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Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

Titel: Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah Kostenlos Bücher Online Lesen
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konnte vielerorts
sein, dachte er, doch seine Gedanken rasten und brachten alte Erinnerungen an
die Oberfläche. Mercado oder Loredo oder ... Sein Mut sank, als er an die
Colorado Avenue in Santa Monica dachte.
    Wenn es sich tatsächlich um die Colorado Avenue
handelte, spielte ihm jemand äußerst übel mit.
    Jennifer und er hatten viele Samstagnachmittage
auf der Third-Street-Promenade verbracht, die vom Santa Monica Boulevard
abging. Etwa einen Block und eine große Shoppingmall von der Colorado Avenue
entfernt. Wenn er sich recht erinnerte, war die Mall von der Colorado Avenue
aus zu betreten. Bei dem Gedanken, dass er die richtigen Punkte miteinander
verband und einen Zusammenhang herstellte, verspürte er einen leichten Kick,
wie bei einem Koffeinschub. Zu einfach.
    Doch es stimmte, dass Santa Monica mit seiner
Shopping-Meile, dem langen Strand und den trendigen Restaurants zu Jennifers
Lieblingsorten gezählt und für sie beide als Paar eine gewisse Bedeutung gehabt
hatte.
    Er rieb sich den Nacken und wusste, dass er nach
Kalifornien zurückkehren musste, ob es ihm gefiel oder nicht. Jemand
versuchte, ihn zu ködern. Jemand wollte, dass er zurückkehrte.
    »Verdammte Scheiße«, murmelte er unterdrückt. Er
hatte ein ganz schönes Chaos in Südkalifornien hinterlassen, ungelöste
Probleme, ungelöste Fälle. Nur wenige Leute im LAPD, wie das Police Department
von Los Angeles kurz genannt wurde, hatten sein Fortgehen bedauert. Und jetzt
sah er Gespenster und bekam anonyme Post aus seiner früheren Heimat, in die er,
so hatte er sich geschworen, nie wieder einen Fuß hatte setzen wollen.
Irgendetwas war faul im Golden State. Und er musste herausfinden, was, selbst
wenn das bedeutete, dass er damit direkt in die Hände eines Psychopathen
spielte. Das gefiel ihm zwar ganz und gar nicht, aber es führte kein Weg daran
vorbei.
    Er schaltete den Computer aus. In fünfzehn
Minuten würde Olivia aus dem Laden kommen. Was perfekt war. Gleichgültig, ob
es ihm passte, es war an der Zeit, ihr zu sagen, was los war.
    Auf der Straße stellte er fest, dass das Wetter
schlechter geworden war, die Wolken ballten sich düster zusammen. Die Luft war
schwer und schwül und deutete auf einen bevorstehenden Sturm hin. Er stieg ins
Auto, kurbelte die Fenster hoch und fuhr Richtung French Quarter, wo es ihm gelang,
zwei Blocks vom Jackson Square entfernt einen Parkplatz zu finden.
    Er schnappte sich seinen Gehstock und machte
sich auf den Weg zum Laden, der seiner Ansicht nach nicht viel mehr als eine
Touristenfalle war. Olivia mochte es, mit Menschen zusammenzukommen und mit
Tawilda zusammenzuarbeiten, einer dünnen, eleganten Schwarzen, die längst zum
Inventar des Third Eye gehörte, und mit Manda, die später dazugekommen war.
Deswegen hatte sie beschlossen zu bleiben, obwohl sie mittlerweile ihre Ausbildung
beendet hatte und dabei war, sich mit einer eigenen Praxis niederzulassen.
    Der Laden war Bentz nicht geheuer. Die kleine
Schaufensterfront stand voller Regale, die eine Auswahl von
New-Age-Kristallgläsern, religiösen Artefakten, Büchern über Voodoo,
Mardi-Gras-Perlenketten und kleinen Alligatorenköpfen mit glitzernden Augen
beherbergten. Und dann waren da noch die Puppen - Puppen aller Art, die ihn mit
ihren bemalten Gesichtern, ihrem falschen Lächeln und den mit künstlichen
Wimpern versehenen Klimperaugen an tote Kinder erinnerten. Die Puppen waren
erst seit kurzem im Sortiment und laut Olivia ein Hit. Gerade die seltenen,
hochpreisigen ließen den Umsatz in die Höhe schnellen. Bentz kapierte das
nicht. Er hatte einmal den Fehler gemacht, zu fragen: »Wer zum Teufel kauft
diesen Voodoo-Mist?« Olivia, die am Küchenfenster stand und Saaten in den Futterspender
für ihren Papagei füllte, war keineswegs beleidigt gewesen. Sie hatte
lediglich über die Schulter geblickt, ihm ein rätselhaftes Lächeln geschenkt
und erwidert: »Das willst du gar nicht wissen. Sei vorsichtig, Bentz, jemand,
den du verärgert oder in den Knast gebracht hast, könnte dich mit einem Fluch
belegen wollen.«
    »Ich glaube nicht an diesen Unsinn.«
    »Noch nicht. Warte einfach, bis du einen
Hautausschlag bekommst oder eine Augenentzündung oder ... ach, ich weiß nicht
... du keinen mehr hochkriegst und dein bestes Stück einfach abfällt«, sagte
sie neckend und zog keck eine Augenbraue hoch. Mehr hatte es nicht gebraucht.
»Du forderst es ja geradezu heraus«, hatte er sie gewarnt und einen Schritt auf
sie zu gemacht. »Oh, ja, und wer wird

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