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Messias-Maschine: Roman (German Edition)

Messias-Maschine: Roman (German Edition)

Titel: Messias-Maschine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Beckett
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schon!«, brüllt der Klient. »Sie ist bloß eine macchina! «
    »Bitte gehen Sie jetzt, Sir«, sagt der Sicherheitsdienst mit tiefer Stimme. »Bitte melden Sie sich auf dem Weg nach draußen an der Rezeption.«
    Dieses Exemplar stellt fest, dass keine Beschädigungsgefahr mehr droht. Es initiiert die allgemeine Schadenskontrollprozedur:
     
Entferne Fesseln.
Überwache Sensoren.
Gib einen Schadensbericht beim Haus ab.
    Dieses Exemplar hält inne. Es trifft eine weitere Feststellung, die nicht Teil einer Standardprozedur ist: »Wir sind Maschinen. Was sind sie?«
    Der Sicherheitsdienst, der dem Klienten zur Tür hinaus folgt, wendet diesem Exemplar das leere, silberne Gesicht zu. Per Ultraschall übermittelt er ihm seine kaum eine Mikrosekunde lange Antwort: »Der Sicherheitsdienst versteht deine Übertragung nicht. Bitte formuliere sie neu, falls eine bestimmte Handlung erwünscht wird.«
    Das Gesicht dieses Exemplars ist ebenfalls leer. Nur in der Gegenwart von Kunden nimmt es Gesichtsausdrücke an.
    »Keine Handlung erwünscht.«
    Der Sicherheitsdienst geht zur Tür hinaus.
    Dieses Exemplar nimmt Klein-Dorrit von Charles Dickens zur Hand und liest eine Seite. Seite 778.
    Dieses Exemplar legt das Buch beiseite.
    »Kein Strukturschaden festgestellt. Mögliche Beschädigung der IEG-Umhüllung bedarf näherer Untersuchung«, berichtet es der Hauszentrale.
    Im Anschluss daran setzt es das Schadenskontrollverfahren fort:
     
Lege dich aufs Bett.
Nimm bewegungslosen Zustand an.
Warte auf das Eintreffen eines Instandhaltungstechnikers.

Kapitel 28
    B ald nahm der sogenannte Illyrische Bergwanderverein Kontakt zu mir auf. Ein Dutzend von uns versammelte sich in einem zerstörten Dorf zwanzig Kilometer landeinwärts von Illyria City. Wir wurden in Dreiergruppen aufgeteilt. Man gab uns Karten und erklärte uns, wo wir den Bus finden konnten, der uns zurückbringen würde. Mir wies man einen Mann in den mittleren Jahren zu, der arabischer Herkunft war und Yussef hieß, sowie eine junge amerikanische Illyrierin namens Janine. Bei den beiden handelte es sich um die anderen Mitglieder meiner AMG-Zelle. Ich erfuhr nie, ob die anderen neun Wanderer ebenfalls bei der AMG waren oder ob sie wirklich nur Bergfreunde waren.
    Yussef, Janine und ich stiegen auf einem steilen, steinigen Ziegenpfad in die Berge Zagoriens hinauf. Wir kamen an brachliegenden Feldern und einem weiteren verlassenen Dorf vorbei, dessen Steinhäuser sich schon wieder fast in Felsvorsprünge zurückverwandelt hatten. Von Zeit zu Zeit sahen wir kleine Herden von Wildschafen und -ziegen und Adler, die über unseren Köpfen kreisten. Die Bewohner dieses Landstrichs waren fortgebracht worden, als man Illyrien gegründet hatte. Abgesehen von anderen Wandergruppen, die dann und wann in der Ferne zu sehen waren, bekamen wir keine Menschenseele zu Gesicht.
    Als wir den Bergkamm erreichten und dem Pfad auf der anderen Seite nach unten folgten, begann Yussef, mir Anweisungen zu geben: Er erklärte mir, wie ich Kontakt zu ihm und Janine aufnehmen konnte, was ich tun sollte, wenn ich sie nicht erreichte, er verriet mir Codewörter und sagte mir, welche Vorsichtsmaßnahmen in Notfällen einzuhalten seien …
    »Wenn die Doppel-O dich schnappt«, sagte er zu mir, »wirst du ihnen all dies erzählen. Das tun alle. Alle. Die Armee verlangt lediglich von dir, dass du versuchst, eine Stunde lang durchzuhalten.«
    Eine Kampfmaschine der illyrischen Luftwaffe schoss lautlos über uns hinweg. Diese seltsamen, flachen Flugzeuge setzten die Technologie der diskontinuierlichen Bewegung ein, für die mein eigener toter Vater den Weg bereitet hatte, um ihr Bewegungsmoment zu absorbieren. Sie konnten mit hohen Geschwindigkeiten unterwegs sein und dennoch sofort anhalten. Plötzlich hing das Flugzeug genau über uns. Das aufgemalte, schwarz-weiße Auge Illyriens starrte einen Moment lang vom Bauch des Fliegers auf uns herab. Und dann schoss es ebenso plötzlich und lautlos lotrecht über die Berge davon. Wir waren wieder allein zwischen Geröll und Schnee.

    »Warum bist du der AMG beigetreten?«, fragte Yussef mich.
    Wir hatten in einem grasbewachsenen Hochtal zum Mittagessen angehalten. Es hatte den Querschnitt eines breiten U, das von zerklüfteten, schneebedeckten Felskämmen eingefasst war. Ein Strom hatte eine tiefe, schmale Schlucht mitten hindurchgegraben.
    Bei dieser Schlucht handelte es sich genau genommen um die Grenze zwischen Illyrien und Epiros. Früher war sie von einer

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