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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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zeigen.“
    Der Contrabitter spuckte aus und wandte sich ab.
    „Und wie ist deine Meinung?“ fragten die Weisen den Windmacher. Der junge Außenweltler blickte erst Tscherlan an, dann Mayda.
    „Sie ist ein böses Omen, wie ihr gesagt habt. Niemals haben sich Lufthaie in einer Düsterbank verborgen. Wie es scheint, verändert sich alles. Und die Veränderung fallt mit dem Zeitpunkt ihres Auftauchens zusammen. Sie sollte uns verlassen. An ihr haftet das Böse.“
    Tscherlan schüttelte den Kopf und murmelte einen Fluch. „Sie hat auch dein Leben gerettet.“ Der Windmacher sah ihn nicht an. „Sie ist der Bittstimme mächtig.“ Er breitete die Arme aus. „Sie kann die Kraft nicht ganz kontrollieren.“
    „Ich habe ihre Gedanken gekostet“, sagte der Windmacher und vermied es nun, Mayda ein zweites Mal anzublicken. „Es war … schrecklich.“ Er schüttelte sich. „Bringt sie fort. Ich möchte es nicht noch einmal erleben. In ihr ist alles dunkel.“
    „Wir haben niemanden in der Außenwelt, dessen Bittstimme so stark ist. Sie könnte uns sehr hilfreich sein.“
    Die Außenborke des Heims erzitterte. Die Weisen blickten sich verwirrt an.
    „Da ist noch etwas anderes.“ Tscherlan atmete einmal tief durch und streichelte die Hand Maydas. Sie zitterte. Sie spürte Mißtrauen und beginnende Ablehnung. „Vielleicht … nun, ich bin mir nicht ganz sicher. Vielleicht ist Mayda eine Prophetin.“ Murmelnde Stimmen. Überraschung. „Ich erinnere mich an eine Geschichte. Es heißt darin, das Heim werde uns eine Prophetin senden, wenn große Gefahr drohe. Mayda sprach im Boot mit anderer Stimme. Sie warnte vor einer Gefahr, die mit dem Auftauchen der Sieben Monde und deren Vereinigung weit oben am Himmel heranziehe.“
    „Bringt sie fort“, sagte der Contrabitter. „Bringt sie rasch fort. Sie ist keine Prophetin. Sie ist keine Dunkle. Die Innenweltler haben sie nicht ohne Grund abgeschoben. Vielleicht ist sie dazu in der Lage, Gefahren heraufzubeschwören. Erinnert euch. Tscherlans Bruder starb unter ihren Händen. Jetzt haben wir Leta verloren, eine der besten Netzwerferinnen. Soll das so weitergehen? Sie hat den Bösen Blick. Seht ihr nur einmal in die Augen!“
    „Abergläubischer Feigling!“ zischte Tscherlan aufgebracht.
    „Es ehrt dich, daß du Mayda verteidigst“, sagte einer der Weisen. „Aber schließlich hast du sie auch aufgenommen.“ Er überlegte. „Eine Prophetin? Nun, sie ist der Bittstimme mächtig, und sie scheint stärker als ein Contrabitter zu sein. Eine Warnung?“
    Tscherlan nickte. „Ja. Eine Warnung vor der Mondsturmzeit. Es heißt, sie bedrohe selbst das Heim.“ Wieder das Raunen erstaunter Stimmen. „Woher will sie das wissen?“
    „Woher kommt die Kraft eines Contrabitters?“ lautete die Gegenfrage des Jägers. „Vielleicht hat das Heim selbst mit ihrem Mund gesprochen. Mir scheint es sinnvoll, die Warnung zu beherzigen. Wir sollten uns vorbereiten.“
    „Alles Lüge!“ schrie der Contrabitter. „Bringt sie fort. Vertreibt sie von Außenwelt. Übergebt sie der Tiefe!“
    „Schweig endlich, Idiot!“ knurrte Tscherlan.
    „In Maydas Gegenwart ist viermal das Lebenslicht erloschen“, stellte ein Weiser skeptisch fest. „Warnungen dürfen nicht leichtfertig übergangen werden. Vielleicht ist Mayda eine Dunkle. Vielleicht hat sie den Bösen Blick. Doch vielleicht ist sie auch eine Prophetin.“ Er beugte sich vor. Der Wind bewegte seinen langen, weißen Bart wie eine Fahne. „Es gibt eine Möglichkeit, es herauszufinden. Nur wenige hier in Außenwelt sind in der Lage, mit der Bittstimme zu sprechen. Die Begabtesten sind die Steuerer. Vielleicht können sie herausfinden, wer oder was sie ist. Es ist dies die letzte Chance, die wir dir einräumen, Mayda. Danach bist du entweder eine vollwertige Außenweltlerin – oder ein Störfaktor, den wir beseitigen müssen.“
    „Wir haben nicht mehr viel Zeit“, sagte Mayda leise. „Die Mondsturmzeit beginnt morgen während der Finsternis.“ Sie deutete empor. Die sieben Monde standen eng beisammen. Morgen würden sie zu einem einzigen Schimmer verschmelzen.
     
    Das Zischen aus den Gasporen des Heims war wie die Stimme eines gewaltigen, aber unsichtbaren Ungeheuers.
    „Komm weiter“, sagte Tscherlan. „Hab keine Angst.“ Mayda blickte zurück. Das ganze Dorf wartete an den Grenzmarken zur Steuerregion. Es waren dies die rückwärtigen Bereiche des Heims. Der Rand der Welt war nicht fern, und manchmal klafften tiefe Risse

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