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Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

Titel: Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht sein, dachte sie panisch. Sie
hustete und schnappte nach Luft, griff nach dem Riemen, kämpfte und schlug wild
um sich, warf sich hin und her. Alles, nur um diese immer enger werdende
Schlinge zu lockern. Nein!
Nein! Nein!
    Sie konnte nicht atmen, nicht denken.
    Hilfe, so hilf mir doch
jemand! Sie war kein Schwächling, doch ihre Kraft ließ
nach, der Schmerz wurde unerträglich.
    Es wäre besser, das Bewusstsein zu verlieren.
    Nein! Gib nicht auf! Kämpf!
    O Gott, der Schmerz ... ich
kriege keine Luft mehr! Hilfe! So helft mir doch!
    Sie hörte auf, um sich zu schlagen, und
versuchte, sich mit beiden Händen von der sich zusammenziehenden Schlinge zu
befreien. Ihre Finger fuhren zu ihrem Hals, versuchten, unter den Riemen zu
gelangen.
    Doch es war zu spät. Ihre Lungen barsten.
Schmerz zerriss ihren Körper. Ihr Herz wummerte. Ihr wurde schwarz vor Augen.
    In diesem grauenvollen Augenblick wusste sie es.
Laney Springer wusste, dass sie ihren einundzwanzigsten Geburtstag nicht
erleben würde.
     
    10
     
    Hayes hatte recht gehabt.
    Das Roy's war definitiv den Bach runtergegangen,
dachte Bentz, als er an dem Restaurant vorbeifuhr. Noch immer ein wenig
erschüttert von der letzten »Jennifer-Erscheinung«, entdeckte er eine kleine
Parklücke ein paar Blocks vom Lokal entfernt, quetschte den Ford Escape hinein
und fütterte die Parkuhr. Ohne auf den Schmerz in seinem Bein zu achten, hinkte
er Richtung Eingang, wobei er zwei vorbeirasenden Skateboard-Fahrern auswich.
    Benannt nach dem ursprünglichen Besitzer und
nicht nach Roy Rogers, wie viele Leute annahmen, hatte das Restaurant noch
immer eine Westernfassade mit schwingenden Halbtüren, die aussahen, als
gehörten sie in einen Stall. Auf dem Vordach hatte einst ein sich aufbäumender
Plastikschimmel gestanden, bis irgendein Schlaumeier mitten in der Nacht
hinaufgeklettert war und die intimen Teile des Hengstes feuerrot angemalt
hatte. Das war das Ende des weißen Plastikhengstes gewesen.
    Jetzt war ein Schild auf dem Vordach befestigt,
auf dem schlicht »Roy's« stand.
    Reicht doch, dachte Bentz, als er die Türen
aufstieß und rasch hindurchging.
    Innen wirkte das Restaurant düster und schäbig.
Vor zwölf Jahren waren all die Erinnerungsstücke von den alten
Western-Schauplätzen und -Sendungen retroschick gewesen. Jetzt wirkten die
abgewetzten Sättel, die Zaunpfosten, Cowboyhüte und Leder-Chaps, mit denen das
Roy's dekoriert war, verstaubt und abgenutzt.
    Die Gäste hatten sich verändert oder waren
zumindest älter geworden, genau wie der alte Dielenboden. Eine lange Bar mit
einer Messingfußleiste zog sich über eine Seite des Lokals, und es gab Tische
und Sitzgruppen. Bentz fand eine freie Nische, setzte sich und bestellte bei
einer Kellnerin, deren Cowgirl-Kostüm aus allen Nähten platzte, ein alkoholfreies
Bier.
    Noch bevor sie ihm sein Getränk brachte,
entdeckte Bentz Jonas Hayes, der durch die Schwingtüren eintrat. Auch Hayes war
älter geworden. Der eins fünfundneunzig große Afroamerikaner machte immer noch
eine beeindruckende Figur, wenngleich er ein wenig voller um die Taille war als
damals, als er noch neu im Beruf und Runningback beim Football-Verein der UNLV,
der University of Nevada, Las Vegas, gewesen war. In seinem kurzgeschnittenen
schwarzen Haar zeigten sich ein paar silberne Strähnen, und als er die
Sonnenbrille abnahm, waren Krähenfüße in seinen Augenwinkeln zu erkennen.
    Trotzdem war er immer noch gekleidet, als wäre
er ein Model. Teurer Anzug, blank polierte Schuhe, perfekt geknotete
Seidenkrawatte.
    Bentz winkte ihn zu sich, stand auf und streckte
ihm die Hand entgegen. »Ist verdammt lange her.«
    Hayes nickte und drückte Bentz' Hand kräftig.
»Wie lange jetzt? Elf Jahre? Zwölf?«
    »Ungefähr.«
    Sie setzten sich einander gegenüber. »Und dann
tauchst du aus heiterem Himmel wieder hier auf und bittest mich um einen
Gefallen.«
    »Du hast's erfasst!«
    Die Cowgirl-Kellnerin kam zurück und nahm
missmutig Hayes' Bestellung auf, einen Scotch auf Eis.
    »Sehr freundlich«, stellte Hayes fest, als sie
davongeschlurft war.
    »Scheint so, als würde sie ihr Outfit nicht
mögen.«
    »Kann man ihr nicht verübeln. Bist du noch
trocken?« Hayes nickte in Richtung Bentz' Flasche. »Ja. Hab nach Jennifers Tod
aufgehört.«
    »Ist vermutlich besser so.«
    Bentz zog eine Augenbraue hoch. »Ja, meistens.
Ist Trinidad noch beim Department?«
    »Lebenslänglich.« Hayes sah zu der Kellnerin
hoch, die mit seinem Drink und in Plastik

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