MetaGame: Science-Fiction Thriller (German Edition)

wäre,irgendwohin zu gehen, statt sich nicht vom Fleck zu rühren und erwischt zu werden.
    Schließlich sagte Lyra laut: »Vielen Dank, Lily. Werfen wir mal einen Blick auf deinen See!«
    Sie folgten einem Pfad, der von goldfarbenen Pilzen bedeckt war, die eine ausgezeichnete Bodenhaftung boten; sie gaben genügend nach, dass das Laufen bequem war, aber nicht so viel, dass es zusätzliche Arbeit bedeutete. Brian, der als Retro-Ringer verkleidet war – inklusive böser Ledermaske –, schritt den anderen voraus und untersuchte alles in Sichtweite. Djoser und Amanda bildeten die Nachhut, wobei Amanda geschickt Djosers Schulter im Gehen massierte. Lyra war in der Mitte, augenscheinlich in Gedanken verloren. D_Light ging neben Lily, hypnotisiert von den sich wellenden Farben ihres Tuchs. »Du hast vorhin gesagt, du verstehst nicht, was wir sagen?«, fragte D_Light sie leise.
    »Sehr wenig.« Sie flüsterte fast. »Was ist ein Verscan?«
    »Weißt du etwas …«
    D_Light wurde von einer Nektar-Fledermaus erschreckt. Sie hatte die Größe eines Adlers und flog auf ledrigen Schwingen an ihm vorüber.
Ich bin ein schreckhafter Neu-Dämon
, dachte er.
Muss mich dran gewöhnen
.
    Lily hob die Brauen, und er versuchte es eilig neu. »Weißt du etwas von Vertrauten?« Er nickte zu seiner Katze hin, die vor ihnen umherschlich.
    »Etwas. Ich habe schon früher eine benutzt«, antwortete Lily.
    »Ein Verscan ist ein optischer Scanner, mit dem Vertraute Licht sehen, ähnlich einem Menschen, und dieses Licht können sie in das Gehirn ihres Herrn senden. Der Grund, weswegen sie schlecht für uns sind, ist das Grokken.«
    Wiederum sah ihn Lily fragend an. D_Light lächelte und sagte: »Stimmt. Also, grokken ist etwas, das Fremde die ganze Zeit über miteinander tun. Sagen wir, du siehst jemanden, den du interessant findest.« D_Light zwinkerte ihr zu. »Das Erste, was die meisten Leute tun, ist, ihren Vertrauten mit seinem Verscan einen visuellen Eindruck vonder Person aufnehmen zu lassen. Dann durchsuchen sie die Personenregister nach dem Profil dieser Person. Dort findest du alles Mögliche über sie heraus.«
    »Wie aufdringlich!« Lily wich zurück. »Andererseits, nun ja, vielleicht auch nicht«, sagte sie nachdenklich. »Diese Profile sind freiwillig, nicht wahr?«
    »Ja, und die Leute quatschen gern unentwegt über sich selbst, also haben die meisten Spieler nichts dagegen, gegrokkt zu werden«, erwiderte er. »Und warum sollten sie auch? Niemand findet etwas, das du nicht freiwillig mitteilst, und die Chancen stehen gut, dass diese Info ziemlich idealisiert ist.« Er kicherte. »In der Cloud gibt es immer Dinge über Personen neben ihrem Profil zu finden – die nicht so schmeichelhaft sind.«
    Lily grinste. »Hmm, klingt dennoch etwas unheimlich.«
    »Ganz und gar nicht, sobald du einmal dran gewöhnt bist«, versicherte ihr D_Light. »Tatsächlich mögen es die meisten Spieler. Es gibt zum Beispiel viele öffentliche Orte, die einzig dem Zweck dienen, gesehen zu werden und zu sehen, was es dort zu sehen gibt. Diese Orte heißen Grokstas. Ein Groksta kann irgendwas im Freien sein, wie ein traditioneller Park, oder drinnen, wie ein Club. Natürlich ist für die meisten Spieler die ganze Welt ein Groksta.«
    Sie waren an Dutzenden von Menschen auf dem Pfad vorübergekommen. Die meisten hatten Vertraute. Lily überlegte, ob einer von ihnen sie gegrokkt hatte.
    »Eigentlich«, sagte D_Light und zögerte einen Augenblick lang, »muss ich gestehen, dass ich dich, als ich dich zum ersten Mal gesehen habe, gegrokkt habe.«
    Lily verdrehte die Augen. »Ich habe meinen Umhang angehabt, nicht wahr? Du konntest keine visuelle Aufnahme von mir machen.«
    »Doch, doch, du hattest die Kapuze zurückgeschlagen. Du hast unter diesem Baum gestanden und einfach hinauf in die Zweige gestarrt.« D_Light hoffte, dass er nicht rot wurde. Inzwischen war Brian vorn langsamer geworden und neigte den Kopf zur Seite, wie um mitzuhören.D_Light verlangsamte seinen Schritt ebenfalls, um den Abstand wieder zu vergrößern.
    Einen Moment lang schwiegen sie. Dann sagte D_Light: »Aber du warst nicht im Register. Tatsächlich warst du nirgendwo in der Cloud. Du bist ein Dämon – das weiß ich jetzt –, aber du hast dich nicht als solcher gezeigt, als ich dich gegrokkt habe.«
    Lily war nicht scharf darauf, über die Gründe hierfür zu sprechen, oder über etwas anderes, was sie selbst anging, also setzte sie die Strategie fort, in wilder Hast