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Mich gibt s ubrigens auch fur immer

Mich gibt s ubrigens auch fur immer

Titel: Mich gibt s ubrigens auch fur immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seidel Jana
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obwohl ich dabei kein gutes Gefühl habe.
    Wir sitzen noch eine Weile friedlich zusammen und trinken Tee. Die alten Damen tauschen Neuigkeiten über ihre Enkel aus. Und ich versuche, nicht jedes Mal angewidert das Gesicht zu verziehen, wenn dabei die Rede auf den süßen kleinen Oscar kommt.
    Â»Wir wollten eigentlich am Wochenende zu unseren Enkeln fahren. Aber ich habe keine Vertretung für den Laden gefunden.« Elizabeth seufzt schwer.
    Â»Das ist schade«, sagt Lilly und schaut traurig. Ich weiß nicht, ob es Mitleid ist oder weil sie keine Einladungen von ihren Enkeln bekommt.
    Â»Ja, wirklich«, sage ich, um überhaupt etwas zu sagen. Wir schauen in unsere Tassen, und ich nehme mir wirklich fest vor, den Mund zu halten. Jetzt auf keinen Fall das sagen, was mir durch den Sinn geht.
    Â»Ich könnte einspringen. Ich habe am Sonnabend noch nichts vor!« Weil ich mich so bemüht habe, die Worte zurückzuhalten, mussten sie sich sehr abkämpfen, um den Weg über meine Lippen zu finden. Deswegen kommen sie etwas abgehetzt und aggressiv heraus. Lilly kippt sich vor Schreck etwas Tee auf ihren Mantel. Auch Elizabeth sieht überrascht aus.
    Â»Ich meine ja nur. Die Leute bekommen dann vielleicht nicht die gewohnte Beratung, aber ich habe schon in so vielen Läden gearbeitet, dass am Ende zumindest die Kasse stimmen wird.«
    Elizabeth denkt nach.
    Â»Nimm sie, die ist gut«, bietet mich Lilly an, als sei ich ein Pferd.
    Â»Warum eigentlich nicht. Ich kann allerdings nicht sehr viel zahlen.«
    Â»Ich will gar kein Geld. Für die paar Stunden können Sie mich in Büchern bezahlen.« Das Stöbern wird Spaß machen, und Hrithik ist das ganze Wochenende über geschäftlich in Frankfurt.
    Jetzt strahlt Elizabeth übers ganze Gesicht. »Ja, ich glaube, Lilly hat recht. Du bist genau richtig. Aber so arm bin ich auch wieder nicht. Das bekommen wir schon hin.« Wir verabreden uns für Freitagnachmittag, damit sie mich schon mal ein wenig einarbeiten kann.


    O h, oh«, sagt Juli nur, als wir uns anschließend im Weinstein treffen. Toni ist da – wie immer – ein wenig rabiater: »Aber glaub nicht, dass du dich dann gleich wieder für Literaturwissenschaft einschreiben kannst.«
    Das trifft mich, wenngleich ich das wohl verdient habe. Ich habe auch das mal zwei Semester studiert. Zum Glück, andernfalls hätte ich Toni und Juli nie kennengelernt.
    Â»Jetzt hört aber auf, ich arbeite dort nur einen einzigen Tag als Aushilfe. Was ist eigentlich mit Peter?«
    Â»Stress mit Liu, sie will, dass er sich einen vernünftigen Job sucht«, erklärt Toni knapp.
    Liu ist seine Freundin, in die er sich in einem Chinaurlaub verliebt hat. Da prallen häufiger mal die Kulturen aufeinander. Sie kollidieren sogar noch häufiger, seit Liu richtig gut Deutsch spricht und jedes Wort versteht, was er sagt. Und er redet wirklich viel, die meiste Zeit allerdings in merkwürdigen Zitaten.
    Juli und ich kichern. Ich habe dabei ein schlechtes Gewissen, an der Jobfront kann ich genauso wenig wie er als Vorbild dienen. Aber so haben wir zumindest etwas, was wir ausdiskutieren können. Seit wir alle in überwiegend glücklichen Beziehungen stecken, können wir dummerweise nicht mehr stundenlang das grausame und völlig unverständliche Verhalten der Männer in unserer Umgebung zerlegen. Dass Hrithik und ich ein ernsthaftes Problem haben könnten, mag ich noch nicht so richtig in Erwägung ziehen, deshalb zähle ich uns einfach mal immer noch zu den glücklichen Pärchen. Und so angenehm eine funktionierende Beziehung auch ist, so fatal ist sie für Frauenfreundschaften. Da zähle ich Peter einfach mal mit rein. Man hat viel weniger zu erzählen und trifft sich viel seltener, weil man gerade im Winter eingekuschelt mit seinem Partner auf dem Sofa in ekliger Pärchengemütlichkeit verharren möchte. Andererseits heißt das ja nicht, dass man nun ein völlig problemfreies Leben führt. Daran erinnert mich Juli mit ihrer Frage:
    Â»Was ist denn nun eigentlich mit Indien. Fahren wir?«
    Auch Toni sieht mich gespannt an. Wenn ich doch nur wüsste, was die richtige Entscheidung ist. Einerseits habe ich keine Lust, meinen Vater in seiner Hippie-Sekte zu treffen. Andererseits habe ich das Gefühl, dass er sonst immer wie ein dunkler Klumpen durch meinen Kopf wabern wird. Die ungeklärte Frage: Ist es

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