Menschenherz - Band 1-3
Kopf. Sie mussten unter allen Umständen äußerste Vorsicht walten lassen, damit ihnen ihre kostbare Beute nicht mehr entkam.
Sein Vater nickte stumm, er hatte verstanden und konzentrierte sich auf die Straße, die immer einsamer wurde.
Nie war ihm der Weg bis zu der umgebauten Kirche, Adams Privatsitz, so lange vorgekommen. Er seufzte, als er daran dachte, welchen Aufwand sie betrieben hatten, um dies alles, dass Beisammensein der beiden jungen Leute zu bewerkstelligen.
Und nun wirkte mit einem Mal alles so einfach und selbstverständlich. „Hatte er sich zu viele Sorgen gemacht?“
Als sie hielten, schreckte Lilly aus einem tiefen, traumlosen Schlaf hoch. Dieses Mal erinnerte sie sich nach einigen Sekunden daran, wer und wo sie war.
„ Dein Mann bringt dich zurück nach Hause.“ – Diese Formulierung hatte in ihren eigenen Ohren einen negativen, beinah traurig-verlorenen Eindruck und sie versuchte ihn abzuschütteln, indem sie einen Blick aus dem Fenster warf.
Der Eindruck deprimierte sie noch mehr.
Es hatte begonnen stärker zu regnen und das Gebäude vor dem sie standen wirkte ungemütlich und düster.
Als sie die einzelnen Bruchstücke, die sie durch die Regenwand sah, in ihrem Gehirn zusammensetzte, grummelte sie unbehaglich: „Eine Kirche?“
Adam nickte und sein stolzer Gesichtsausdruck beruhigte sie augenblicklich. „Es wird dir gefallen!“, versprach er. Und auch der alte Mann – „ihr Vater“ , versuchte sie in Gedanken – nickte ihr befliessen und beruhigend zu.
Adam beobachtete jede ihrer Reaktionen und versuchte sie einzuschätzen. Soweit er es beurteilen konnte, verhielt sie sich völlig normal. – Auf jeden Fall entsprach ihr Verhalten seinen Erwartungen.
„ Ich lasse euch alleine?!“ Ihr Vater klang verunsichert und sah sie fragend an, als wenn er sicher gehen wollte, dass sie keine Angst hatte, vor dem, was sie erwartete.
Sie nickte stumm und bemerkte nicht, dass Adam neben ihr ebenfalls eine stumme Einwilligung gab.
Für einen Moment lang hatte der alte Mann das Gefühl, er müsste die beiden umarmen und ihnen seine unendliche Verbundenheit beteuern, doch an Liliths Gesichtsausdruck erkannte er, dass sie darüber froh war, dass er ging.
Er fühlte sich scheußlich. So viel hatte er für die junge Frau getan. Er hatte ihr sein ganzes Leben gewidmet, der Erforschung ihres Lebens.
Er hatte versucht den Willen Jahves zu bestimmen und er hatte Lilith sein gesamtes Leben gewidmet, um sie hierherzubringen und sie schien ihn nicht einmal zu mögen.
Er warf Adam, der sich seinem Gesichtsausdruck nach zu schließen, am Ziel seiner Wünsche wähnte, einen letzten Blick zu. Am Liebsten hätte er ihn mitgenommen.
„ Sie ist es nicht wert, meinen Jungen zu bekommen“ , dachte er und war selber erstaunt.
Seufzend stieg er in den Wagen. Von Anfang an hatte er gewusst, dass der Junge – Adam, korrigierte er sich – nicht SEIN Junge war.
Mit einem letzen Blick auf die attraktive junge Frau fuhr er los. Er wünschte sich, dass alles gut ging, gleichzeitig hoffte er, dass etwas geschah, ein göttliches Zeichen, dass er Adam nicht an diese Frau verlieren würde.
***
Adam und Lilly winkten, als sich der Wagen in Bewegung setzte. Als er von dem kleinen Parkplatz bog, ließ sie die Hand sinken.
„ Dieser Mann ist wirklich mein Vater?“
Adam nickte stumm und lächelte sie beruhigend an.
„ Er ist merkwürdig!“, stellte sie fest.
Sein Lächeln wurde breiter. „Ach was, er ist nur aufgeregt und will keinen Fehler machen!“
„ Was für Fehler?“
Adam zuckte mit den Schultern. „Er kennt dich und weiß, wie du normalerweise bist. – Aber jetzt bist du jemand anderes und nicht einzuschätzen.“
Betroffen zuckte sie zusammen. Von dieser Seite aus betrachtet, musste sie ihm Recht geben.
„ Wahrscheinlich will er einfach nur, dass du ihn magst.“
Sie nickte und nahm sich vor, bei der nächsten Begegnung mit dem alten Mann – „meinem Vater“ , korrigierte sie sich rasch – netter und bemühter zu sein.
Adam lächelte sie an, als hätte er ihre Gedanken gelesen. Amüsiert stellte er fest, dass ihr Gesicht nass von winzigen Regentropfen war, die ihre Haut zum Glitzern brachten.
„ Selbst der Regen scheint sie mehr zu lieben, als die anderen Menschen“ , dachte er frohlockend.
Am liebsten hätte er die Hand ausgestreckt und ihr die Feuchtigkeit von den Lippen geküsst, aber er ahnte, dass es dafür noch zu früh war und bekämpfte die begehrliche Sehnsucht in
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