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Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

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»He, Kristi, hier spricht
Olivia.« Perfekt. »Hi.«
    »Wie läuft's am College?«
    Was sollte das denn? Olivia rief nie deswegen
an. »Ganz gut«, sagte Kristi zögernd. »Und mit der Hochzeit?«
    »Alles wunderbar.« Mit dem Fuß zog Kristi einen
Stuhl zum Couchtisch und setzte sich. »Und bei dir?«
    »Bestens.«
    Zeit, den Quatsch zu beenden. »Also, warum ist
Dad in L.A.?«
    »Nun, das ist exakt der Punkt. Ich kann es nicht
genau sagen«, gab Olivia zu, »aber es schien etwas zu geben, das er unbedingt
erledigen musste.« Ihre Stimme wurde schwächer, als würde sie sich vom Hörer
abwenden. Kristis Herz begann zu rasen, sie ahnte, was kommen würde: Olivia und
ihr Vater ließen sich scheiden. »Er hat dir nichts Näheres gesagt?«
    »Er hat mir gar nichts gesagt. Nur irgendeinen
Unsinn über alte Fälle in L.A. und dass er bald zurück wäre. Ich hatte den
Eindruck, er macht mir etwas vor, und ich hab mich gefragt, was los ist.
Dachte, es hätte vielleicht was mit euch beiden zu tun.« Keine Antwort.
    »Dein Vater ... er quält sich seit dem Unfall.
Hält es nicht aus, hier herumzusitzen, also brauchte er wohl etwas, um sich
eine neue Perspektive zu verschaffen oder ... gewisse Dinge zu durchdenken.«
    »Was für Dinge?«, fragte Kristi vorsichtig. In
diesem Gespräch schwang etwas mit, das sie nicht verstand.
    »Ich bin mir nicht sicher. Ich glaube nicht mal,
dass er sich selbst darüber im Klaren ist, und sobald doch, wird er es uns
bestimmt sagen.« Darauf würde ich nicht wetten.
    »Wie auch immer, ich rufe an, um zu fragen, ob
du Lust hast, mit mir zu Abend zu essen oder Kaffee zu trinken. Vielleicht,
wenn du das nächste Mal in New Orleans bist?«
    »Sicher.« Es war nicht so, dass sich Olivia
nicht bemüht hätte, eine Brücke zu ihrer Stieftochter zu schlagen. Sie hatten
gemeinsam etwas unternommen, aber für gewöhnlich war ihr Dad dabei gewesen.
Olivias Vorschlag war also ein wenig ungewöhnlich. »Ich komme in ungefähr einer
Woche«, sagte Kristi.
    »Dann lass uns was ausmachen. Wenn dein Vater
bis dahin zurück ist, kann er uns ja begleiten.« Sie zögerte eine Sekunde
lang, dann fügte sie hinzu: »Obwohl das nicht sehr wahrscheinlich ist.«
    »Alles klar.« Kristi legte auf. Wenn dein Vater
zurück ist, hatte Olivia gesagt. Also tappte sie ebenfalls im Dunkeln. Kristi
gefiel das nicht. Was immer ihr Vater dort machte - es verhieß nichts Gutes.
     
    Nach einem langen Unterrichtstag warf Laney
Springer ihre Bücher auf den kleinen Couchtisch, den eine ihrer Mitbewohnerinnen
zur Einrichtung des gemeinsamen Apartments beigesteuert hatte. Es war ein
höllischer Tag gewesen, angefangen mit Professor Williams' öder Vorlesung über
den Koreakrieg. Wie hatte sie nur annehmen können, dass Neuere Geschichte: Amerikanische Politik im zwanzigsten
Jahrhundert ein interessantes Fach war? Zum Glück ging das
Semester seinem Ende zu. Professor Williams wäre bald Geschichte - in
wörtlichem Sinne.
    Sie schlenderte zum Kühlschrank und spähte
hinein. Der Inhalt war erbärmlich: vertrocknete Pizza in der Schachtel, die
Pepperonistücke bereits heruntergepickt, ein Beutel mit braun werdendem
Sellerie, halbausgetrunkene Flaschen Cola light. Ekelhaft.
    Laney knallte die Tür zu und beschloss, besser
gar nichts zu essen. Nicht, wenn sie heute Abend ohne Mühe in ihr knappes,
enganliegendes Silberkleid passen wollte. Und das wollte sie. Sie wollte heiß
aussehen, heiß, heiß, heiß. Zum Teufel mit der alten Pizza.
    Es war ihr großer Abend. Nun, das stimmte nicht
ganz: Genau genommen war es ihr Abend und der ihrer Zwillingsschwester Lucy.
Um Mitternacht würden sie einundzwanzig werden. Endlich erwachsen!
    Noch waren es noch über sechs Stunden, bis die
Uhr Mitternacht schlug. Geisterstunde. Heute Nacht würde sie ihren
gefälschten Ausweis verbrennen.
    Das Gute war, dass sie nicht vierzehn Minuten
würde warten müssen, nachdem ihre Zwillingsschwester schon den ersten Schluck
genommen hatte. Lucy hatte sich immer damit wichtiggemacht, dass sie um null
Uhr siebenundvierzig auf die Welt gekommen war und Laney erst um ein Uhr eins.
Doch heute Abend spielte das keine Rolle. Es ging um das Datum, nicht um die
Zeit.
    Eine große Party würde stattfinden, all ihre
Freunde wollten kommen, sogar Cody Wyatt, der coole Typ aus ihrem Seminar für
englische Literatur. Gut. Schließlich musste sie Lucy mit ihrem widerlichen
Freund übertreffen. Kurt Jones, was für ein Loser! Ein dreißigjähriger
Highschool-Abbrecher, der nie

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