Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Menschenteufel

Menschenteufel

Titel: Menschenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Raffelsberger
Vom Netzwerk:
habe viele der Suchmeldungen gelesen. Immer wieder werden welche
positiv beantwortet. Jedes Mal, wenn ich davon las, habe ich mich gefreut wie
ein Kind. Obwohl es gar nicht meine Angehörigen waren. Wenn man schon selbst
kein Glück hat, möchte man anderen diese Freunde schenken. Haben Sie das auch
für Doktor Short getan, als er nach diesem Mann fragte?«
    Beiläufig zeigte Petzold auf den schwarzen Soldaten im Bild.
    »Ja«, erwiderte Kilian Stiks. »Nein!« korrigierte er sich sofort, im
Chor mit seinem Sohn.
    »Wovor haben Sie Angst?«
    »Ich verstehe nicht, wovon Sie sprechen«, erwiderte Gerold Stiks
trotzig.
    »Sie hatten ganz offensichtlich Kontakt mit Doktor Short. Was haben
Sie ihm gesagt, das Sie mir jetzt nicht sagen können? Hat er Sie um
Verschwiegenheit gebeten?«
    Gerold Stiks zögerte einen Sekundenbruchteil zu lang vor seiner
Antwort. »Genau! Das hat er.«
    Aus dem Augenwinkel beobachtete Petzold die ganze Zeit den Vater. In
seinem verwitterten Gesicht regte sich keine Miene.
    »Dann sind Sie Doktor Short nicht länger im Wort. Im Gegenteil. Wenn
Sie uns helfen, helfen Sie ihm.«
    Stiks erkannte, dass ihn seine Ausrede in eine Sackgasse manövriert
hatte.
    »Ich kann Sie auch aufs Kommissariat mitnehmen.« Manche Menschen
brauchten etwas Druck. Stiks sah sie erschrocken an. Petzold wartete. Stiks
schrumpelte noch weiter zusammen.
    »Ein Mann war da und hat mir gedroht. Ich solle zu niemandem etwas
über diesen verdammten Amerikaner sagen.«
    »Wer war das?«
    »Ich kenne ihn nicht. Und ich will ihn nie wieder sehen. Er sah
nicht so aus, als ob er Spaß machte.«
    »Wieso sind Sie nicht zur Polizei gegangen?«
    »Die tut ja auch nichts.«
    »Sie können uns jederzeit anrufen. Wir sind sofort da, wenn der Mann
wieder auftaucht.«
    Stiks musterte sie zweifelnd. Bis sein Vater sich einmischte.
    »Jetzt habe ich aber genug! Ja, der Amerikaner war da.«
    »Vater …«
    »Ich habe ihm das Gleiche wie Ihnen erzählt. Außerdem konnte ich
mich an einen Freund von Willi erinnern, der auch mit den Amerikanern Geschäfte
machte und die Runde besser kannte. Dessen Namen habe ich ihm genannt.«
    »Und sagen Sie ihn mir auch?«
    Kilian Stiks begegnete ihr mit unentschlossenem Blick. Für Angst ist
man nie zu alt. Vielleicht hatte er zu oft geschwiegen in seinem Leben. Oder
geredet.
    Als Petzold den Namen hörte, wurde ihr einiges klar.
    Im Schatten der Allee fand Petzold die Temperatur fast erträglich.
Bei Tag wirkte in der schmalen Straße alles so friedlich. Aus den Gärten hörte
sie Kinder. Ein Hund bellte. Eine Joggerin hopste vorbei. An der Mauer des
Syrers gegenüber bewachten kleine Kameras auf beweglichen Ärmchen den Gehsteig.
    Von ihnen fühlte sie sich nicht beobachtet. Das Gefühl war da, seit
sie Stiks’ Wohnung verlassen hatte. Während der Fahrt nach Döbling hatte sie
immer wieder in den Rückspiegel geblickt. Keine auffälligen Wagen. Nur
Verkehrsstaus, über denen die vom Blech erhitzte Luft zitterte, und zum Schluss
schattige Gassen.
    Zum zweiten Mal in einer Woche drückte sie diesen Klingelknopf. Als
niemand antwortete, läutete sie wieder. Nach drei Minuten und sechs Versuchen
probierte sie es per Telefon. Sie hatte sich vorab informiert und rief beim
Service für Geheimnummern an. Nach drei weiteren Minuten gab ihr die
freundliche Dame am anderen Ende eine unbefriedigende Antwort: Ihr gewünschter
Gesprächspartner hebt nicht ab.
    Einen Moment blickte Petzold nachdenklich durch das Schmiedeeisentor
die Auffahrt hoch. Wenn Gerwald Köstner ihr keine Auskunft geben konnte, würde
sie eben jemand anderen fragen. Mit Doreen war schon längst ein Mittagessen
fällig.
    Zwei Anrufe später hatte sie sich zum Mittagessen verabredet und
einen Tisch im Museumsquartier reserviert.

Mit unserem Glauben ist das so eine Sache
    Vor seinem Zimmerventilator streckte Freund nacheinander
Gesicht, Brust, Arme und Hände in den Wind. Am liebsten hätte er auch noch die
Beine gehoben, aber er ließ es bleiben. Frau Ivenhoff könnte in diesem
Augenblick mit seinem Vater von der Toilette zurückkehren und ihn bei bizarren
Verrenkungen ertappen. Während seiner Abkühlungsprozedur beobachtete er durch
das Fenster die Luft über dem heißen Asphalt beim Zittern. Er erwog die Anschaffung
eines jener Miniluftverwirbler, die man in die Tasche stecken konnte.
    Für elf Uhr hatte er seinen Besuch bei Martin Bram vereinbart. Das
Büro lag zehn Minuten entfernt in der Innenstadt. Normalerweise hätte er
darüber nicht

Weitere Kostenlose Bücher