Mich gibt s ubrigens auch fur immer
vielleicht mein Fehler, dass wir keinerlei Kontakt haben? Hätte ich groÃmütiger sein sollen à la: Auch wenn er zufällig mein Vater ist, bleibt er auch nur ein Mensch, und wenn er ein Fremder wäre, fände ich sein Verhalten vielleicht einfach nur amüsant? Der Klumpen ist bestimmt auch Schuld daran, dass ich
herausplatze: »Na klar, ich fahre auf jeden Fall!«
Ich hoffe, dass sich als Belohnung das viel leichtere Magengrummeln, das ich in Bezug auf meine Hochzeit empfinde, abschalten lässt. Hrithik ist hoffentlich immer noch die Zukunft, mein Vater höchstwahrscheinlich nur meine Vergangenheit. Da nehme ich doch dieses Unbehagen in Kauf, wenn ich dafür mit einem reinen Gefühl vor den Altar, oder wo auch immer wir heiraten, treten kann.
»WeiÃt du schon, wann?«
Ich überlege kurz: »In einem Monat, denke ich. Dann ist Hrithiks Familie abgereist, und ich kann mich um meine eigene kümmern. Aber auf keinen Fall länger als zwei Wochen.«
»Fein, das passt. Ich bin dabei«, sagt Juli. Sie schreibt Bücher und kann sich ihre Zeit frei einteilen.
»Ich muss schauen, ob ich Urlaub bekomme. Aber falls ja, bin ich auf jeden Fall dabei.« Toni schaut auf ihre Fingerspitzen.
»Hey, Toni, du bist mit deinem Chef zusammen. Du wirst ja wohl Urlaub kriegen?« Juli stöÃt ihr in die Rippen. Bis vor Kurzem war Tonis Chef nämlich auch noch ihrer. Dann hat sie, um ihren Verleger-Freund zu beeindrucken, ein Buch geschrieben. Das dann tatsächlich so gut war, dass es gedruckt wurde. Mit vollem Erfolg. Deswegen konnte sie den alten Job an den Nagel hängen.
»Nun ja, wir versuchen, Beruf und Privatleben zu trennen. Deswegen will ich keine Vorteile herausschlagen. Versteht ihr?« Toni druckst herum. Und sie druckst eigentlich nie herum.
»Nicht so ganz, ehrlich gesagt«, beharrt Juli.
»Es läuft gerade nicht so gut.«
Wir schauen Toni beharrlich weiter an.
»Seine Exfrau macht Probleme.« Oh, Mann, sind wir alt geworden. Wo ist die Zeit hin, in der man mit den Jungs noch unbefangen herumtollen konnte, als wir alle noch keine schwerwiegende Vorgeschichte hatten. Auf einmal gibt es nicht bloà eine blöde Ex, sondern eine waschechte Ex-Ehefrau, die sogar Teil des Lebens bleiben muss, weil sie das gemeinsame Kind ausgetragen hat. Ich stelle es mir auch nicht ganz unkompliziert vor, immer den lebenden Beweis einer vergangenen Liebe mit allem Drum und Dran, sprich Sex, vor Augen zu haben. Brrr ⦠der Gedanke, dass Hrithik mit Melanie geschlafen hat. Sie dabei mit so verhangenen Augenlidern angesehen hat wie mich. Grauenhaft. Bin echt froh, dass ihre Liebe keine Früchte getragen hat. AuÃerdem war es bestimmt gar keine echte Liebe. So!
»Sie hat ihn für einen anderen verlassen, kurz bevor wir zusammengekommen sind. Jetzt hat es mit dem anderen nicht geklappt. Natürlich sagt sie nicht direkt, dass sie ihn zurückhaben will. Und Männer sind so bescheuert. Paul denkt wirklich, dass sie nur jemanden braucht, mit dem sie reden kann, wenn sie nachts um zwei anruft. âºSie ist die Mutter meines Kindes und macht eine schwere Zeit durch.â¹ Immer wenn ich durchscheinen lasse, das sei doch nur so eine Masche, stehe ich als Zicke und sie als reines Opfer da.« Toni sieht betrübt in ihr Glas.
Oh je, Männer sind in manchen Dingen echt doof. Keine Frau würde auf diese Nummer reinfallen. Kann mir lebhaft vorstellen, wie die Kuh ihm im Morgenmantel aufmacht, weil sie vor lauter Kummer die Last der Kleidung nicht mehr erträgt, ein Gläschen Rotwein einschüttet und ihn bittet, sie in den Arm zu nehmen »einfach nur so als Freund«. Wobei der Morgenmantel sich natürlich ein Stück öffnet und den Blick freigibt auf einen perfekt geformten SchweiÃtropfen, der langsam zwischen ihren Brüsten hinunter läuft. Bis der arme Mann vor lauter aufgewühlten Emotionen, die durch den Raum schwirren, gar nicht mehr weiÃ, wo ihm der Kopf steht. Und natürlich stöÃt Paul eher Toni vor den Kopf, die immer Stärke ausstrahlt, als die dumme Schnepfe, die ihn vorher wie einen Blödmann behandelt hat. So etwas ist beim Anblick eines Fräuleins in Nöten offenbar ganz schnell vergessen. Insgeheim fühlt er sich bestimmt auch geschmeichelt, dass sie nun wieder angekrochen kommt. Juli und ich schütteln ob so viel missverstandener Ritterlichkeit nur angewidert den Kopf. Klar, dass
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