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Menschenteufel

Menschenteufel

Titel: Menschenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Raffelsberger
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oder Harpyie. Wahrscheinlicher zweitere. Dementsprechend
die Männer eher Satyrn, weil auch aus der altgriechischen Mythologie. Satyrn
und Harpyie. Er musste sich noch einmal die Bedeutungen der beiden Figuren
ansehen. Ihre Geschichten. Waren sie miteinander verwoben? Eventuell traten sie
in einer Sage gemeinsam auf.
    Seine Kollegen wechselten die Straßenseite. Freund ließ seinen Blick
noch einmal über die Fassaden wandern. Warum hier? Die gleiche Frage hatte er
sich schon an den beiden anderen Fundorten gestellt.
    Am Hauseingang neben der Auslage bildete sich ein Auflauf. Einer der
befragenden Beamten begleitete eine ältere Frau im Morgenmantel. Ihr Haar wurde
von einem Netz gehalten, wie Freund es zuletzt als Kind bei seiner Großmutter
gesehen hatte. Neugierig versuchte sie über ihre Goldrandbrille hinter die
Glasscheibe zu lugen. Währenddessen redeten Wagner und Obratschnik auf sie ein.
Wie zwei Leibwächter begleiteten sie die Dame ins Haus zurück. Durch die
Scheibe des Schaufensters sah Freund sie in den mittlerweile hell erleuchteten
ehemaligen Verkaufsraum treten. Varic und Spazier folgten. Die Frau blieb neben
der Leiche stehen und schlug die Hand vor den Mund. Sie wandte sich ab, sah
Wagner an und nickte. Die Truppe verschwand.
    »Sie hat ihn erkannt«, erklärte Varic ihm, nachdem alle fünf aus dem
Haus getreten waren. Obratschnik und Wagner befragten die Zeugin in einem
Kleinbus. Varic und Spazier informierten Freund.
    »Sie sagt, er hat hier einmal gewohnt. Ist aber lange her.«
    »Das ist wichtig«, sagte Freund. In seinem Mund hatte sich der
frische Geschmack des Kaugummis ausgebreitet. Er spuckte ihn in einen Gully.
    »Mitte der sechziger bis Ende der siebziger Jahre«, präzisierte
Varic. »Noch genauer wird es uns gleich das Melderegister mitteilen. Sonst kann
sie sich nicht an viel erinnern. Unauffälliger Mieter, lebte in einer Wohnung
im ersten Stock. Keine Frau, keine Kinder.«
    Freund nickte nachdenklich. »Haben wir alle ehemaligen Adressen der
anderen beiden Opfer festgestellt?«
    Varic runzelte die Stirn. »Ich fürchte, das ist noch nicht
geschehen.«
    »Dann wird es höchste Zeit. Ist Doktor Blilorek eigentlich schon
informiert?«
    Varic und Spazier tauschten einen ratlosen Blick.
    »Was hat der Psychologe denn zu Hermine Rother gesagt? Ich habe ihn
doch extra rufen lassen. Das Ergebnis habe ich dann allerdings wegen der
bekannten Umstände nicht mehr erfahren. Aber euch muss er doch was mitgeteilt
haben.«
    »Vielleicht haben Wagner oder Obratschnik was von ihm bekommen«,
mutmaßte Spazier. »Dann haben sie es uns aber nicht weitergereicht.«
    Ob sein neuerlicher Magenkrampf eine Nachwehe war oder Folge des
eben Gehörten, wusste Freund nicht. Er ärgerte sich. Was für ein Spiel
veranstaltete dieses Sokoleiterduo? Geheimniskramen?
    Von Rechts wegen hätte der Pepe wieder auftauchen und einen neuen
Sokoleiter einsetzen müssen. Das Gespann Wagner-Obratschnik hatte den dritten
Mord ebenso wenig verhindern können wie Freund den zweiten. Mit der Zeit würde
der Präsident sich so allerdings lächerlich machen. Glück für die beiden,
ärgerlich für Freund. Zumal er jetzt doch näher zu dem Schaufenster musste, wo
Obratschnik und Wagner mit zwei Spurensicherern in ihren weißen Overalls
beisammenstanden.
    Freund tippte Wagner auf die Schulter und fragte ihn nach Blilorek.
    »Noch nicht«, blaffte dieser.
    »Aber ihr hattet es vor.«
    »Lass das bitte unsere Sorge sein, Laurenz. Wir leiten diese
Sonderkommission.«
    Um einiges klüger entfernte sich Freund. Auf seinem Handy suchte er
die Nummer des Psychologen und drückte »Wählen«.

Man kann natürlich nie wissen
    Und wieder kein Geruch, den Lia Petzold in ihren Guide d’Odeur
aufnehmen würde. Frische Bettwäsche, Babypuder, Reinigungsmittel, reiner
Alkohol, Linoleum, ein Hauch Fäkalien, alles zusammen roch nach Krankenhaus.
Ihr Gesicht pochte, sie spürte ihren ganzen Körper.
    Als sie die Augen öffnete, sah sie, dass sie in einem Einzelzimmer
lag. Den Ausblick aus einem der oberen Stockwerke beherrschte der
gegenüberliegende Turm des Allgemeinen Krankenhauses. Die Sonne stand noch
nicht hoch und auf der Morgenseite. Lange konnte sie nicht geschlafen haben.
Oder sehr lange. Langsam kehrte ihre Erinnerung zurück. Bis zu dem Zeitpunkt,
als sie den Kollegen alles erzählt hatte. Sie hatte auf einer Krankenbahre in
Gerwald Köstners Empfangshalle gelegen. Dann: Filmriss.
    Sie versuchte sich aufzusetzen, und ein scharfer

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