm ohne zusätzliche Gefahr zur Verfügung. Sie muss ihm zuhören, ihr kann er sein Herz ausschütten, er wird ihr von nun an seine ganze Zeit und Aufmerksamkeit schenken. Sie sind überflüssig.«
    Peter

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