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Mich gibt s ubrigens auch fur immer

Mich gibt s ubrigens auch fur immer

Titel: Mich gibt s ubrigens auch fur immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seidel Jana
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heiraten«, sagt Hrithik schnell abwehrend. Das ist absolut keine Antwort auf meine Frage. Trotzdem schlägt mein Herz erfreut höher. Nicht nur, weil Melanie keine Heiratskandidatin war. Bei seiner Aussage schwingt ja wohl mit, dass er mich immer noch heiraten möchte. Ich lasse ihn dennoch nicht mit der knappen Antwort davonkommen. Wenn ich weiß, wie seine Eltern auf Melanie reagiert haben, bekomme ich vielleicht schon mal eine Ahnung, was mich erwartet.
    Â»Also, haben sie sie kennengelernt?«
    Â»Na klar, wir waren ja ein paar Jahre zusammen.«
    Kurz zieht sich mir doch der Magen zusammen, wenn ich daran denke, dass ich noch lange nicht so viel Zeit mit ihm verbracht habe wie sie. Aber bestimmt die Zeitdauer über die Intensität und Nähe? Wohl kaum, wenn ich an die ganzen schweigend nebeneinander her lebenden Pärchen denke.
    Â»Und, wie sind sie mit ihr klargekommen?«
    Â»Sie mochten sie sehr gern.« Himmel, muss man ihm denn alles aus der Nase ziehen. Er sieht aus, als suche er nach einem Notausgang. In meinem Magen grummelt es schon wieder.
    Â»Also hat es sie nicht gestört, dass sie Deutsche ist?«
    Hrithik windet sich. »Nein, hat es nicht.«
    Â»Warum nicht?«
    Dämliche Frage. Wieso nur kann ich nicht aufhören zu bohren.
    Â»Sie mochten ihren gepflegten Stil.« Mir ist klar, dass er das jetzt sehr vorsichtig ausgedrückt hat. Reflexartig ziehe ich meine angewinkelten Knie noch enger an meine Brust.
    Â»Ach so, klar, erfolgreiche Anwältin und so …«, bringe ich knapp hervor und versuche, mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr mich das trifft. Alles das, was ich nicht verkörpere, hat Hrithiks Eltern von Melanie überzeugt. Gepflegter Stil? Mist. Die meinen doch die Aura des Erfolgs und diese ganze Gucci-Kiste. Nun, seine Eltern sind wohl ganz moderne Hindus. Ich dachte, die ideale Ehefrau in Indien ist devot und anschmiegsam. Das will ich nun auch nicht unbedingt sein, aber …
    Hrithik durchschaut mich sofort und presst mich lachend an sich. »Ich liebe dich, Tanja. Und was Eltern bei einem kurzen Blick einnehmend finden, ist ja nicht unbedingt das, was man sein ganzes Leben haben möchte. Und ich will eben dich. Und mir ist völlig egal, was du wie erfolgreich tust. Hauptsache du tust, was du wirklich willst und bist glücklich dabei.«
    Er fängt an, mich zu kitzeln, so dass ich auch glucksen muss. Ich schmiege mich fest an ihn und hoffe, dass ich zumindest meinem Glück mit ihm trauen kann. Aber für den Moment fühlt sich alles zwischen uns wieder so herrlich geborgen und vertraut an wie früher. Ich mag auch gar nicht wirklich daran zweifeln, dass wir am Ende heiraten und glücklich bis ans Ende aller Tage werden. Ich muss nur noch eine Situation finden, ich der ich ihm das überzeugend vermitteln kann. Eine Frage bleibt aber: Bin ich glücklich bei dem, was ich tue? Eigentlich habe ich immer darauf gewartet, dass ich irgendwann irgendetwas anfange und spüre: Genau das ist es. Dieses Gefühl hatte ich aber bislang bei allem, was ich angefangen habe – für jeweils drei Monate. Ist das nicht sowieso alles ein Luxusproblem? Mal ehrlich, wie viele Arbeitnehmer kennt man denn, die morgens pfeifend zur Arbeit gehen, zwischendurch keine Zeit bei Facebook verdaddeln, um sich von ihrem eigentlichen Job abzulenken, und abends mit einem erfüllten Lächeln zu Hause den Schlips lockern, statt ihn aggressiv in die Ecke zu werfen? Dass wir jetzt auch noch dem Druck ausgesetzt sind, bei der Arbeit Spaß zu haben, liegt doch nur daran, dass wir plötzlich so viele Wahlmöglichkeiten haben und nicht einfach mehr von Geburt an dazu bestimmt sind, als Leibeigene das Feld zu beackern, um dann abends erschöpft auf unseren Ballen Stroh zu fallen und dort einzupennen, bis uns der erste Sonnenstrahl weckt. Möchte mal festhalten: Diese noch recht neuen Umstände sind Fluch und Segen zugleich.
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    A m Freitagabend suche ich Elizabeth kurz vor Ladenschluss auf, um die Schlüssel abzuholen und um mich ein bisschen einarbeiten zu lassen. Sie begrüßt mich mit Begeisterungslauten und einer Umarmung. Nach einem Blick auf die Uhr schließt sie die Tür ab und dreht das altmodische Schild »Geschlossen« so, dass es von außen zu sehen ist. Sie deutet auf eine Chaiselongue, und ich setze mich hin.
    Â»Ich bin gleich wieder da. Ich koche uns nur schnell einen Tee – oder magst du

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